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DÜSSELDORF/DUISBURG/ Opernhaus: Sao Paulo Dance Company

19.06.2021 | Ballett/Performance

Stream: Sao Paulo Dance Company im Opernhaus Düsseldorf und Theater Duisburg am 20.6.2021/DUISBURG-DÜSSELDORF

HELL UND DUNKEL

Ein faszinierendes Spiel mit Licht und Schatten bietet das Ballett am Rhein mit der Sao Paulo Dance Company. Ballettdirektor Demis Volpi und die Künstlerische Leiterin der Sao Paulo Dance Company, Ines Bogea, verbindet eine lange Beziehung. So entstand die Idee eines gemeinsamen Streamings auf einer digitalen Plattform. Die Online-Premiere des Stückes „Come In“ der kanadischstämmigen Starchoreographin Aszure Barton berührt den Zuschauer aufgrund der suggestiven Musik von Vladimir Martynow. Er schuf dieses Stück 2006 für den Ballettstar Mikhail Baryshnikov und die Hell’s Kitchen Dance Company. Es ist die Poesie, die hier zu den Klängen eines Streichorchesters unmittelbar berührt. Klassische Bewegungsformen lassen die Frage aufkommen, wie die Menschen miteinander leben wollen. Ein friedlich-spielerisches Miteinander fesselt das Publikum. Manchmal kommen auch kämpferische Momente zum Einsatz. Die rhythmischen Finessen blitzen wiederholt grell auf. Die für die Compagnie in Sao Paulo 2011 kreierte Choreographie „Inquieto“ von Henrique Rodovalho spannt ein riesiges Netz über die Bühne. Die Tänzer bewegen sich hier in kühlem Licht vereinzelt, aber auch in Gruppen. Synchrone Momente kommen nicht zu kurz. Jeansfarbene Outfits werden mit diesen Netzen kunstvoll verwoben. So ergibt sich manchmal ein Spinnennetz und ein abstrakt-graphisches Gemälde. Elektronische Klänge von Andre Abujamra suggerieren Unruhe, die sich allmählich auf die gesamte Compagnie überträgt. Auch die Anzahl der Fäden nimmt bei dieser Choreographie immer weiter zu. Dann wird es ganz dunkel und geheimnisvoll. Zuweilen denkt man als Zuschauer, dass einem hier die Luft abgeschnürt wird. Aber die Mauer wird von den Tänzerinnen und Tänzern immer wieder durchbrochen, sie stellen sich gleichsam neu auf. Daraus entwickelt diese Choreographie ihre besondere Struktur. Es ist die unmittelbare künstlerische Tatkraft, die dabei imponiert. Da bleibt nichts dem Zufall überlassen, Themen und Motive werden in ihrer Netzwerkverbindung kunstvoll offen gelegt und beleuchtet. Gedanken und Erkenntnisse scheinen tänzerisch in einfühlsamer Weise umgesetzt zu werden. Für diese 50minütige Vorstellung gab es Ovationen des Publikums.

Alexander Walther

 

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