Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

DRESDEN/ Frauenkirche: ADVENTSKONZERT DES ZDF (Ausstrahlung am 11.12. um 17,55 h)

27.11.2022 | Konzert/Liederabende
 Dresden/Frauenkirche:  „ADVENTSKONZERT“ DES ZDF– 26.11. 2022

Das traditionelle „Adventskonzert aus der Dresdner Frauenkirche“ für das ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen) konnte nun glücklicherweise (nach Corona) wieder stattfinden. Der Innenraum der Kirche wurde verschiedenfarbig ausgeleuchtet und erstrahlte in besonderem Licht (für das Fernsehen), es gab einige Dekorations-Extras und zusätzliche Kerzen auf hohen Ständern entlang des Mittelganges, um vorweihnachtliche Stimmung zu zaubern, die sich jedoch nur bedingt einstellen konnte. Das Konzert stand unter keinem besonders günstigen Stern. Wegen der Fußball-Weltmeisterschaft konnte es nicht, wie gewohnt, am Vorabend des 1. Advent live übertragen, sondern nur aufgezeichnet werden und wird nun am 2. Adventssonntag (11.12., 17.55 Uhr) im ZDF ausgestrahlt werden.

Da Piotr Beczała wegen Krankheit abgesagt und dafür Mauro Peter, der als Mozart-Sänger von sich reden machte und in den führenden Konzert- und Opernhäusern sowie bei den Salzburger Festspielen auftritt, zugesagt hatte, musste das Programm in mehreren Teile geändert werden. Die Aufzeichnungs-Atmosphäre war zwar für die Ausführenden sehr locker – sie konnten in den als lang empfundenen, auch aufzeichnungstechnisch bedingten, Pausen zwischen den einzelnen Nummern kommunizieren und sich noch intensiver konzentrieren, es wurde erzählt und gelacht – aber für die Konzertbesucher entstand nicht der geschlossene Gesamteindruck wie er sich sonst aus den einzelnen, kontrastierenden, gut gewählten Programmpunkten hätte ergeben sollen, was bei der Ausstrahlung im Fernsehen dann durch entsprechenden Schnitt verbessert sein dürfte.

Die musikalische Leitung oblag der jungen französischen Dirigentin Marie Jacquot, zurzeit Erste Kapellmeisterin an der Deutschen Oper am Rhein. 2025 wird sie die Musikalische Leitung des Königlich-Dänischen Theaters in Kopenhagen übernehmen. Sie leitete die Aufführung nicht übertrieben, mit ruhigen, eleganten, stets gleichmäßigen Bewegungen. Die immer zuverlässig und stilsicher musizierende Sächsische Staatskapelle und der Sächsische Staatsopernchor, der wo er mitwirkte, stets die richtige und vor allem festliche Stimmung bewirkte, bewiesen einmal mehr ihre Qualität.

Mit ihrem besonderen, differenzierenden Einfühlungsvermögen in alle Stilepochen brachte sich die Staatskapelle bei dem einleitenden, sehr stilvoll musizierten, „Gloria“ von Antonio Vivaldi, der entsprechend der Opernhandlung dynamisch gesteigerten Ouvertüre zu „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck, dem aus den eigenen Reihen, mit warmem, klangvollem Ton vom Ersten Konzertmeister, Matthias Wollong und dem etwas zurückhaltenderen Geiger Lukas Stepp gestalteten „Vivace“ aus dem „Doppelkonzert für zwei Violinen“ von J. S. Bach und der einfühlsamen sowie stimmungsvollen Begleitung und Mitgestaltung der, von den Solisten gesungenen Lieder und Arien.

Diana Damrau sang „Erwach, frohlocke, o Tochter Zion“ aus dem „Messias“ von G. F. Händel relativ sanft und mit geschmeidigen Koloraturen, und Mauro Peter, der fröhlich und unbekümmert wirkende Schweizer, der so gern lacht (Ausdruck seines offenen Wesens) gestaltete sehr schön, sehr stimmungsvoll mit seiner geschmeidigen, klangvoll und natürlich wirkenden, unverbrauchten Stimme „Mariä Wiegenlied“ von Max Reger, und später “Noël“ von Charles Gounod. Gemeinsam mit der ukrainischen Mezzosopranistin Nicole Chirka, Mitglied des Jungen Ensembles der Semperoper, und dem Bass Martin-Jan Nijhof, Mitglied der Semperoper, sangen beide das „Credo“ aus der „Krönungsmesse“ von W. A. Mozart.

Von der Empore erklang der Kammerchor der Frauenkirche mit schönen Frauenstimmen und sicheren Männerstimmen a capella und gut abgestimmt „Der Morgenstern ist aufgedrungen“ von Michael Prätorius mit schöner Raumwirkung, wie sie sich in der Frauenkirche anbietet und in der Barockzeit gepflegt wurde. Später sang der Chor von gleicher Stelle „Verbum caro factus est“, aber nicht von Anton Bruckner, sondern von Hans Leo Haßler (1564-1612), wobei gewisse Ähnlichkeiten anklangen. An der großen Orgel steuerte der Leiter dieses Chores, Matthias Grünert, „Grand Choeur“ von César Franck bei.

Eine besondere Überraschung gab es auch, eine Komposition von René Kollo, der mit „Weihnachtsfriede“, einer netten, volkstümlichen, durchaus auch anspruchsvollen Komposition mit heiterem Charakter im klassisch-romantischen, unterhaltsamen Stil, zuweilen auch leicht rhythmisierend und dann wieder temperamentvoll, etwas für die ganze Familie, angenehm anzuhören, eingängig, melodiös und gefühlsbetont, eben für Weihnachten, seinem, von Vater Willi und Großvater Walter Kollo ererbten Kompositionstalent folgte, hingebungsvoll gesungen von Diana Damrau und entsprechend von der Staatskapelle adäquat begleitet.

Den Abschluss bildete eín, von allen vier Solisten gemeinsam dargebotenes „Weihnachtsmedley“ mit einzelnen Solostimmen, bei dem Nicole Chirka leise fast einen leichten Basso continuo zu „Shchedryk (Carol of Bells) anstimmte, Mauro Peter das Weihnachtslied „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ stimmungsvoll sang, Martin-Jan Nijhof ,„Midden in de Winternacht“ und Diana Damrau leise „Les anges nos campagnes“, bis Mezzosopran und Bass und schließlich alle Mitwirkenden sangen, die als Dank riesige Blumensträuße in rot, orange, gelb oder weiß erhielten – und den herzlichen Applaus des Publikums.

Diese Art des Adventskonzertes, wie es seit Jahren präsentiert wird, spricht sowohl beim Konzert in der Frauenkirche, als auch im Fernsehen viel breitere Bevölkerungsschichten an, als es jedes noch so gut gestaltete „klassische“ Konzert kann.

 

Ingrid Gerk
 

 

Diese Seite drucken