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DVD Szymanowski: KRÓL ROGER (London 2015)

14.12.2015 | CD/DVD/BUCH/Apps, dvd

DVDCover Krol Roger

Karol Szymanowski
KRÓL ROGER
Covent Garden, London, 2015
Opus arte

Nicht, dass sich in den letzten Jahren gar niemand um den „Krol Roger“ des Karol Szymanowski gekümmert hätte, im Gegenteil: Das Werk von 1926 war in einer Koproduktion mit Barcelona 2009 bei den Bregenzer Festspielen erfolgreich, im gleichen Jahr war es auch in der Bastille-Oper zu sehen, dort – wie auch in der Londoner Aufführung – mit dem polnischen Bariton Mariusz Kwiecien in der Titelrolle, für den der Sieg einer polnischen Oper auf den internationalen Bühnen natürlich besonders viel bedeuten muss.

Opernfreunde konnten die hoch interessante Inszenierung des Werks durch Kasper Holten schon kostenlos über das Streaming Portal Opera Plattform sehen, aber erst DVD / BlueRay bieten dann die wahre Qualität. Wobei Holten Szymanowskis in jeder Hinsicht modern-„romantisches“ Werk nicht mit dem Mittelmeer-Exotismus bedient, den die Handlung eigentlich vorgibt. Denn Roger, im 12. Jahrhundert christlicher König von Sizilien, ein faszinierender, weltaufgeschlossener Mann, der sogar Arabisch sprach (interessant für Geschichts-Freaks: Er war der Großvater von Friedrich II.), wird hier in einem grandiosen Palermo (byzantinische Kathedrale, orientalischer Palast, hellenistisches griechisches Theater) mit der (heidnischen) Heilsfigur eines Hirten konfrontiert, die sich später als Dionysos entpuppt…

Verstand und Ekstase finden sich in prachtvoller Musik konfrontiert, wobei Holten ein zeitgemäßes Ambiente – eine arenaartige Struktur mit einem zu drehenden Riesenkopf – wählt, das auf seine Art nicht weniger faszinierend ist, und darin die wahnsinnige Geschichte entfesselt.

Mariusz Kwiecien werden als König Roger nicht nur darstellerisch und gesanglich extreme Emotionen abverlangt, er muss sich am Ende auch von einer wild-schaurigen Bacchanten-Schar brutal über die Bühne zerren lassen. Manchmal klingt er ein wenig angestrengt, was auch für seinen Kollegen gilt: Saimir Pirgu bringt, in eleganten Anzügen, die Ausstrahlung eines glatten Sektenpredigers, und Georgia Jarman mit dem Bubi-Kopf der zwanziger Jahre ist eine interessante, anteilnehmende Königin.

Dazu kommt, dass dieser spannende, von Antonio Pappano zu voller Klangpracht hoch gefahrene Abend, alle Vorzüge einer DVD mitbringt: Man sieht Details, in diesem Fall Gesichter voll Ausdruck, näher, als der beste Operngucker sie im Haus zu vermitteln mag, immer wieder abwechslungsreich mit Bildern auf die volle Szene geschnitten – da herrscht heute schon eine Menge Können in der Vermittlung von Opernereignissen. Da kann man, auch wenn’s nur daheim im Wohnzimmer ist, schon das Gefühl haben, man sei direkt in Covent Garden.

Renate Wagner

 

 

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