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TV: DRESDEN/ Semperoper: DIE CSARDASFÜRSTIN als Silvesterkonzert

29.12.2014 | Operette/Musical

Dresden/ Semperoper: HOCHKARÄTIGE TV-ÜBERTRAGUNG DER CSARDASFÜRSTIN MIT ANNA NETREBKO UND JUAN DIEGO FLOREZ  (28.12.2014)

Christian Thielemann macht’s möglich. Dresden verwandelte sich  am Sonntag, den 28. Dezember 2014 zum Mekka der Klassischen Wiener Operette. Die Csardasfürstin von Emmerich Kalman  (Text Leo Stein)– Uraufführung im November 1915 im Theater an der Wien – wurde in einer Besetzung gespielt, die man wahrlich als „hochkarätig“ bezeichnen muss. Anna Netrebko als Varieté-Diva Sylva Varescu und Juan Diego Florez  als Edwin unter der Leitung des Wagner- und Strauss-Spezialisten Christian Thielemann : Operettenherz was willst Du mehr?   Das Beispiel schreit geradezu nach Nachahmung. Man hole die besten Sänger der Welt, begnüge sich mit einer konzertanten Version, in der man die Sprechszenen  einfach weglässt und produziere ein audiovisuelles Gesamt-Paket. Die Kosten spielen sich dann  zweifellos wieder ein. Und nicht nur Operetten-Fans werden glücklich sein!

Anna Netrebko ist ein wahres „Teufelsweib“ in der Titelrolle. Mit hochdramatischer Wucht und barockem Spiel (samt Tanzeinlagen) gestaltet sie ihr Auftritts-Lied „Heia in den Bergen ist mein Heimatland“,  schwelgt  sie im Piano „Mädchen gibt es wunderfeine“ und orgelt wie ein Mezzo bei „Weißt du es noch“. Dazu kommt Juan Diego Florez – er ist neben der russischen Diva fast zu schlank in der Tongebung, sein Edwin liegt ganz auf der Linie eines Gedda und nicht eines Rene Kollo. Aber wenn er einsetzt „Mädchen gibt es wunderfeine“, dann muss man zugeben, diesen Ohrwurm nie schöner gehört zu haben. Sowohl Florez wie Netrebko  singen  übrigens ein fast akzentfreies Deutsch. Und die lyrische Melancholie ist einzigartig wenn Edwin  summiert. „war es auch nur ein Traum, schön war es doch!“ dann muss sich dem auch der Zuhörer anschließen, Christian Thielemann begleitet jedenfalls mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden einfühlsam und animiert. Auch der Sächsische Staatsopernchor Dresden  (Einstudierung Wolfgang Tetzner) ist voll Enthusiasmus bei der Sache. Der Tenor Pavol Breslik ist ein etwas zu ernster Boni („Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“), Sebastian Wartig ein prächtig „orgelnder“ Feri ( „Joi Mamam, Bruderherz, ich kauf mir die Welt“) und Christina Landshamer ist  eine entzückende Komtesse Stasi („Machen wir’s den Schwalben nach“).

Das Publikum war jedenfalls begeistert, die Quoten für das ZDF oder ORFIII sind sicherlich außergewöhnlich. Denn für die Operette sind die Besten gerade  gut genug – schon Karajan holte  seinerzeit für seine Fledermaus die beliebtesten Strauss- und Verdi-Sänger. Und  noch etwas spräche für Wien – hier fand in der Staatsoper im Krisenjahr 1934 die Uraufführung von Lehar‘s „Giuditta“ statt. Und Anna Netrebko wäre zweifellos auch für diese Rolle eine Idealbesetzung. Aber das hat vermutlich längst Christian Thielemann  für Dresden entdeckt…

Peter Dusek

 

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