Dresden / Semperoper: 8. KAMMERABEND DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN ZUM 140. GEBURTSTAG VON IGOR STRAWINSKY – 19.6.2022.
Igor Strawinsky war zum ersten Mal am 1.2.1929 in Dresden, als er, kaum zwei Jahre nach der Uraufführung sein Opern-Oratorium „Oedipus Rex“ bei der Staatskapelle leitete. Es sollte sein einziger Aufenthalt in der Elbestadt bleiben. Anlässlich seines 140. Geburtstages am 17.6. widmete ihm die Staatskapelle jetzt ihren letzten eigenen Kammerabend der Konzertsaison. Danach folgt noch der traditionelle Außerordentliche Kammerabend im Austausch-mit dem Gewandhausorchester Leipzig (30.06.2022), bei dem das Grieg Quartett Leipzig das „F‑Dur-Quartett“ von Edvard Grieg sowie Streichquartette von Johannes Brahms und Ludwig van Beethoven spielen wird.
Eröffnet wurde der Kammerabend zu Ehren Strawinskys mit seinem, in den 1960er Jahren im US-amerikanischen Exil entstandenen, „Septett für Klarinette, Horn, Fagott, Violine, Viola, Violoncello und Klavier, mit dem er sich bereits der seriellen Musik zugewandt hatte und zu dem, trotz sehr guter Interpretation der Musiker*innen der Sächsischen Staatskapelle Dresden und Johannes Wulff-Woesten am Klavier der Zugang nur schwer zu finden war.
Eingängiger zeigten sich die Kompositionen von Strawinskys Freund Claude Debussy, bei denen die Harfe wesentlich beteiligt ist. Der russische Komponist Strawinky und der zwanzig Jahre ältere Franzose Debussy verband zunächst mehr gegenseitige Bewunderung ihrer Werke, bevor sie sich 1910 in Paris persönlich begegneten und sich eine langjährige Freundschaft ergab.
Die Soloharfenistin der Staatskapelle, Johanna Schellenberger erweckte zusammen mit Anke Heyn, Violoncello die „Sonate für Violoncello und Klavier d‑Moll in der Fassung für Violoncello und Harfe zu pulsierendem Leben und mit Soloflötistin Rozália Szabó und dem vitalen Wen Xiao Zheng, Viola als Gast von den Bamberger Symphonikern die „Sonate für Flöte, Viola und Harfe“ sowie die, den Abend besdchließenden „Zwei Tänze für Harfe und Streichquintett, bei dem – ungewöhnlich, aber wirkungsvoll – die Musik von zwei Mitgliedern des Semperoper Ballett, Jasmin Verhage (seit 2020 in der Company) und Gustavo Chalob (seit 2019) in anspruchsvolle Tanzfiguren umgesetzt wurde, in beiden Tänzen mit gleichen und ähnlichen Figuren und Komninationen, bei dem „Danse sacrée“ dezenter, im „Danse profane“ lebensbejahender.
Von den insgesamt 20 Musiker*innen der Kapelle und mitwirkenden Gästen können hier leider nicht alle genannt werden, obwohl jede*r von ihnen sich sehr engagierte und sich nicht nur mit technischer Perfektion, sondern auch klangvoll mit dem jeweiligen Instrument einbrachte und sich wunderbar in den harmonischen Gesamtklang einfügte, um den Kammerabend zu einem außergewöhnlichen Ereignis werden zu lassen.
Zu einem besonderen Höhepunkt gestalteten acht großartige Bläserinnen und Bläser der Kapelle, darunter die großartige Flötistin Sabine Kittel, (mit Alexander Bülow als Koordinator) Strawinskys „Oktett für Bläser“ im damals frisch entwickelten neoklassischen Stil der 1920er Jahre in Paris, das nach Meinung des Komponisten „trocken, kühl, klar und spritzig wie Sekt“ klingen soll – und das tat es auch, es „prickelte“ und „perlte“.
Am 21.6. gehen die Musiker*innen der Staatskapelle „ohne Frack auf Tour“ in die „Kneipen“ der Dresdner Neustadt und musizieren sehr unterhaltsame, schwungvolle, gefällige und eingängige Stücke in kleinen Gruppen von Streichern und Bläsern. Die meisten der sehr zahlreichen Besucher kommen dann aus den Reihen der ohnehin sehr treuen, enthusiastischen Staatskapellen-Gemeinde und freuen sich über diese aufgelockerte „Zutat“.
Ingrid Gerk
P.S.: Die Sächsische Staatskapelle Dresden hat Im Anschluss an ihre Orchesterversammlung ihren Orchestervorstand sowie die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch (die Christian Thielemann Vertrag im Mai 2021 entgegen dem Anliegen der Staatskapelle nicht verlängert hat) gebeten, mit Daniele Gatti Verhandlungen über die Position des zukünftigen Chefdirigenten der Staatskapelle aufzunehmen. Hoffen wir, dass diesmal die bessere Entscheidung getroffen wird.
Im Juli 2022 kehrt Gatti im 12. Symphoniekonzert der Kapelle mit Gustav Mahlers „Neunter Symphonie“ ans Pult der Kapelle zurück. Der Orchestervorstand bekundet seine Zustimmung: „Mit der Wahl von Daniele Gatti zum nächsten Chefdirigenten können wir nicht nur eine in den letzten Jahren überaus erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen, sondern gewinnen auch eine der renommiertesten Dirigentenpersönlichkeiten der Gegenwart für die Sächsische Staatskapelle Dresden. Sein sensibles Gespür für den besonderen Klang der Staatskapelle, seine packenden musikalischen Visionen und nicht zuletzt sein internationales Renommee haben ihn zum Wunschkandidaten des Orchesters werden lassen. Wir sind uns sicher, gemeinsam mit Maestro Gatti als Chefdirigenten bestens ausgestattet und mit dem gleichen künstlerisch hohen Anspruch wie bisher in die Zukunft gehen zu können.“
Nora Schmid, die designierte Intendantin der Semperoper freut sich ebenfalls auf eine gute Zusammenarbeit: „Mit Daniele Gatti haben die Musikerinnen und Musiker der Sächsischen Staatskapelle einen Künstler zu ihrem zukünftigen Chefdirigenten gewählt, der aufgrund seiner enormen musikalischen Erfahrung und seiner Freude an einem vielfältigen Repertoire maßgebliche Akzente in Oper und Konzert sowohl in Dresden als auch auf den internationalen Podien setzen wird. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm, das gemeinsame Planen und Entwickeln, denn wir sind schon seit längerer Zeit in einem inspirierenden Austausch.“
Ingrid Gerk