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Dresden/Frauenkirche: CÉLINE MOINET & DAS WÜRTTEMBERGISCHE KAMMERORCHESTER HEILBRONN

09.11.2014 | Konzert/Liederabende

Dresden/Frauenkirche: CÉLINE MOINET & DAS WÜRTTEMBERGISCHE KAMMERORCHESTER HEILBRONN – 8.11.2014

Unbenannt
Céline Moinet. Foto: Frauenkirche

 In der Reihe „Junge Klassik: Stars der neuen Generation“ gestaltete das Württembergische Kammerorcher Heilbronn, das immer wieder mit seinem exzellenten Klang zwischen gemäßigter Klangfülle und Frische begeistert, zusammen mit der Oboistin Céline Moinet in der Dresdner Frauenkirche ein klangschönes und interessantes Programm. Das Orchester spielt auf modernen Instrumenten und bewies mit diesem Konzert einmal mehr, dass es nicht unbedingt auf die Instrumente, sondern auf Sachkenntnis, Spielweise und vor allem musikalisches Empfinden ankommt.

 Unter der Leitung von Paul Goodwin, Spezialist für Alte Musik und langjähriger Leiter führender Barockorchester, spielte das Kammerorchester einige, Lebensfreude versprühende, Konzerte von J. S. Bach, aber auch 2 Stücke des lettischen Komponisten Peteris Vasks, der als Mitbegründer einer neuen lettischen Kulturidentität seinem Land und seinem Volk, das extrem unter der Sowjetherrschaft gelitten hat, eine Stimme verleihen möchte.

 In Bachs „Brandenburgischem Konzert“ Nr. 5, mit dem das Konzert sehr frisch und lebhaft und mit der, dem Kammerorchester eigenen vielschichtigen Klangschönheit eröffnet wurde, beeindruckten Petra Marianowski am Cembalo mit ihrem, durch leichte Ritardandi aufgelockerten Solopart, und zusammen mit ihr Tamar Romach, Flöte und David Schultheiß, Violine in idealem Zusammenspiel, insbesondere im langsamen Satz. Im „Brandenburgischem Konzert“ Nr. 4, das zum Abschluss noch einmal die Klangqualitäten dieses Kammerorchesters in schöner Weise zum Ausdruck brachte, bildeten David Schultheiß, Violine sowie Karel van Steenhoven und Gritli Kohler mit ihren Blockflöten in kongenialer Partnerschaft eine ideale Continuogruppe, in schöner Weise untereinander und mit dem Orchester klanglich korrespondierend.

 Solistin in Bachs beiden „Konzerten mit Oboe solo d-Moll“, dem „Konzert für Oboe, Violine, Streicher und Basso Continuo (BWV 1060 – Rekonstruktion: Klaus Hofmann, 1997) mit David Schultheiß als Violinsolisten, und dem „Konzert für Oboe, Streicher und B.c.“ (BWV 1059 – Rekonstruktion: Arnold Mehl, 1983) war Celine Moinet, seit 2008 Solooboistin der Sächsischen Staatskapelle Dresden und viel gefragte Solistin der renommiertesten Orchester und Kammerorchester. Mit brillantem, sehr feinsinnigem Klang, faszinierender Technik, musikantischer Frische und einem leichten Hauch von Romantik meisterte sie in scheinbarer Mühelosigkeit beide Soloparts.

 In starkem Kontrast dazu standen die beiden, jeweils einsätzigen Stücke „Musica dolorosa“ für Streichorchester und „Cantabile per archi“ von Peteris Vasks. Sie bewegen sich zwischen Tonalität und Moderne, sind bewusst ungekünstelt, expressiv und direkt. In seiner unüberhörbar leidtragenden „Musica dolorosa“ hat Vasks mit neuartigen „Harmonien“, abwärts gleitenden Glissandi und an Richard Wagner orientierten Passagen Trauer in Töne gefasst, die das Württembergische Kammerorchester sehr getragen, zwischen Klang und motorischen Rhythmen, von einer sensiblen Cello-Kantilene noch unterstrichen, den Anwesenden sehr nahe brachte. „Cantabile per archi“ klang dagegen optimistischer. Man vermeinte sogar Glöckchenläuten zu vernehmen. Beide Stücke klangen sehr leise und verhalten wie in innerer Emigration, aber auch Demut und Hoffnung aus.

 In dem abwechslungsreichen, gut zusammengestellten Programm standen sich zwei Pole gegenüber, die überschäumende Lebensfreude des jüngeren Bach und die ernste Trauer und Anteilnahme am Schicksal seines Volkes von Peteris Vasks, verbunden durch die qualitätvolle Wiedergabe des Württembergischen Kammerorchester und der Instrumentalsolisten.

 Ingrid Gerk

 

 

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