Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

DÜSSELDORF/ Deutsche Oper am Rhein: TOSCA. Wiederaufnahme

30.09.2019 | Oper

Giacomo Puccini: Tosca, Deutsche Oper am Rhein, Opernhaus Düsseldorf, Vorstellung: 29.09.2019

 (3. Vorstellung seit der Wiederaufnahme am 08.09.2019)

Big brother is watching you

Auch wenn Dietrich W. Hilsdorfs Inszenierung der «Tosca» bald 20 Jahre alt ist (Premiere in Duisburg am 16.02.2002), wirkt sie frisch wie am ersten Tag. Hilsdorf geht der Opulenz nicht aus dem Weg und zeigt den ersten Akt ganz klassisch im Kirchenraum. Die Madonnenstatue ist schon vor dem Vorhang zu sehen, ebenso links und rechts am Portal je ein Auge aus einem Fresko des Kirchenraums), das die ganze Oper über bleibt (Bühne und Kostüme: Johannes Leiacker). Im zweiten Akt zeigt eine Vedute im Hintergrund Engelsburg und St.Peter. In einem nicht weiter definierten Innenraum steht ein schlichter Tisch, an dem gegessen, aber auch gefoltert wird. Bevor Angelotti gehängt wird, und im dritten Akt an die berühmte Leiche von der Mailänder Tankstelle erinnernd auf der Bühne hängt, ist er auch noch dabei. Er riecht sein Henkersmahl, aber essen darf er nicht. Vor dem dritten Akt wird die Vedute nach oben gezogen und gibt den Blick auf die Hinterbühne mit den Bühnenbildelementen des ersten Akts frei. Ganz klar Theater im Theater, denn der erdolchte Scarpia wohnt auf seinem Stuhl am Tisch dem ganzen dritten Akt bei.

Eine Inszenierung eng am Libretto, dabei aber nie museal, die Opulenz zulässt und bewusst einsetzt.

Die Düsseldorfer Symphoniker unter Leitung von Aziz Shokhakimov überzeugen mit sattem, schwelgerischen Puccini-Klang. Auch hier stimmt wieder alles.

Formidabel auch der von Patrick Francis Chestnut vorbereitete Chor der Deutschen Oper am Rhein und der Kinderchor St.Remigius (Leitung: Petra Verhoeven).

TOSCA_01_FOTO_Hans_Joerg_Michel

 

Morenike Fadayomi; Foto: Hans Jörg Michel

Morenike Fadayomi bringt die Floria Tosca grossartig auf die Bühne. Immer etwas Diva, aber nie übertrieben, mit grosser Stimme, die das Haus problemlos füllt, aber nie unangenehm wirkt. Ihr Cavaradossi, der ihr stimmlich in Nichts nachsteht, ist mit wunderbar strahlendem Tenor Eduardo Aladrén. Dritter im Bund ist Lucio Gallo, der einen gleichermassen eleganten wie bösen Baron Scarpia gibt. Baurzhan Anderzhanov gibt einen stimmkräftigen Angelotti, Peter Nikolaus Kante einen routinierten Mesmer. Cornel Frey (Spoletta), Andrei Nicora (Sciarrone) und Anna Mamutscharachwili (Tosca als Kind) ergänzen das Ensemble des Abends.

Ein grossartiger Abend in einem leider nur sehr spärlich besetzten Haus.

Weitere Aufführungen: 04.10.2019, 11.10.2019, 12.01.2020, 02.04.2020, 10.05.2020, 16.05.2020 und 03.06.2020 jeweils im Opernhaus Düsseldorf.

29.09.2019, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken