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DÜSSELDORF: DER FEURIGE ENGEL von Sergej Prokofjew

10.03.2019 | Oper

Bildergebnis für düsseldorf der feurige engel
Renata Sozdateleva, Boris Statsenko. Foto: Hans Jörg Michel

Düsseldorf: DER FEURIGE ENGEL –   9.3.2019

An der Oper am Rhein wird der Feurige Engel von Sergej Prokofjew in einer Produktion aus 2015 in einer sehr gediegenen und spannenden Inszenierung von Immo Karaman wieder gespielt. Eine gute Tat, da die Oper sehr selten in den Spielplänen erscheint. Die Leitung der Düsseldorfer Symphoniker hat  Kimbo Ishii übernommen, wobei die starke Musik Prokofjews mit gewaltig dramatischem Zügen sehr präsent wiedergegeben wird. Sushii läßt es sehr dynamisch aufrauschen, und die Symphoniker spielen besonders die Imaginierung des feurigen Engels und den finalen Exorzismus mit grandioser Emphase. 

Karaman inszeniert ganz den vorgegebenen altdeutschen Stil der Vorlage des Romans von Walerie Brjussow. In den ersten 4 Akten überschlagen sich die Ereignisse, wo Ruprecht Renata in der Anstalt der Äbtissin und die ihm ihre Geschichte erzählt: das Verhältnis zu dem feurigen Engel Madiel seit der Kinidheit, der sich später ihr gegenüber als Graf Heinrich materialisiert und sie dann aber verlassen hat. Sie fordert Ruprecht auf, Heinrich in Köln mit ihr zu suchen. In der Studierstube Ruprechts, wo sie sich mit Magie befassen, fühlt sie durch permanente Klopfgeräusche an den Wänden, sich öffnende Fenster etc., daß der Graf ihr nun nahe ist. Ruprecht wohnt bei  Agrippa von Nettesheim einer heiklen Operation am Kopf eines Patienten bei, versucht bei dem Gelehrten in die Geheimnisse der psychanalytischen Magie eingeweiht zu werden, um Renata, die er liebt, von ihren wahnhaften Halluzinationen heilen zu können. 

Die Anstalt in ganz grauem gotischem Stil (Bb. Immo Karaman & Aida Leonor Guardia) hat sich im 3.Akt in einen Ballsaal verwandelt. Auch Ruprecht und Renata nehmen an einem Tisch Platz. Für Ruprecht manifestiert sich ein Anstaltsinsasse, ein Mann wie ein Schrank, als der gesuchte Graf Heinrich. Aus Eifersucht legt er sich mit ihm an, und wird dabei durch Schüsse schwer verletzt. Renata gesteht ihm im Wahn ihre Liebe und pflegt ihn wieder gesund. Ein Intermezzo mit Faust und Mephisto in einer Theateraufführung zögert das Ende einer von der Äbtissin für notwendig empfundenen Teufelsaustreibung, die an Renata vorgenommen werden soll, noch etwas hinaus. Der hinter Renata stehende Exorzist wird von den sicher 40 Nonnen begleitet, die in einer stupend ausgeklügelten Choreographie (Fabian Posca, der auch die den 1930er/40er Jahren angenäherten Kostüme schuf) den die Verteidigung Renatas ignorierenden Exorzisten assistieren.

Zwei junge Nonnen sind Daria Muromskaja/Sop. und Karina Repova/Mezzo. Den Exorzisten und den Grafen  Heinrich stellt Timo Riihonen mit durchschlagendem Baß bei umwerfender Präsenz dar. Einen lyrischeren Co-Baß  hat er in dem Mathias des Torben Jürgens. Den Jacob Glock interpretiert Florian Simson mit tenoraler Verve, Dr.Faust und Mephisto sind der Baß Sami Luttinen und der Tenor Sergej Khomov, der auch den Agrippa von Nettesheim plastisch charakterisiert. Die Äbtissin kann Susan MacLean mit ihrem schönen Mezzo eindringlich gestalten. Einer Wahrsagerin/Anstaltsinsassin leiht Renée Morloc ihren wundersam dunklen Alt. Die Renata wird von Svetlana Sozdateleva in ihrer Zerrissenheit extrem charakterisiert und mit leicht herbem jugendlich damatischem Sopran sehr expressiv und dämonisch vorgetragen. Auch in Krummlage in Zwangsjacke und auf dem dem Krankenstuhl fixiert macht sie ‚gute‘ Figur. Ihr Partner Boris Statsenko kann mit einem samtig voluminösen, expressiven Bariton aufwarten und den wirklich bis ins Letzte der Frau ergebenen Freund exzellent gestalten.                                   

Friedeon Rosén

 

 

 

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