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DRESDEN / Semperoper: „24. PREISTRÄGERKONZERT“ – PREISTRÄGER CHRISTIAN THIELEMANN 

24.10.2016 | Konzert/Liederabende

Dresden / Semperoper: „24. PREISTRÄGERKONZERT“ – PREISTRÄGER CHRISTIAN THIELEMANN  23. 10. 2016

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Christian Thielemann als strahlender Preisträger. Foto: Frank Höhler

Die Stiftung zur Förderung der Semperoper verleiht seit nunmehr 24 Jahren alljährlich Preise an verdienstvolle Künstler der Semperoper und Gäste. Waren es ursprünglich jährlich drei Preise, so sind es jetzt noch zwei, dafür aber etwas höher dotiert.

Zu den Preisträgern gehörten u. a. schon Ute Selbig, Camilla Nylund, Sophie Koch, Klaus Florian Voigt, Georg Zeppenfeld, Markus Marquardt, Christa Mayer, Stephen Gould, Peter Schneider und Evelyn Herlizius, aber auch der Sächsische Staatsopernchor, das Semperoper Ballett Dresden unter Aaron S. Watkin sowie Nachwuchs-Sängerinnen und -Sänger

In diesem Jahr erhielten nun Christian Thielemann im Rahmen des 24. Preisträgerkonzertes den Preis der Stiftung 2016 und erstmalig die Technischen Gewerke des Opernhauses unter Leitung des Technischen Direktors, Jan Seeger einen Sonderpreis.

Letztere sorgen nicht nur allabendlich (mindestens 350 Mal im Jahr) im Verborgenen für eine funktionierende Bühnentechnik, Beleuchtung usw., sondern haben auch bei Vor- und Nachbereitung wesentlichen Anteil am Gelingen einer Aufführung. Mit ihrem Spezial-Know how lassen sie magische Räume entstehen, in denen Klang und Bühnendekoration zu einer gekonnten Illusion verschmelzen. Dabei bedarf es einer eng verzahnten, kreativen Zusammenarbeit, um für das jeweilige Klangerlebnis den idealen Raum  zu schaffen. Während des Preisträgerkonzertes standen sie nun erstmalig selbst im Rampenlicht, durften einmal aus ihrer Unsichtbarkeit heraustreten und als „Solisten“ einen kleinen Einblick in ihre Tätigkeit und die Möglichkeiten einer perfekten Bühnenillusion geben.

Scheinwerferlicht ließ zunächst den großen Samtvorhang, passend zu den Darbietungen, hell- oder dunkelrot erscheinen, und auch die Köpfe des Chores erglühten später glutrot, nicht vor Anstrengung oder Aufregung, sondern im Scheinwerferlicht. Die Techniker schafften blitzschnelle Verwandlungen der Bühne und ließen einmal (fast) alle Hubpodien in Aktion sehen. Auf der Bühne wurden zwei kleine Feuer entfacht, wie wenn z. B. ein Teufel erscheint (oder jemand Liebesbriefe verbrennt). Flitterregen rieselte von oben herab, und auch das „Blumenmädchen“ für Thielemann, Chefdramaturgin Anne Melcher, schwebte mit großem Blumenstrauß trotz „Flugangst“ auf einem Spezialsitz aus dem Schnürboden nach unten. Leider litt ihre ziemlich diffuse, wenn auch mit Charme vorgetragene, Moderation schon vorher offenbar sehr unter Nervosität.

Blitz und Donner und Sternhimmel wären auch noch möglich gewesen und alles, was ein romantisches Bühnenbild sonst noch bereichern kann, bei Neuinszenierungen aber leider meist kaum mehr genutzt wird. Dabei kann eine gute Inszenierung mit optisch wirksamer Bühne viel zum Verständnis und einem intensiven und nachhaltigen Erleben einer Oper beitragen und auch über manche weniger attraktive Sängerleistung hinwegtäuschen. Im Hintergrund liefen dann alle 154 Namen der technischen Mitarbeiter (alphabetisch geordnet) in Leuchtschrift vorüber, deren Arbeit für eine reibungslose Bühnentechnik, Fachkompetenz und nette, freundliche und niveauvolle Art von Thielemann spontan gelobt wurde.

Für Thielemann hielt Bundesinnenminister Thomas de Maizière die Laudatio, ein Dresdner und Musikfreund. Thielemanns künstlerische Exzellenz, seine Verdienste um die Aufführungen von Open von Richard Wagner und Richard Strauss und seine legendären Bruckner-Interpretationen sowie sein Wirken als herausragender Botschafter für die Sächsische Staatskapelle, die Sächsische Staatsoper und die Stadt Dresden sprechen für sich. Unter seiner Leitung gab es endlich auch wieder in der Semperoper, Konzerte und Opern-Aufführungen – wie in diesen Tagen die drei „Rheingold“-Aufführungen unter seiner Leitung ‑ die endlich wieder einmal für internationale Aufmerksamkeit sorgten. Seine Bemühungen, den „Ring des Nibelungen“ nun endlich wieder in Dresden, wo Wagner 7 Jahre lang an der damaligen Hofoper wirkte, in Gänze aufzuführen, lassen schon jetzt die Hoffnungen und Erwartungen steig

Wo Thielemann auftritt, gleich, ob in London, wo er erst kürzlich mit der Sächsischen Staatskapelle bei den legendären „Proms“ wahre Triumphe feierte, Bayreuth, Salzburg, Tokio oder Dresden, steigt die Spannung, erwarten die Zuhörer immer etwas Besonderes, und er wird dieser Erwartung nicht nur immer wieder gerecht, sondern übersteigt sie noch mit einzigartigen Klangereignissen und geistiger Durchdringung.

Das (Rahmen-)Programm des 24. Preisträgerkonzerts wurde vom Sächsischen Staatsopernchor (Einstudierung: Jörn Hinnerk Andresen), der Sächsischen Staatskapelle mit Patrick Lange am Dirigentenpult und jungen Sängerinnen und Sängern mit Ausschnitten und Arien aus Opern von Manuel de Falla, Mozart, Busoni, Tschaikowsky, Verdi, Miroskaw Weinberg und Offenbach getragen, womit u. a. auch ein breiter Bogen über die Saison 2016/17 gespannt wurde. Dem Sänger-Nachwuchs in diesem Rahmen ein Podium zu geben, war ganz im Sinne von Thielemann, dem die Förderung junger Künstler am Herzen liegt.

Er ließ es sich nicht nehmen, zum Abschluss selbst zum Taktstock zu greifen und „seine“ Kapelle beim „Vorspiel“ zum 3. Aufzug der Oper „Lohengrin“  zu leiten und zu inspirieren. Er sieht sich selbst als „Kapell-Meister“. Nach seinen eigenen Worten kommt zuerst die Kapelle, denn ohne Orchester kann auch der beste Dirigent nichts beginnen. Er führt und leitet dann das Orchester, das seine Intentionen umsetzt

Herzlichen Glückwunsch, Maestro und auch dem technischen Personal, das mithilft bei Thielemanns besonderem Anliegen, die Opern auch optisch wirksam auf die Bühne zu bringen und die Musik zu unterstreichen.

Ingrid Gerk

 

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