Dresden / Semperoper: „4. AUFFÜHRUNGSABEND DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN MIT WERKEN VON MENDELSSOHN-BARTHOLDY – 19.6.2025
Der junge begabte Dirigent Mateusz Molęda gehört ohne Zweifel zu den interessantesten Dirigenten der Gegenwart. Bereits bei seinem ersten Dirigat im Alter von 19 Jahren überraschte er Publikum und Fachpresse mit musikalisch eindrucksvollinterpretierten Konzertprogrammen. 2023 gewann er den 1. Preis und Sonderpreis beim renommierten Internationalen Sergei Kussewitzky Dirigentenwettbewerb, der zu den bedeutendsten der Welt zählt. Wegweisende Impulse erhielt der in Dresden geborene und aufgewachsene, mit deutschen und polnischen Traditionen vertraute, junge Dirigent von seinem Mentor Marek Janowski, dem Chefdirigent der Dresdner Philharmonie, für den er u. a. bei den Berliner Philharmonikern und der Dresdner Philharmonie auch als Assistent tätig war und der durch die Weitergabe seiner vielfältigen Erfahrungen entscheidenden Einfluss auf die künstlerische Entwicklung Molędas genommen hat, der jetzt sein Debüt bei der Sächsischen Staatskapelle gab.
Molęda vertieft sich ganz in die Musik aller Jahrhunderte und die Eigenarten aller Komponisten. Bei diesem Aufführungsabend galt seine intensive, sehr tiefgründige Auseinandersetzung Felix Mendelssohn-Bartholdy, die für ein fesselndes Konzerterlebnis sorgte. Bereits die facettenreich und in größtmöglicher Transparenz dargebotene Ouvertüre zu „Ruy Blas“ (op. 95) ließ aufhorchen.
Es ist zu einer schönen Tradition geworden, dass Mitglieder der Staatskapelle auch ihr solistisches Können bei einem Aufführungsabend mit einem Solokonzert präsentieren. An diesem Abend trat die Violinistin Ami Yumoto, seit 2017 Mitglied der Sächsischen Staatskapelle und seit 2021 2. Konzertmeisterin der 1. Violinen mit Mendelssohns berühmtem „Konzert für Violine und Orchester e-Moll“ auf, das von einem Solisten alles fordert. Sie meisterte nicht nur die technische Seite perfekt, sondern verlieh dem Konzert mit sanftem Bogenstrich auch jene Zartheit, die ihrer Mentalität eigen ist und legte ihre all ihre zarte Empfindung hinein, eine Sicht, die der Schönheit des Violinkonzertes sehr entgegen kam. Molęda unterstützte sie mit dem Orchester und ließ ihre feinsinnige Art voll zur Geltung kommen. Publikum und Kapellkollegen dankten ihr mit begeistertem Applaus, für den sich ihrerseits mit einer überaus virtuos gespielten „Caprice“ von Nicolo Paganini bedankte.
Zu Mendelssohns beliebtesten Werken gehört auch die „Sinfonie Nr. 3 a-Moll“ (op, 56), die „Schottische“, für die, inspiriert von einer Schottlandreise im Jahr 1829, in der Ruine des Holyrood Palace Mendelssohn das eröffnende a-Moll-Motiv fand, aber erst viel später, 1840 zur Ausarbeitung der Sinfonie schritt. Aus dem Jugendwerk wurde eine Sinfonie der Reifephase. Molęda brachte in schönster Weise die Verbindung von Romantik und Klassizismus, mit der Mendelssohn Fernweh, Volkston und Sagenwelt verband, sehr eindrucksvoll zum Klingen, transparent und facettenreich, die Tiefen auslotend und für den Zuhörer miterlebend.
Ingrid Gerk