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Dresden / Semperoper: 3. KAMMERABEND DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN

04.11.2016 | Konzert/Liederabende

Dresden / Semperoper: 3. KAMMERABEND DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN – 3. 11. 2016

Man ist immer wieder überrascht, welche „Schätze“ an selten aufgeführten Werken und interpretatorische Leistungen von Kapellmitgliedern in den Kammerabenden der Sächsischen Staatskapelle Dresden zu erleben sind. Orchestermusiker mit solistischen Fähigkeiten haben hier Gelegenheit, ihr außergewöhnliches Können, das sonst nur in (oft kleineren) Solopassagen im Orchester zu hören ist, einmal solistisch oder in kammermusikalischer Besetzung zu präsentieren.

Im 3. Kammerabend widmeten sich 11 Kapellmitglieder und 2 Gäste in sehr abwechslungsreicher Folge und unterschiedlicher Besetzung sechs, in ihrer Art sehr unterschiedlichen, aber allesamt sehr interessanten Kompositionen vom 18. bis zum 20. Jh.

Einen klangvollen Einstieg boten Wieland Heinze, 1. Violine und Martin Fraustadt, (hier) 2. Violine (später Viola), mit der dreisätzigen „Sonata Nr. 5 e-Moll” aus “VI Sonates à deux Violons sans Basse“ von Jean-Marie Leclair (1697-1764), einer 1730 in Paris entstandenen Sonate in – auch für die Barockzeit – ungewöhnlicher Besetzung für nur 2 Violinen und ohne Basso continuo. In idealem Zusammenspiel boten sie mit dem warmen, weichen, beseelten Klang ihrer besonderen Instrumente, die sie zu spielen verstanden, einen außergewöhnlichen Klang- und Kunstgenuss.

In den beiden ersten Sätzen (“Allegro ma poco“ und “Gavotta. Andante grazioso“) folgten sie mit exzellenter Wiedergabe und ausgesprochener Klangschönheit den melodischen Linien. Im 3. Satz (“Presto“) folgten sie dann dem Zug unserer Zeit zur Virtuosität und zogen das Tempo sehr an, bewegten sich aber immer gerade noch an der Grenze, um die einzelnen Töne nicht „verschwimmen“ zu lassen und dem besonderen Klangsinn der beiden ersten Sätze treu zu bleiben.

Dann ging es ins 20. Jh. Mit schönem, klangvollem Ton veredelte Volker Hanemann das kurze, aber sehr gehaltvolle Stück „In Nomine“ von György Kurtág (*1926) für Englischhorn solo, das er mit Virtuosität und Klangsinn anderer Art als seine beiden Vorgänger bot. In dem sehr stark komprimierten Stück (etwas länger als Kurtáks neueste Kompositionen) wird viel gesagt in wenig Zeit.

Die Programmgestaltung war geschickt auf Kontrasten aufgebaut. Nach Kurták folgte Ludwig van Beethovens „Streichtrio G-Dur“ op. 9 Nr. 1. Es war kein forscher, kraftvoller Beethoven, der gelegentlich auch durchschimmerte, sondern ein eher dezenter, zurückhaltender, wie eine geistreiche Konversation zu dritt, empfindsam und mit Schönklang vorgetragen, eine eigene, etwas andere Art der Interpretation mit Wieland Heinze, Violine, Martin Fraustadt, Viola und Norbert Anger, Violoncello.

Empfindsam ging es auch bei Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) und seiner „Triosonate d-Moll“ (Wq 145) für Flöte, Oboe und Basso continuo (B.c.) zu, wobei der B.c. nur aus Cembalo und Cello bestand. Bernhard Kury, Flöte, Volker Hanemann, Oboe (vgl. bei Kurták Englischhorn) sowie Matthias Wilde, Violoncello und Jobst Schneiderat, Cembalo als B.c. muszierten sehr frisch und ausgeglichen, mit einem Hauch Romantik und auch die spätere Klassik schon vorausahnend.

Im Kontrast dazu spielte Bernhard Kury zwei Stücke von Isang Yun (1917-1995), einem deutschen Komponisten koreanischer Abstammung. Mit „Affenspieler“ für Flöte solo und „Der Eremit am Wasser“ für Altflöte solo aus „Chinesische Bilder“ vermittelte Kury als Meister beider Instrumente fernöstliche Mentalität und Stimmung wie in einer Zwiesprache mit der Natur.

Zum Abschluss noch einmal Beethoven in größerer Besetzung, das „Sextett Es-Dur“ (op. 81b) für 2 Hörner (Robert Langbein, Lars Scheidig), 2 Violinen (Jörg Fassmann, Lenka Matejáková), Viola (Marie Annick Caron) und Violoncello (Jörg Hassenrück) erklang hier in  Originalfassung mit Kontrabass, mit dem Christoph Bechstein dem Sextett dezent Akzente verlieh.

Ingrid Gerk

 

 

 

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