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DRESDEN/ Semperoper: „FAMILY SCHUMANN & FRIEND“ IM 3. KAMMERABEND DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN

10.01.2020 | Konzert/Liederabende

Dresden / Semperoper: „FAMILY SCHUMANN & FRIEND“ IM 3. KAMMERABEND DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN – 9.1.2020

Das gab es noch nie bei einem Kammermusikabend der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dass die Semperoper bis in den obersten Rang voll besetzt war und das Publikum in andächtiger Stille bis zum Schluss intensiv lauschte, bis der begeisterte Beifall losbrach, zu dem es guten Grund gab.

Um noch einmal Clara Schumann anlässlich ihres 200. Geburtstages zu ehren, hatten sich drei versierte Musiker der Sächsischen Staatskapelle, Solooboistin und zwei Konzertmeister zusammengefunden, um gemeinsam mit einem Gast am Klavier kammermusikalische Werke von Clara und Robert Schumann sowie des ihnen befreundeten Francois Schubert aufzuführen.

Hochschwanger, aber unermüdlich, mit weichem, klangvollem Ton widmete sich die Solooboistin Céline Moinet mit Florian Uhlig am Klavier „Drei Romanzen für Violine und Klavier (op. 22) (bearbeitet für Oboe) von Clara Schumann, drei sehr angenehm anzuhörende, schöngeistig unterhaltsame Stücke, die von beiden mit viel Einfühlungsvermögen zu Gehör gebracht wurden.

Da störte auch die kleine Episode nicht, als das noch ungeborene Baby „sein Recht“ forderte,  sich bewegte und eine kleine Pause erzwang. Vermutlich wird es ein sehr musikalisches Kind. Für Céline Moinet geht das Oboespielen vor. Bei ihr gibt es keine Routine, sie spielt alles „einmalig“. In diesem Fall musizierte sie besonders innig, mit weichem, schönem Ton und viel Feingefühl als Frau und (werdende) Mutter die Kompositionen einer Frau und vielfachen Mutter.

Danach folgte gemeinsam mit dem 1. Konzertmeister, Matthias Wollong und dem Konzertmeister Violoncello, Norbert Anger das „Trio g‑Moll für Klavier, Violine und Violoncello (op. 17), am Klavier Florian Uhlig, der sich als Gast „nahtlos“ in die feinsinnige Musizierweise der Kapellmitglieder einfügte, als würden alle drei schon immer zusammen musizieren.

Von einem Freund der Familie Schumann, dem Geiger und Konzertmeister der Königlichen Hofkapelle in Dresden, aus der die Sächsische Staatskapelle Dresden hervorgegangen ist, und Komponisten Francois Schubert (eigentlich Franz Anton Schubert) erklangen „Zwei Nocturnes für Violine und Klavier (op. 7) sowie drei „Bagatellen (Nr. 3, 8 und 9) aus den „Bagtelles“ für Violine und Klavier (op. 13), eingängige, einschmeichelnde Stücke mit einfacher Melodik und einem Hang zur (guten) Salonmusik im besten Sinne und auch einiger Virtuosität.

Dieser Franz Schubert war ab 1838 Vize- und ab 1847 bis 1873 Konzertmeister der Hofkapelle und entstammte einer ganzen Dynastie von Musikern, von denen viele den Vornamen Franz hatten und in der Königlichen Hofkapelle gewirkt haben, vornehmlich als Konzertmeister. Ihr Leben und Wirken wird gegenwärtig aus dem reichen Fundus in Dresden erforscht und aufbereitet. Da dieser Schubert seine Studien in Paris fortsetzte, wandelte er nach seiner Rückkehr seinen Vornamen in Francois um, auch um Verwechslungen mit dem berühmten Wiener Franz Schubert zu vermeiden.

Da spielte jetzt der gegenwärtige 1. Konzertmeister der Staatskapelle Kompositionen eines seiner zahlreichen (weit zurückliegenden) Vorgänger am 1. Pult des Vorgänger-Orchesters aus dem 19. Jahrhundert mit schönem Ton, klangvollen Doppelgriffen und auch diversen Extras, die offenbar eine „Spezialität“ des Herrn Schubert waren, in kongenialem Zusammenspiel mit dem Pianisten.

Danach war die reiche Substanz des „Klaviertrios Nr. 1 d‑Moll op. 63) von Robert Schumann umso sinnfälliger. Wollong, Anger und Uhlig muszierten dynamisch, aber nicht vordergründig, sondern wie selbstverständlich auf sehr hohem Niveau und in einem wunderbaren Miteinander, bei dem jeder seinen Part genau in das Gesamtgefüge einordnete.

Ingrid Gerk

 

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