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DRESDEN/ Schauspielhaus: BARON MÜNCHHAUSEN

30.01.2023 | Theater

Dresden/Schauspielhaus: „BARON MÜNCHHAUSEN“ – 29.1.2023

Der Kabarettist, Liedermacher und Regisseur Rainald Grebe, welcher diesen Abend am Dresdner Staatsschauspiel entwarf (Premiere: Oktober 2022), hat sehr viel Mut, denn er setzt beim Publikum eine Akzeptanz voraus, welche seinen pausenlos servierten, 110minütigen Blödelhumor akzeptiert, lustig findet und dementsprechend akklamiert.

Beim Rezensenten funktionierte dies zu 80%, denn diese Revue zum Thema „Baron Münchhausen“ hat auch ihre Macken und diese liegen in ihrer Aufdringlichkeit. So lustig viele Elemente und Szenen auch sind, so überbordend und auf Dauer langweilig wirken diese. Große Schauspielkunst wird nicht geboten, denn der ganze Abend wird mit Mikroports gesprochen und Mikrofone werden für zu viel Gesang und allerlei von den Schauspielern erzeugte und sehr infantil wirkende Geräusche genutzt. 

Da mag man Ahmad Mesgarha spontan zujubeln, wenn er einen, mit reichlich Sound unterlegten, Monolog an die gute alte Zeit hält, als die Schauspieler noch mit Stütze und Körperresonanz einen Saal mit ihrer Stimme füllten. Dass gutes Sprechen nicht mehr Mode zu sein scheint, traf bei den diesmaligen Schauspielerteam besonders auf Felix Bronkalla zu, welcher sogar mit Mikroport kaum stimmlich zu vernehmen war. Als Geräusche-Macher entledigte er sich seiner Aufgabe allerdings bravourös und stimmte zu Beginn launig auf den Abend ein, als dieser noch versprach, ein kunterbuntes Vergnügen zu werden. 

Diese, wie eingangs beschriebene, Revue ist eine Zeitreise durch die, dem berühmten Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen zugeschriebenen, Lügengeschichten. Das geschieht in vielerlei komischer Weise. Da gab es viele Songs, wie z.B. „Finster war’s der Mond schien helle“ oder einen Schlagersong a la Deutsche Hitparade, Puppenspiel, Laterna-Magica-Momente und Silhouetten-Theater, ein „Baron Münchhausen Symposium“ in Bodenwerder und eine, zu einer Art Kanonenduell sich zuspitzende Szene, die als Impfgegner-Impfbefürworter-Geschrei mit allerhand politischem und zeitgeschichtlichem Material abgeschrien wurde. 

Fast logisch ist es, dass sich Regisseur Grebe an dem berühmten UFA Film mit Hans Albers abarbeitet und mit dem Tod des Münchhausen Dieners endet, was von Tilla Kratochwil und Sven Hönig anrührend gespielt wurde. 

In dieser Münchhausen-Themen-Revue ist jeder mal jeder, wobei den bewährten Dresdner Staatsschauspiel-Mimen Ahmad Mesgarha und Anna-Katharina Muck die wichtigsten Aufgaben zugeteilt wurden. Leonie Hämer und der kleinwüchsige Schauspieler Klaus-Dieter Werner, welcher als eine Art am Reglerpult sitzender Chef und mit kleinen Pointen eingreifender Zyniker agierte, komplettierten das durchaus gute Ensemble des Hauses. 

Die viele Musikstile beherrschende Dreierband (Florian LauerJens-Karsten Stoll, und Dietrich Zöllner) lieferte einen anständigen musikalischen Sound.

Das sich häufig ändernde und teilweise schöne Bühnenbild entwarf Janna Skrobin, und die umfangreichen Kostüme vom Barock bis zur Gegenwart entwarf Ira Storch-Hausmann.

Das Publikum in dem, zu 70 Prozent gefüllten, Theater lachte anfangs sehr und wurde dann stiller und applaudierte mäßig und nicht lange.

 Rico Förster

 

 

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