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DRESDEN/ Staatsoperette: DIE ZAUBERFLÖTE – Wiederaufnahme

19.10.2020 | Oper international

Dresden / Staatsoperette: WIEDERAUFNAHME: „DIE ZAUBERFLÖTE“

 – 18.10.2020

„Die „Zauberflöte“ gehört zweifellos zu den bekanntesten und beliebtesten Opern überhaupt. Sie steht überall auf den Spielplänen und wird immer wieder neu und anders inszeniert. Sie ist eben ein „Publikumsrenner“. In ca. zwei Wochen (1.11.) gibt es die Premiere einer Neuinszenierung an der Semperoper, wo immer noch und oft die, vom Publikum wenig geliebte „Zauberflöten“-Inszenierung von Achim Freyer lief. Jetzt (17.10.) fand – Luftlinie kaum einen Kilometer entfernt – an der Staatsoperette die Wiederaufnahme (17.10.) der stimmigen, farbenfreudigen und im wahrsten Sinne des Wortes märchen- und zauberhaften, für die ganze Familie geeigneten, Inszenierung von Axel Köhler von 2008 statt. Die zweite Vorstellung (18.10.) besuchte auch der sächsische Ministerpräsident privat mit seiner Familie und war sehr angetan.

Einige inszenierungsbedingte Striche und einige zusätzliche wegen Corona, z. B. beim Chor, führen zu einer Aufführungsdauer von 2 Std. 30 min. (incl. 25 min. Pause). Der neue Chefdirigent des Hauses, Johannes Pell, sorgte mit dem zuverlässigen Orchester der Staatsoperette für ein sehr gutes Tempo, frisch und ausgeglichen und nicht zu schnell, womit er den Sängerinnen und Sängern ein sicheres Fundament gab. Der Chor war Corna-bedingt auf ein Mindestmaß „geschrumpft“ und der Priesterchor leider ganz gestrichen, aber man ist doch froh, wenn überhaupt gespielt wird und erst recht, wenn so gute Aufführungen trotz allem zustande kommen.

Bei den Solisten überraschte Christina Maria Fercher, seit dieser Spielzeit neu im Ensemble, als Pamina. Mit zauberhafter Stimme und perfekter Technik gesungener Arie und natürlicher Anmut und Hingabe, ohne jede aufgesetzte Theatralik, verkörperter sie das zarte, unschuldige, junge Wesen, die ideale tugendhafte Tochter einer machthungrigen nächtlichen Königin. Sie erschien wie die Inkarnation dieser Rolle. Als Königin der Nacht beeindruckte Sophia Theodoridis weniger mit perlenden Koloraturen als durch tonreinen, zuverlässigen Gesang und gute Darstellung.

Von ihren drei Damen verlieh die Erste, Sonja Westermann, dem Trio einigen Sopran-Glanz, die Zweite, Antigone Papoulkas, sang stellenweise etwas zu tief und der Dritten, Silke Richter, gelang es, wie selbstverständlich künstlerische Akzente zu setzen. Die drei Knaben bzw. drei Damen aus dem Chor, sangen – auf die beiden Beleuchtergalerien im Proszenium verteilt – in wechselnden Kostümen als moderne sportliche Jungen mit Boxhandschuhen, kleine Köche und schließlich eine Art Bauarbeiter, trotz weiter Entfernung, die die Corono-geforderten Abstände bei weitem übertrifft und außerdem den märchenhaften Eindruck der Inszenierung noch verstärkt, in schöner Homogenität und ließen keine Wünsche offen. Wirkliche Knabenstimmen hätten das wahrscheinlich akustisch nicht geschafft.

Holger Steinert war ein ausgezeichneter Sarastro – selbst im Vergleich mit Georg Zeppenfeld und René Pape. Mit gut klingender Stimme und vor allem sehr sicherer Tiefe bis zum profunden, satten „tiefen C“, war sein Gesang „Balsam für die Ohren“ und wurde von seiner Bühnenerscheinung, guter, aber nicht theatralisch überzogener Sprechstimme und adäquater, natürlich wirkender, nicht aufgesetzter, aber dennoch würdigen, Darstellung noch unterstrichen. Ebenso überzeugte auch Christian Henneberg als Sprecher mit sehr guter Sing- und Sprechstimme, klarer Diktion und überzeugender Darstellung, auch später als 1. Geharnischter mit Ji Hoon Kim als 2. Geharnischter.

Johannes Strauss verfügt über gutes stimmliches Material und meisterte seine Rolle, aber als Prinz Tamino, der nicht nur für die Liebe durch Feuer und Wasser geht, hätte man ihm sängerisch und darstellerisch noch etwas mehr Selbstbewusstsein und auch äußerliche „Standhaftigkeit“ gewünscht, aber das kann sich noch ändern.

 Als sein Gegenspieler und Gefährte Papageno blieb Nikolaus Nitzsche stimmlich und auch darstellerisch blass. Er kam als ziemlich plumper, derber Vogelfänger mit ungeordnetem Sprachrhythms daher. Die von ihm ersehnte Papagena von Beate Korntner wirkte da schon eher glaubhaft – als Alte mit (echter Theater-)Gesichtsmaske und als junges verführerisches Weibchen. Gleichwie, dieses ulkige exotische Pärchen ist wegen seiner Rolle immer der Sympathieträger des Publikums, was dem Monostatus, da er in dem Stück, unabhängig von der künstlerischen Seite, immer der Böse ist, nie gelingt. Jannik Harneit überzeugte dennoch in seinem Karl-Lagerfeld-Outfit, ganz in Schwarz, mit weißem Gesicht und flachsblondem Haar.

Gesamt gesehen, war es eine ansprechende Aufführung,, die allen, Erwachsenen und Kindern, gefiel.

Ingrid Gerk

 

 

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