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DUISBURG/ Deutsche Oper am Rhein: PIQUE DAME. Premiere

Pique Dame goes Hollywood

29.09.2019 | Oper

Peter Iljitsch Tschaikowsky: Pique Dame, Deutsche Oper am Rhein, Theater Duisburg, Premiere: 28.09.2019

 (Premiere Düsseldorf: 25.05.2019)

 

Pique Dame goes Hollywood

Die amerikanische Regisseurin Lydia Steier hat für Ihre Inszenierung von Tschaikowskys Lieblingsoper «Pique Dame» die Gegenwart/jüngere Vergangenheit als Zeitebene gewählt. Sie lässt die Oper nach einer Vorlage Puschkins im Hollywood der 50er- Jahre spielen. Bärbl Hohmann (Bühne) hat den Garten einer Hollywood-Villa inklusive Pool auf die Bühne gebracht. Die passenden, höchst ästhetischen Kostüme dazu stammen von Ursula Kudrna.


Foto: Hans Jörg Michel

Die zeitliche Verschiebung passt bestens: Die Oper für den Jetset des 19. Jh., die den Jetset des 18. Jh. zeigt, wird hier dem Publikum des 21. Jh. mit dem Jetset des 20. Jh. gezeigt. Die Gartenlandschaft der Bühne besteht aus verschiedenen Ebenen, so dass vermittelst Vorhängen Räume wie eine kleine Bühne für das Pastorale oder das Zimmer der Gräfin abgetrennt werden können.

Im zweiten Teil ist die Gartenlandschaft weitgehend verschwunden, die hochgeklappte Brücke über den mit einer Versenkung dargestellten Kanal des 6. Bildes dominiert die Bühne. Ein Podest mit Bett und ein langsam drehender Rotor stehen für Hermanns Zimmer. Die Spielhölle des letzten Bildes kommt aus der Versenkung, steigt aus dem Kanal auf, in dem Lisa sich eben ihr Leben genommen hat.

Steier kann so die Geschichte eng am Libretto erzählen, ohne dass die Verschiebung störend wirkt (hätte sie auch bei lesbaren Übertiteln nicht) und entwickelt so einen Zug, der bis zum Schluss nicht mehr loslässt.


Foto: Hans Jörg Michel

Tschaikowskys Musik ganz hervorragend umgesetzt, man möchte fast sagen verinnerlicht, haben die Duisburger Philharmoniker unter Aziz Shokhakimov und der Chor der Deutschen Oper am Rhein (vorbereitet von Gerhard Michalski) und die Akademie für Chor und Musiktheater. Hier bleiben keine Wünsche offen.

An der Spitze der Riege der Solisten sind Natalia Muradymova als Lisa und Sergej Khomov als Hermann zu nennen. Muradymova überzeugt mit wunderschönen Farben und dramatischem Impetus, Khomov mit seinem Heldentenor ohne aber je eintönig oder indifferent zu werden. Beide Stimmen harmonierten perfekt und beide Solisten erreichen auch als Paar entsprechende Bühnenpräsenz. Als Fürst Jeletzki überzeugt der Mexikaner Jorge Espino mit profundem Bariton, als Gräfin Renée Morloc. Auch die weiteren Solisten lassen keine Wünsche offen: Anna Harvey als Polina / Milowzor und Daria Muromskaia als Mascha / Prilepa wie auch Stefan Heidemann als Graf Tomski / Slatogor, Johannes Preissinger als Tschekalinski, Bruno Vargas als Surin und Andrés Sulbarán als Tschaplitzki. Das Ensemble ergänzen Andrei Nicoara als Narumow, Luis Fernando Piedra als Zeremonienmeister und Philipp Vorjohann als Der Aufsteiger.

Eine grossartige Leistung, die Lust auf weitere Begegnungen mit diesem Haus macht!

Weitere Aufführungen: 03.10.2019, 16.10.2019 und 18.12.2019 jeweils im Theater Duisburg

29.09.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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