Giuseppe Verdi:
ERNANI
Recorded live from the Opéra Monte-Carlo, 2014
1 DVD Arthaus Musik / Naxos
Schon die ersten Töne klingen so sehr nach Rigoletto, dass der Komponist nicht in Frage steht. Und doch, es ist noch ein früher Verdi, seltener gespielt, obwohl er für die üblichen Stimmlagen die bei ihm üblichen großen Rollen bietet und auch die Chöre entsprechend bedacht sind. Die Aufführung, die 2014 im prachtvollen Opernhaus von Monte Carlo Premiere hatte, verströmt auch von der DVD musikalischen Glanz: Daniele Callegari, oft auch in München und Dresden tätig, von italienischen Häusern abgesehen, lässt den Abend zünden.
Inszeniert hat ihn der Direktor des Hauses, Jean-Louis Grinda, der damit in seiner Heimatstadt tätig ist, nachdem er jahrelang der Opéra Royal de Wallonie geleitet hat (und nun auch dem Sommerfestival Les Chorégies d’Orange vorsteht). Er hat Monte Carlo schlagartig ins Bewusstsein und Gespräch der Opernfreunde gebracht, als er zu Beginn des Jahres 2917 den französischen „Tannhäuser“ mit José Cura ansetzte und damit für eine veritable Sensation sorgte. Ähnlich spektakulär fiel sein „Ernani“ – in Co-Produktion mit Liège – nicht aus, aber es ist eine sehr solide Aufführung.
Die Kritik erwähnte den „Mut“, ein Stück in historischen Gewändern auf die Bühne zu bringen, wobei allerdings die Ausstattung Isabelle Partiot-Pieri ein für die Regie wesentliches Element einbringt: Zahlreiche Spiegel brechen das Bild immer wieder, werfen automatisch die Frage nach der „Wirklichkeit“ auf, was eine „normale“ Opernhandlung dann doch interessanter macht.
Ramón Vargas ist ein viel beschäftigter, vorzüglicher Sänger, dem wohl nur die Heldenstatur gefehlt hat, um statt seines soliden Wegs die große Glitzerkarriere zu machen. Mit der Oper in Monte Carlo scheint er eng verbunden, er sang nach dem Ernani-Titelhelden auch den Gabriele Adorno in „Simon Boccanegra“ (und wird dort demnächst als Karl Moor in Verdis „Masnadieri“ zu hören sein – offenbar ist der frühe Verdi dem Intendanten ein Anliegen).
Ähnlich „teuer“ und populär ist die Besetzung von jenem Don Carlo, der Kaiser Karl V. sein sollte – Ludovic Tézier ist der interessante und rare Fall, dass ein Franzose zum führenden Verdi-Bariton aufgestiegen ist. Er hat das Samttimbre und die fließende Kantilene, die ein Kavaliersbariton braucht, samt dramatischer Attacke. Zu den Hauptrollen-Herren gesellte sich noch der russische Baß Alexander Vinogradov als Don Ruy Gomez de Silva, während die scharfstimmige, ein wenig hektisch singende und agierende Bulgarin Svetla Vassilieva gegen die starke Männerbesetzung etwas abfällt.
Sicher, es gibt auf DVD noch die „Ernani“-Aufführungen mit Pavarotti aus der Met (1983) und mit Domingo zur gleichen Zeit aus der Scala, aber das sind historische Ereignisse, die längst jeder Verdi-Freund zuhause hat. Als Ergänzung kann man sich auf seinem Bildschirm gut in das schöne Opernhaus von Monte Carlo begeben.
Renate Wagner
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Giuseppe Verdi
ERNANI
Ernani – Ramón Vargas
Don Carlo – Ludovic Tézier
Don Ruy Gomez de Silva – Alexander Vinogradov
Elvira – Svetla Vassilieva
Giovanna – Karine Ohanyan
Don Riccardo – Maurizio Pace
Jago – Gabriele Ribis
Daniele Callegari, conductor
Monte Carlo Opera Choir
(chorus master: Stefano Visconti)
Monte Carlo Opera Orchestra
Jean-Louis Grinda, stage director
Isabelle Partiot-Pieri, set designer
Teresa Acone, costume designer
Recorded live from the Opéra Monte-Carlo, 2014