Dresden / Staatsoperette: „ZAUBERFLÖTE“ ÜBER ALLES – 11.7.2021
„Zauberflöte“, „Zauberflöte“ über alles … Sie gehört(e) zweifellos zu den bekanntesten und beliebtesten Opern überhaupt und steht in zahlreichen deutschsprachigen Städten auf den Spielplänen, in Dresden gleich zweimal, nur unterschieden durch Ort, Inszenierung, Besetzung und Striche, Corona-bedingte und andere, wobei die Version von Axel Köhler an der Staatsoperette den Charakter dieser Oper besser trifft.
Köhlers stimmige, farbenfreudige und immer wieder ansprechende, im wahrsten Sinne des Wortes zauberhafte, Inszenierung mit exotischem „Touch“ (Bühnenbild: (Hartmut Schörghofer), die fantasievollen Kostüme (Corinna Crome) und die geschickte Personenregie stellen bereits die erste Säule einer gelungenen Aufführung dar. Eine weitere lieferte der Chefdirigent des Hauses, Johannes Pell mit dem Orchester der Staatsoperette. Bei ihm gibt es keine Routine. Jede Aufführung ist für ihn die wichtigste, und so gestaltete er auch diese Aufführung mit Frische, Temperament, Werkkenntnis und einem genau richtigen Tempo, womit er das sehr sichere Fundament für die Sänger-Darsteller lieferte.
Christina Maria Fercher hielt als Pamina, was sie bei ihrem, gesanglich und darstellerisch sehr überzeugendem Debüt versprach. Mit bezaubernder Stimme, perfekter Gesangstechnik und natürlicher Anmut traf sie genau den Charakter dieser unschuldigen Tochter der herrschsüchtigen Königin der Nacht. Sie erscheint wie die Inkarnation dieser Rolle. Bei ihr wirkt alles sehr natürlich und wie selbstverständlich, was doch nicht so leicht zu erreichen ist, wie es scheinen mag, wenn es so gekonnt umgesetzt wird, denn es setzt ein vielseitiges Können voraus. Sie lebt in ihren Rollen und verlieh der Pamina jene Balance zwischen gutem Gesang in allen Facetten und glaubhafter Darstellung, die die Rolle zum Leben erweckt.
Im Kontrast dazu verlieh Sophia Theodoridis mit klaren, kühlen Koloraturen und ebensolcher Darstellung der Königin der Nacht in ihrem unerbittlichen Machtstreben Kontur.
Bei ihren drei Damen setzte Silke Richter als Dritte Dame die Akzente, während sich Ingeborg Schöpf und Antigone Papoulkas mehr auf ein gut abgestimmtes darstellerisches Zusammenwirken verlegten.
Als Gegenspieler Sarastro war Holger Steinert mit würdiger Erscheinung und profunder Stimme mit der nötigen Tiefe sowie guter Sprechstimme ein glaubwürdiger Vertreter dieser Rolle.
Ebenso überzeugte Christian Henneberg als Verantwortung tragender Sprecher und Erster Priester, während sich Ji Hoon Kim mit seinen Rollen als 2. Priester und 1. Geharnischter kaum zu identifizieren schien, der 2. Geharnischte, Daniel Müller, da schon eher.
Die drei Knaben alias drei Damen aus dem Chor, sangen von den beiden Beleuchter-Proszeniums-„Logen“ in wechselnden Kostümen trotz weiter Entfernung homogen und gut. Wirkliche Knabenstimmen hätten das wahrscheinlich akustisch nicht geschafft.
Zwischen diesen beiden Welten und Gegenpolen „jongliert“ Monostatos, dem Jannik Harneit Profil gab, köstlich, wie er sich sträubt nach Papagenos Glockenspiel zu tanzen und dann doch wie eine Marionette pariert.
Johannes Strauss ist an seiner Rolle als Tamino noch gewachsen. Er verfügt über gutes stimmliches Material und ließ auch darstellerisch kaum Wünsche offen, so dass man von ihm noch einiges erwarten kann.
Als Papageno agierte Gerd Wiemer vital und mit Spielfreude, wie auch sein ersehntes „Weibchen“ Jolana Slavíková.
Fazit: Es war eine ansprechende Aufführung, die allen, Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen gefiel.
Ingrid Gerk