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DVD/Blu-ray GIUSEPPE VERDI „ATTILA“ – Live Mitschnitt aus dem Teatro Comunale di Bologna 2016; major. Unnötig

05.02.2020 | Allgemein, dvd

DVD/Blu-ray GIUSEPPE VERDI „ATTILA“ – Live Mitschnitt aus dem Teatro Comunale di Bologna 2016; major

Unnötig

Mir ist noch sehr gut ein Künstlergespräch an der Wiener Staatsoper mit Giuseppe di Stefano erinnerlich, in dem eine Lanze für Live-Mitschnitte gebrochen wurde. Das aber unter der Voraussetzung, dass nur außergewöhnlichste und beste, wenn nicht sogar ausschließlich als unter das Etikett „Legendär“ fallende Opernabende veröffentlicht werden. Diese vernünftige und auch für den auf Glanzleistungen fixierten Melomanen (denn nur dafür lohnt sich der enorme Aufwand an Zeit und Geld) wohl nachvollziehbare Ansicht wird durch eine Entwicklung konterkariert, wo jede noch so durchschnittliche Produktion von Standardrepertoire ohne Rücksichtnahme auf die Qualität der sängerischen Leistungen unbarmherzig gefilmt und audiovisuelle Veröffentlichungen von Opernhäusern primär als PR betrachtet werden.

Der vorliegende Mitschnitt ist in diesem Sinne gleich aus mehreren Perspektiven betrachtet ein Ärgernis. Da ist einmal die Wald- und Wiesenproduktion von Daniele Abbado, ein provinzielles Ausstattungs- und Rampentheater mit einer Art von zeitgenössischen Camouflage-Uniformen ohne erkennbaren ästhetischen bzw. intellektuell deutenden Ansatz oder Mehrwert. Auf der anderen Seite sind die vokalen Leistungen von Ildebrando D’Arcangelo (rauhes Tremolo zum Start) in der Titelrolle und Maria Jose Siri (Anschleifen, scharfe Spitzentöne, ungefähre Verzierungen) als Odabella (an diesem Abend) ungenügend. Damit ist aber ein sogenanntes Belcanto-Opernfest schon gelaufen. Auch Simone Piazzola als Ezio und Fabio Sartori als Foresto bieten nur Durchschnittliches.  Der Coro del Teatro Comunale di Bologna und das Orchestra del Teatro Comunale di Bologna unter der musikalischen Leitung von Michele Mariotti agieren gut bis routiniert. Das vorhandene Temperament sei hier einmal vorausgesetzt.

Ist das alleine schon marktfähig? Nein.

Tipp: Wer eine ordentliche Studioproduktion der Oper Attila hören will, dem sein die Aufnahme mit Samuel Ramey, Cheryl Studer, Neil Shicoff, dem La Scala Orchestra unter Riccardo Muti empfohlen.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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