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DRESDEN/ Semperoper: RICHARD STRAUSS UND JEAN SIBELIUS IM 3. AUFFÜHRUNGSABEND DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN

02.04.2025 | Konzert/Liederabende

Dresden / Semperoper: RICHARD STRAUSS UND JEAN SIBELIUS IM 3. AUFFÜHRUNGSABEND DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN – 1.4.2025 

Nach ihrem sehr erfolgreichen Dirigat des „Festkonzertes“ der Dresdner Philharmonie (25./26.12.2024) stand die junge ukrainisch-russische Dirigentin Anna Rakitina nun beim 3. Aufführungsabend der Sächsischen Staatskapelle am Pult. 

Eröffnet wurde der Abend mit einer Uraufführung, der Ouvertüre „GerMania“, des jungen Komponisten Florian Frannek (*1971), der darin Elemente der Neuen Musik mit traditionellen Einflüssen und experimentellen Klängen verknüpft. Anna Rakytina vertieft sich stets sehr intensiv in die Werke, die unter ihrer Stabführung aufgeführt werden und sorgte für eine sehr transparente Interpretation, die das rau und traurig, wie verzweifelnde Einsamkeit beginnende Hauptmotiv, das sich durch die gesamte Ouvertüre zieht, den entgegenwirkenden, zerbrechlichen Gegenpol in den Holzbläsern und das, sich über eine ruhige Streicherfläche schiebende, zuerst vom Horn vorgetragene „Naturmotiv“ klar erkennen ließ. Dem kleingliedrigen ersten Teil folgte ein zweiter, in sich geschlossener Block, mit „Furor Teutonicus“ überschrieben, bei dem die drei Motive, in maschinelle rhythmische Präzision gepresst, über einem unerbittlich durchgehenden Rhythmus der kleinen Trommel verarbeitet werden. Auf der Suche nach dem Sinn in Verbindung mit dem Titel mag sich jeder seinen „eigenen Reim darauf machen“. Der anwesende Komponist beschrieb im Programmheft lediglich die kompositorische Seite.

Es ist ein schöner Brauch, dass zu den Aufführungsabenden oft ein sehr guter Musiker aus den eigenen Reihen Gelegenheit hat, aus der Anonymität des Orchesters, wo er nur gelegentlich kleine Soli spielen kann, herauszutreten und in einem Solokonzert sein Können zu präsentieren. An diesem Abend war es Solohornist Robert Langbein, der mit dem zweiten der beiden Hornkonzerte von Richard Strauss, die das Gesamtschaffen des Meisters wie eine Klammer umschließen, sein Können unter Beweis stellte. Mit sehr sauberem, glanzvollem Ton spielte er das,1942 komponierte, von der Reife des Alters geprägte, „Hornkonzert Nr. 2“ – wie auch das erste in Es-Dur -, von Beginn an souverän, gut differenziert, den großen musikalischen Linien und Bögen folgend und vom Orchester auf gleicher Wellenlänge“ mitgestaltend begleitet. Er widmete sich allen Facetten des kammermusikalisch durchsichtigen, teils spielerischen, teils lyrischen Meisterwerkes, das eingängig im Tonfall, vom Solisten alle Finessen fordert, bis um triumphalen Schluss mit Bravour. 

Obwohl die Staatskapellen-Mitglieder bei den Aufführungsabenden ohne Gage auftreten, fanden sich für zwei Werke von Jean Sibelius sehr viele Musikerinnen und Musiker bereit, in (sehr) großer Orchesterbesetzung, von Enthusiasmus und Liebe zur Musik motiviert, mitzuwirken. 

Mit leisen, feinen Klängen des Orchesters kündigte sich „Der Schwan von Tuonela“ an, der mystische Schwan, der die Toteninsel Tuonela umschwimmt, im zweiten und populärsten der vier Stücke aus der „Lemminkäinen-Suite“ (op. 22), die ursprünglich eine Oper werden sollte. Das berühmte einschmeichelndes lange Englischhorn-Solo lag über dem Orchester zu wohl-dosierten, geheimnisvoll unterstreichenden Paukenklängen. Im Gegensatz zu manch lauter, kraftvoller Interpretation kam hier alles sehr klar, in schöner Transparenz zur Geltung. Sibelus selbst wollte seine Musik klassisch-romantisch verstanden wissen, und da erschließt sie sich am besten.

Das galt auch für seine „Sinfonie Nr. 7 C-Dur“, eine formal außergewöhnliche, nur aus einem Satz bestehende Sinfonie, bei der die ursprüngliche Viersätzigkeit, in der die sich organisch entwickelnden, nahtlos miteinander verbundenen, traditionellen Formelemente von ruhigen Anfangs- und Schlussabschnitten mit dazwischenliegendem raschem Mittelteil und Scherzo deutlich erkennbar waren. Feingliedrig und mit nicht überbordender Vehemenz erstand das Werk sehr plastisch.

Anna Rakitina verstand es, das Orchester, das ihr gern folgte, zu der gleichen Intensität und Begeisterung, mit der sie die von ihr geleiteten Werke erfasst, zu inspirieren.

Ingrid Gerk

 

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