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DRESDEN/ Semperoper: 4. KAMMERABEND DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN / Wakako Tani / Céline Moinet

09.03.2015 | Konzert/Liederabende

Dresden / Semperoper: 4. KAMMERABEND DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN 8.3.2015

 

Nachdem sich die Pianistin Wakako Tani umständlich eingerichtet, d. h. endlich die richtigen Seiten in ihren Noten gefunden, den Klavierhocker hochgedreht und an ihrem Abendkleid gezupft hatte (solche Show sollte in diesem Rahmen „out“ sein), konnte der 4. Kammerabend der Sächsischen Staatskapelle Dresden beginnen. Sie war die Klavier-Begleiterin der Solo-Oboistin der Sächsischen Staatskapelle, Céline Moinet beim „Concerto sopra motivi dell’opera ‚La Favorite‘ di Donizetti“ für Oboe und Klavier des im 19. Jh. in Italien sehr populären Antonio Pasculli, das (wegen Krankheit des Pianisten) anstelle des angekündigten „Quintetts f-Moll op. 4“ von J. L. Dussek erklang.

 Céline Moinet ist bekannt für ihr Können und ihre feinsinnige Musizierweise. Ihr Spiel verriet viel Musikalität und Feingefühl. Sie ist eine hervorragende, sensible Künstlerin mit hohem Anspruch an sich selbst. Leider fand die Pianistin kaum zu dem guten Miteinander, wie es bei Kammermusik üblich und erforderlich ist. Sie ließ der Oboistin bei den ohnehin sehr schnellen Läufen kaum Zeit zum Atmen, so dass sich deren Virtuosität und Klangschönheit nur bedingt zu dem bei ihr gewohnten Maß entfalten konnte – schade, denn sie ist eine großartige Oboistin.

 Ein anderes Mitglied der Sächsischen Staatskapelle, der gebürtige Prager und seit 2010 Kontrabassist des Orchesters, Petr Popelka schrieb anlässlich des 10. „Geburtstages“ der Akademie des Symphonieorchesters des Bayrischen Rundfunks für die 18 Stipendiatinnen und Stipendiaten als Auftragswerk eine „Akademische Ouvertüre für 18 Instrumente“ zwecks gemeinsamen Musizierens. Nicht ohne „Seitenblick“ auf die „Akademische Festouvertüre“ von Johannes Brahms hatte er junge, motivierte Musiker im Sinn, die gern und mit viel Energie neues lernen und sich gern mit neuen Techniken beschäftigen. Uraufgeführt 2009 in der Münchner Allerheiligen-Hofkirche, erklang die „Festouvertüre“ nun für das Dresdner Publikum, flott, musikantisch, unterhaltsam und mit zahlreichen Zitaten. Der Humor kommt dabei nicht zu kurz. Es gibt Posaunen-Glissandi, gestopfte Bläser und Streicher, die auch mal mit der Holzseite des Bogens „musizieren“.

 Die „Festouvertüre“ begann mit einem sehr markanten Tutti incl. „Trommelwirbel“ und endete mit einem lauten „Paukenschlag“. Sie ist nicht leicht zu spielen. Die Musiker werden gefordert, denn die jungen Leute damals sollten dadurch auch gefördert werden. Es ist ein Werk zwischen Kammer- und Orchestermusik, experimentierend, dynamisch, kontrastierend – auch schrill und laut -, ein Werk mit dem schon fast wieder überwundenen „Weg von Melodie und Harmonie“, das die Musiker der Staatskapelle perfekt umzusetzen verstanden.

 Zum besonderen Höhepunkt des Abends wurde die „Sonate für Violine und Klavier c‑Moll“ (op. 82) von Edward Elgar, mit der Reinhard Krauß, Konzertmeister und Kammervirtuos (2. Geigen) der Sächsischen Staatskapelle und als kongenialer Mitgestalter am Klavier, Markus Appelt, Kammermusik auf sehr hohem Niveau boten. Krauß spielt keine Stradivari, Guarneri oder Amati, aber sein schöner, weicher, klangvoller Geigenton ist ebenso faszinierend, wenn er auf seinem einheimischen „Dienstinstrument mit Tradition“ spielt. Es kommt eben nicht nur auf das Instrument, sondern vor allem auf Spielweise und Können an.

 Bereits beim 1. Satz gestalteten die beiden Musiker in einem sehr schönen Miteinander „auf gleicher Wellenlänge“ sehr einfühlsam die großen musikalischen Linien. Beim 2. Satz fielen zusätzlich die kleinen, elegant und liebevoll gestalteten, Finessen auf. Einschließlich des klangvollen 3. Satzes wurde die Wiedergabe dieser Sonate nicht nur zum musikalischen Hörgenuss. Mit gleicher Auffassung brachten beide Musiker in großartiger Weise auch das Wesen dieser Musik zum Ausdruck. Es waren „nur“ zwei Musiker, doch welche Klangfülle, welches gegenseitige Ergänzen und welches geistige Erlebnis, welch schöner, geschmeidiger Geigenton und welche Übereinstimmung zwischen beiden Musikern! Sie musizierten mit Leidenschaft, Hingabe, Verstand und Einfühlungsvermögen und spürten den inneren Werten des Werkes nach. Das war Kammermusik vom Feinsten!

 Ingrid Gerk

 

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