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DRESDEN/ Semperoper: 4. SYMPHONIEKONZERT unter Christian Thielemann – mit Renée Fleming

25.11.2014 | Konzert/Liederabende

Dresden / Semperoper: RENÉE FLEMING UND CHRISTIAN THIELEMANN IM 4. SYMPHONIEKONZERT DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN 24.11.2014

Zum Abschluss der Dresdner Richard-Strauss-Tage gab es noch ein Highlight der besonderen Art. Auf dem Programm des 4. Symphoniekonzertes der Sächsischen Staatskapelle Dresden standen noch einmal ausschließlich Werke von Richard Strauss, der bekanntlich ein besonderes Verhältnis zur Dresdener Kapelle hatte und die Kapelle zu ihm.

 Christian Thielemann ließ als Spiritus Rector viel erwarten. Bereits das „(Erste) Konzert für Horn und Orchester Es-Dur“ (op. 11) wurde mit Robert Langbein, Solohornist der Sächsischen Staatskapelle, zum Ereignis. Frisch und entspannt, mit schlankem, feinem, sehr wohlklingendem Ton zwischen Klarheit und Klangschönheit und viel Gefühl für die Strauss’schen Melodien breitete Robert Langbein das Konzert in makellos fließender Gestaltung aus. Er beherrscht auch die ganz feinen Töne, so dass man sogar „Beethoven-Zitate“ zu hören glaubte. Unter Thielemanns Leitung entstand eine wunderbare Korrespondenz zwischen Solist und Orchester. Selbst bei mitunter kraftvoller Lautstärke spielte die Kapelle äußerst klar und durchsichtig und räumte dem Solisten freie Entfaltungsmöglichkeit ein. Es war einfach ein Genuss zuzuhören, ein Schwelgen in der Musik von Strauss‘ frühem Werk.

 Vor Renée Flemings großem Auftritt folgten in dem klug gestalteten Programm die Zwischenspiele „Reisefieber“ und „Walzerszene“ aus „Intermezzo“ (op. 72), der „realistischen Charakterkomödie“ mit autobiographischen Zügen. Durchsichtig, selbst in turbulenten Passagen, und voller Esprit klang viel Humor und auch „Derb-Bayrisches“ an.

Umso zarter wirkte dann Renée Fleming mit den 6 „Liedern für Sopran und Orchester“. Sie erschien in großer schwarz-rot-goldener Robe – eine Sympathiekundgebung für Deutschland? Sehr feinsinnig, mit zarter, liedgemäßer Stimme und wunderbar freier, wohlklingender Höhe „tupfte“ sie die Lieder „Meinem Kinde“, „Liebeshymnus“, „Das Bächlein“ und „Ruhe, meine Seele“ in kongenialer klanglicher und gestalterischer Übereinstimmung mit dem Orchester in den Raum, war aber auch zu Ausbrüchen mit lautem Orchester fähig. Großartig gestaltete sie „Die heiligen drei Könige aus Morgenlande“ und erst recht die „Frühlingsfeier“ mit dem tragischen Tod des Adonis, der „unter die Haut ging“.

 Nach ihrer 1. Zugabe „Morgen“ mit einem besonders feinfühligen Orchestervorspiel, ihrem zartfühlenden Gesang und völlig konformer Orchesterbegleitung herrschte längeres Schweigen und Ergriffenheit im Publikum bis der einhellige Beifall wieder losbrach und „Wenn du es wüsstest“ mit Orchester als 2. Zugabe erklang.

 Eigentlich war man schon völlig zufrieden, aber Thielemann und die Kapelle „setzten noch eins drauf“ mit „Also sprach Zarathustra“. Ausgehend vom filigranen „Naturmotiv“ des „Sonnenaufgangs“, das wie ein „Klangwunder“ den 1. Teil durchzog, entfaltete Thielemann mit der Kapelle in atemberaubender Steigerung einen kontrastreichen, macht- und kraftvollen Klangzauber bis zur Generalpause am Ende des 1. Teils, dem der kontrastreiche 2. Teil folgte.

Mit immer einheitlichem Klangbild, sei es im stärksten Fortissimo oder feinsten Pianissimo, in sehr turbulenten Passagen oder klangvollen, harmonierte einfach alles hervorragend. Alle Instrumentengruppen fungierten wie Bausteine im großartigen Gesamtwerk, wie ein großer, in völliger Harmonie perfekt funktionierender, Organismus. Sie ergänzten sich gegenseitig, genau in dem Maß, wie es zur besten Wiedergabe der Komposition beitrug, bis das Werk mit feinstem Pianissimo ausklang und der Bogen wieder zum Anfang, dem Sonnenaufgang des nächsten Morgens, geschlagen wurde.

 Es war „Strauss vom Allerbesten“, mit perfekten, sehr sensiblen Bläsern, flexibler Pauke vom kraftvollen Einsatz am Beginn bis zum unterstreichenden Ausklang im feinstem Piano und nicht zuletzt mit der hinreißenden solistischen Violine von Matthias Wollong.

 Ingrid Gerk

 

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