Düsseldorf/ Deutsche Oper am Rhein: DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
Deutsche Oper am Rhein DÜSSELDORF
.Premiere Sonntag 16. Juni 2024
Freitag 14. Juni – vor genau einer Woche auf dem Flughafen Wien-Schwechat, die Maschine nach Düsseldorf ist ausgebucht , Freiwillige werden gesucht, die ein paar Stunden länger statt am Rhein an der Donau bleiben wollen und dafür mit 250 Euro pro Person belohnt werden. Niemand scheint sich zu melden. Die einen wollen nach einer Arbeitswoche in Österreich , zum Beispiel bei der Firma Welser Profile in Gresten NÖ, eine große Firma, den mitfliegenden Niederösterreichern aus dem Wiener Speckgürtel, nicht einmal dem Namen nach bekannt, nach Hause ins Wochenende.
Alle anderen , teils schon rot weiß rot kostümiert, wollen endlich ins große Abenteuer starten, auch wenn das erst am Montag Abend in der großen Merkur-Arena in Düsseldorf beginnnt. Das EM- Vorrundenspiel der heimischen Mannschaft gegen den Vizeweltmeister Frankreich steht auf dem Plan , und die Erwartungen sind groß. Rund um Düsseldorf gäbe es noch drei große Fußballstadien, Dortmund, Gelssenkirchen und Köln. Das ist eine ganz schön große Anzahl an Plätzen für das Publikum. Darum sind auch viele einheimische Fans unterwegs, die sich freuen, in ihrem Heimstadion einmal so ein wichtiges Spiel sehen zu können und im Gespäch mit den Ösis sich alle voll Freude an unseren Torjäger Toni Polster erinnern!
Opernfreunde wären hier auch gut bedient, in jeder Stadionstadt gibt es ein Opernhaus, dazu noch 15 andere Kulturstätten, in denen Musiktheater, Theater und Konzerte dargeboten werden. Für Fußballfreunde mit Vorliebe für Richard Wagner ist dieses Wochende besonders erfreulich. Einmal haben sie eines der heißbegehrten Tickets für das Spiel bekommen und am Vorabend hat DER FLIEGENDE HOLLÄNDER Premiere, der im Vorjahr schon in der Partnerstadt Duisburg zur Aufführung kam. Dieses Mal ist die Besetzung ein bisschen glamouröser, neben Gabriele Scherer, die schon in Duisburg die Senta sang, steht ihr Ehemann Michael Volle als sagenumwobener Held aus den Tiefen des Meeres neben ihr auf der Bühne, war zu einem sehr berührenden Duett führt. Bogdan Talos als Daland, Jussi Myllys als Erik , Anna Harvey als Mary und ein Steuermann mit schöner Tenorstimme David Fischer bilden ein überzeugendes Ensemble, das es in der bunt bewegten Inszenierung von Vasily Barkhatov nicht leicht hat, zur Geltung zu kommen.
Schlussapplaus „Der fliegende Holländer“ mit Gabiele Scherer, Michael Volle, Jussi Myllys, David Fischer, Bogdan Talos, Anna Harvey. Foto: Erwin Messer
Es beginnt mit einer Kinoaufführung, Schiff und Kapitän auf den Eisschollen, das Publikum sitzt praktisch hinter der Leinwand. Klein Senta ist begeistert, und folgt dem Film durch die Jahre ihres Erwachsenenwerdens hindurch regelmäßig. Nach dem Kino geht es auf die Kirmes, die Räder, die rollen, gehören zu einem Kinderkarussell, der Auftritt der Matrosen ist ein Kommentar zu einem Fußballmatch, das als Video im Hintergrund der Bühne abläuft
Der Schauspieler, der im Film den Holländer verkörpert hat, wird vom verzweifelten Vater Daland gebeten, einmal in der “Realität” seiner Tochter zu erscheinen und sie von ihrem Wahn zu befreien! Es will nicht so richtig gelingen, der Star kehrt ins reale Leben zu Frau und Kind zurück. Senta entreißt ihm die Perücke und den schweren Pelzmantel , unter denen Michael Volle schwer zu tragen hatte. Sie geht zurück ins Kino und bleibt allein und verlassen in dem Riesenumhang gehüllt, zurück.
Chor und Statisterie der Deutschen Oper am Rhein überzeugen bei ihren schwierigen Auftritten und werden bei der Premierenfeier lobend vom Direktor erwähnt. Die meiste Aufmerksamkeit gilt den Düsseldorfer Symphoniker unter GMD Axel Kober, der damit auch seinen Abschied feiert. Auch die Gemeindepolitik nützt nach einer erfolgreichen Premiere die Gunst der Stunde : das Haus ist alt und schäbig geworden, eine Renovierung dringend erforderlich. Aber mit den allseits bekannten Horrorzahlen in Köln im Hinterkopf will der Finanzausschuß nur ungern den vielleicht auch nicht so prall gefühlten Steuersäckel öffnen.
GMD Axel Kober mit Dr. Ulrike Messer-Krol. Foto: Erwin Messer
Die Vorstellung war gut besucht, aber hier stehen maximal 1.296 Sitze den bei einer EM in der Arena möglichen 47.000 Sitzplätzen gegenüber.
Die andere Arena mit dem Fassungsvermögen von 47.000 Besuchern. Foto: Erwin Messer
Die geschätzten zwanzigtausend österreichischen Fans haben an dem Wochenende sicher ihr Bestes getan, vor Ort die Umsätze von Gastronomie und Hotels zu steigern. Aber die meisten Gewinne gehen an die UEFA und damit zum Teil wieder an die Nationalteams.
Die Franzosen wirkten eher zurückhaltend, hatten aber nach dem österreichischen Eigentor mit 1:0 das bessere Ende für sich , oder auch nicht. Ihr Stürmerstar Kilian Mbappé hat sich in den letzten Minuen seine große schöne Nase gebrochen . Die Schulter des österreichischen Verteidigers Kevin Danso war zu hart. Da ist es in der nächsten Saison für die Stimmung auf dem Rasen sicher gut, dass der eine zu Real Madrid wechselt und der andere mit Lens auf dem 7. Platz in der französischen Liga im europäischen Fußballgeschäft nicht mitmischen wird.
Die traurigen österreichischen Fans warten nach dem verlorenen Auftaktspiel auf die U-Bahn. Nach dem Spiel am Freitag in Berlin war die Stimmung ganz anders!. Foto: Erwin Messer
Auf Michael Volle warten im Sommer einige Auftritte als Holländer, im August in Bayreuth und anschließend in Dresden.
Das österreichische Team ist zumindest schon in Berlin. Und hat am Freitag dann gegen Polen gewonnen!
Dr. Ulrike Messer-Krol