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DRESDEN/ Semperoper: DIE NÄCHSTE MUSIKERGENERATION IM KONZERT – MATINEE IN DER SEMPEROPER

21.03.2016 | Konzert/Liederabende

Dresden / Semperoper: DIE NÄCHSTE MUSIKERGENERATION IM KONZERT – MATINEE IN DER SEMPEROPER 20.3.2016

Nicht nur die Ausführenden waren jung, auch einer der Komponisten, der Spanier Alberto Arroyo (*1989), dessen einsätziges Stück „Se una notte … für Orchester“, seine “ ‘Metainstrument‘ Etude Nr. 3 für Orchester in einem dunklen Raum ‘obligato‘ „, wie er sie selbst nennt, in diesem Konzert uraufgeführt wurde. Für den dunklen Raum sorgten die zahlreichen gedimmten, neu mit LED-Kerzenbirnen ausgestatteten, „Kerzen“ des Semperoper-Kronleuchters, die sogar den sonst strahlenden Messing-Kronleuchter schwärzlich düster erscheinen ließen.

Arroyo ließ sich damit schon zum zweiten Mal zu einer Komposition von Italo Calvinos Roman „Se una notte d’inverno un viaggiatore“ („Wenn ein Reisender in einer Winternacht“) anregen, wobei er bewusst nur den ersten Teil des Romantitels wählte, um zwar den Bezug zu diesem verwirrenden Roman herzustellen, der viele Anfänge und ein simples happy end hat, aber auch die Möglichkeit zu haben, sich einen „viel größeren, unbestimmten, noch zu entdeckenden Raum“ vorzustellen. Ihn fasziniert, was verborgen bleibt, nicht genau erläutert wird, und so wirkt auch die Komposition „wie undurchsichtiger Nebel, der alles verwirrt, den Berg, das Meer, die Kiefer, die Rose“ (Antonio Machado) – mitunter auch das Publikum, das ohne die Kenntnis des Romans und die Gedanken des Komponisten das Werk schwer verstehen kann.

Es gibt längere, sehr leise Passagen und laute mit viel Schlagzeug. Man meint die klirrende Kälte einer Winternacht zu spüren – Einsamkeit, Verloren-Sein, (Gefühls‑)Kälte. Unter der umsichtigen Leitung von Ekkerhard Klemm vertieften sich die jungen Musiker des Sinfonieorchesters der Hochschule für Musik (HfM) Dresden mit ihrem jugendlich aufgeschlossenem Sinn in diese geistige Welt und setzten ihr erstaunliches Können für eine sehr gute Interpretation ein. Besonders hervorzuheben sind hier neben den sehr zuverlässigen Streichern die sehr gute Klarinettistin und die Oboen.

 Ganz andere Töne wurden im „Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C‑Dur (op. 15) von Ludwig van Beethoven angeschlagen. Der junge chinesische Pianist und Student Mu Xu, der bereits den Rosario Marciano Klavierwettbewerb in Wien und den Internationalen Klavierwettbewerb in Wiesbaden gewonnen hat,  spielte mit sensiblem, klingendem Anschlag und viel Sinn für die feinen, leisen Töne dieses Konzertes. Im Kontrast dazu gab es im Orchester auch sehr temperamentvolle Passagen, ohne dass der Klavierpart dabei „zugedeckt“ worden wäre.

 Für die „Messe Nr. 6 Es‑Dur“ (D 960) von Franz Schubert überließ Klemm den Taktstock seinem „jüngeren Kollegen“ aus den Reihen der Studierenden, Karl Hänsel, der das internationale Solistenensemble mit Jiheon Lee und Teaa An – Sopran, Aneta Petrasová – Alt, Seongsoo Ryu und Christopher Renz – Tenor und Jussi Juola – Bass sowie Chor und Orchester der HfM sicher und mit allen gebotenen Interpretationsanforderungen leitete. Es war eine reife Leistung aller Beteiligten und eine vollgültige Wiedergabe dieser Schubert-Messe.

Dass bei dieser Gelegenheit der Carl-Maria-von-Weberpreis für künstlerisch herausragende Studierende zum 20. Mal vergeben wurde, schien nur allzu logisch. Der 23jährige Pascal Kaufmann, der für die Orgel „brennt“, kleine und große Räume wie die Dresdner Frauenkirche und Kreuzkirche und die Leipziger Nikolaikirche füllen kann und mit Bach und Dvorák, aber auch Ragtime und eigenen Improvisationen gleichermaßen älteres und vor allem junges Publikum begeistern kann, hat eine vielversprechende Zukunft vor sich.

Ingrid Gerk

 

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