Duo Praxedis: Grand Duet
Originalwerke für Harfe und Klavier
Praxedis Hug-Rütti, Harfe
Praxedis Geneviève Hug, Klavier
Ars Produktion 2016
Zur neuen CD-Produktion zog es die Pianistin Praxedis Geneviève Hug und ihre Mutter, die Harfenisten Praxedis Hug-Ruetti in diverse internationale Bibliotheken. Originalwerke für die Duobesetzung Harfe plus Klavier sind im heutigen Konzertbetrieb rar gesät – dabei boomte diese Konstellation im 18. und 19. Jahrhundert regelrecht, als nämlich das Bürgertum das Musikmachen selbst in die Hand genommen hatte. Neues passendes Repertoire war gefragt. Ebenso fühlten sich die Instrumentenbauer zu neuen Entwicklungen angestachelt: So wurde im Haus Érard die heute noch übliche Konzertharfe erfunden.
Aktuell gehen diese beiden stilistisch extrem wendig agierenden Schweizer Musikerinnen einmal mehr den historischen Wurzeln ihrer, bislang im heutigen Konzertbetrieb eher selten anzutreffenden Duobesetzung auf den Grund. Komponisten wie Francois-Adrien Boieldieu (1775-1834), Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), Francois-Joseph Dizi (1780-1840), Johann Baptist Krumpholz (1742-1790), Guillaume Gatayes (1774-1846) Daniel Steibel (1765-1823) oder Federigo Fiorillo (1778-1837) schufen mehrsätzige Duett-Kompositionen oder auch konzertante Rondos.
Praxedis Hug-Rütti und Praxedis Geneviève Hug machen dieses kurzweilige Repetoire neu entdeckbar. Auf ihrer neuen Doppel-CD erzeugen sie mit diesen Werken einen musikalischen Fluss voller Lebenskraft und inspirierender Anmut. Sehr förderlich für eine durchgängig stimmende Dramaturgie ist dabei ein „roter Faden“, den Johann Nepomuk Hummels fünf Rondolettos erzeugen, die jeweils immer wieder mit dem Werk eines anderen Komponisten kontrastiert werden.
Beide überbieten sich in ihrer sprühenden, in jedem Moment absolut uneitlen Spielfreude. Was kein Widerspruch ist zu einer schwerelos artikulierten, dennoch extrem detailscharfen Präzision. Man gerät ins Staunen und Schwelgen angesichts der unverbrauchten Frische, die aus dem Esprit frühklassischer Melodik so vielgestaltig hervorgeht. Die vordergründige „Einfachheit“ wirkt hier wie ein großer Reichtum – eben weil beide Interpretinnen mit so viel Leidenschaft, Beweglichkeit und Ehrlichkeit agieren.
Filigran und fein verästelt entfalten sich die Tongirlanden der Harfe von Praxedis Hug-Rütti, während Praxedis Geneviève Hug mit ihrem vitalen Klavieranschlag für lebendigen Vortrieb sorgt. Das kommt mal liedhaft-fröhlich, gerne auch etwas vorwärtsdrängend rasant und dann wieder zart melancholisch daher. Diese musikalischen Dialoge sind Einklang und nie Konfrontation.
Mannigfaltige melodische Möglichkeiten, humorige Pointen und ganz viel Anmut – dies alles floss den Komponisten dieser Zeit unerschöpflich aus der Feder. Diese Musik soll immer kommunikatives Miteinander und nie eitle Selbstdarstellung sein. Das Duo Praxedis hat dieses Prinzip intuitiv erfasst – und erzeugt damit lichtdurchflutete musikalische Sternstunden mit Suchtfaktor! Die hervorragende klangliche Transparenz dieser Produktion tut ein übriges: Überaus plastisch wirkt, wie das Harfenspiel immer ganz dicht dran ist an den melodischen Linien des Klaviers.
Stefan Pieper