EDITA GRUBEROVA- SIE BRINGT DAS PUBLIKUM UM DEN VERSTAND.
Bis zum 50jährigen Bühnen jubiläum will sie noch durchhalten ( 7.Februar 2015)
Edita Gruberova. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Interview mit Edita Gruberova (geführt am 12.1. sowie am 29.1. und 7.2.2015)
Wie geht’s es Ihnen jetzt nach der Gala?
Ich bin dankbar – in jeder Hinsicht! Dem lieben Gott, dass er mir mit meinen 68 Jahren noch eine solche Kondition gibt; dem Publikum, das mich heute mit Begeisterung wahrlich „überschüttet“ hat und mich schon immer verwöhnt hat; dem Direktor, dass er sich das ganze angetan hat; meiner neuen Lehrerin in München…Ich bin rundum glücklich!
Rund um die Straniera-Premiere hatte ich zeitweise das Gefühl, ihre Langzeit-Karriere ärgert so manchen Kritiker?
Den Verdacht hege ich längst! Aber so lange mir das Singen so leicht fällt und das Publikum eine halbe Stunde jubelt, werde ich nicht aufgeben; sollen diese Besserwisser doch zu Hause bleiben…
Wie soll es weitergehen?
In Wahrheit befinde ich mich längst in einem „Rückzugs-Gefecht“. Ich singe höchsten 30 Vorstellungen bzw. Konzerte pro Jahr, früher waren es über 50! Ich gebe ständig Rollen ab – es gibt von mir keine Traviata, Zerbinetta oder Manon mehr. Und damit das Ganze nicht langweilig wird, ergänze ich mein schrumpfendes Repertoire alle paar Jahre – etwa um Lucretia Borgia oder La Straniera.
Auf ihrem Klavier soll sich immer der nächste „Clou“ befinden – was findet man dort jetzt?
Wieder eine Donizetti-Oper, „Gemma di Vergy“, die einst von Montserrat Caballé ausgegraben wurde.
Haben Sie sich schon entschieden?
Nein, ich habe nur vorgefühlt…
Wie kommen Sie zu diesen Raritäten?
Da sind Sie nicht unbeteiligt! Seit der Lucia drängen Sie mich ins Belcanto-Repertoire. Und ich habe damals weder Puritani noch Linda di Chamounix gekannt. Und so habe ich zu sammeln begonnen. Und davon profitiere ich noch heute!
Sie haben heute am Ender der Gala vom 50jährigen Bühnenjubiläum in drei Jahren gesprochen – und dass sie so lange durchhalten wollen… war das ernst gemeint?
Was weiß man schon, was in der Jahren alles sein kann – aber wenn alles im wesentlichen bleibt, dann tatsächlich!
Sie leben nahe Zürich – wollen Sie dies auch weiterhin?
Dort sind meine Enkel und meine Töchter, dort habe ich einen wunderbaren Garten – also werde ich wohl bleiben…
Wie halten Sie sich fitt?
Nicht zuletzt durch gesunde Ernährung: kein Brot, kein Käse, kein Eis. Dazu mache ich Gymnastik (nicht übertrieben) und bin viel in der frischen Luft.
Gibt es unerfüllte Wünsche?
Wenige: Ich war z.B. nie in Buenos Aires?
Und Rollen?
Da gibt es mehr: Dinorah von Meyerbeer z.B.
Sie haben sich nach ihrem größten Erfolg an der Met mit Puritani entschieden, nie wieder in die USA zu fahren, haben Sie dies je bedauert?
Ich war in den USA immer unglücklich und einsam, meine Kinder mussten in Europa zur Schule, die Lebenshaltungskosten fraßen die Gagen weg. Und gegen mein Heimweh half einzig und allein Sissy Strauss samt „family“ aus Wien. Nein ich würde es so wieder machen!
Eine Abschlussfrage: wollen Sie ihr technisches Können an die Jungen als Lehrerin weitergeben?
Ich glaube nicht, dass ich dafür die nötige Geduld habe.
Ich danke für das nette Gespräch.
Peter Dusek