Dresden / Kulturpalast: AUGUSTIN HADELICH UND FRANCESCO PIEMONTESI MIT KAMMERMUSIK FRANZÖSISCHER KOMPONISTEN – 9.2.2025
Augustin Hadelich, der als Kind im wahrsten Sinne des Wortes durchs Feuer ging, gehört jetzt zu den bedeutendsten Geigern der Gegenwart und tritt weltweit mit allen großen Orchestern Amerikas und Europas auf. Jetzt widmete er sich der Kammermusik mit dem gleichen Engagement und Können wie den großen Solokonzerten.
Nach seiner umjubelten Interpretation des „Violinkonzertes“ von P. I. Tschaikowski im Weihnachtsfestkonzert der Dresdner Philharmonie überraschte Augustin Hadelich, in dieser Saison Artist in Residence des Orchesters, mit Francesco Piemontesi , Artist in Residence 2022/23, als Partner am Klavier jetzt das erwartungsvolle Publikum mit einem ungewöhnlichen Programm, fast ausschließlich mit Werken französischer Komponisten des 17. und 19./20. Jahrhunderts, wie Nicolas de Grigny und Jean-Philippe Rameau als Vertreter des französischen Barock sowie Claude Debussy, der sich als patriotischer Vorreiter für die Musik seines Heimatlandes in Abgrenzung zur deutschen Musik verstand, Francis Poulenc, der eine eigene Tonsprache fand, und César Franck, dessen Kompositionsweise bis heute als besonders französisch gilt.
Die beiden Ausnahmekünstler, musizierten im ersten Teil in perfekter Harmonie und Meisterschaft ohne große Pausen oder Zäsuren kurze Stücke im kontrastreichen Wechsel aus Barockzeit und der neueren Zeit, von de Grigny („Livre d’orgue“ – Auszug), Debussy („Sonate für Violine und Klavier g-Moll“), Rameau („Pièces de clavecin en concert“ – Auszug) und Poulenc (Sonate für Violine und Klavier „À la mémoire de Federico García Lorca“). Als einziger nicht-französischer Komponist war György Kurtág mit den sechsminütigen „Tre pezzi“ für Violine und Klavier vertreten, wie alle seine Kompositionen drei kurze, sehr komprimierte Stücke in eher zurückhaltender, geheimnisvoller Tonbebung. Der Ungar weilte 1957/58 in Paris, um Kurse von Messian und Milhaud zu besuchen.
Als Hauptwerk des Abends nahm die „Sonate für Violine und Klavier A-Dur“ von César Franck schon wegen ihrer ungewöhnlichen, sehr individuellen Melodik gefangen. In der Interpretation von Hadelich und Piemontesi, zwei kongenialen Partnern auf höchstem Niveau, erschloss sich die Sonate in außergewöhnlicher Klanglichkeit und emotionaler Tiefe.
Der für seinen hinreißenden Ton gefeierte Augustin Hadelich erfüllte mit seiner überragenden Technik und seinem tief empfundenen Nachspüren der Intentionen des Komponisten den Violinpart mit Leben. Noch mehr als seine technische Perfektion bestach der wunderbare Klang, den er auf der Violine von Giuseppe Guarneri del Gesù aus dem Jahr 1744, bekannt als „LFreduc, ex Szeryng”, erzeugt. Er braucht nur ein Instrument, um einen ganzen Kosmos zum Klingen zu bringen.
Francesco Piemontesi, für den Musik „wie eine zweite Sprache“ ist, trug mit seinem, von Sensibilität, Intimität, subtiler Anschlagstechnik, Geläufigkeit, Phrasierung und technischer Perfektion, die er ganz in den Dienst der Interpretation stellt, am Klavier wesentlich zu dieser meisterhaften Widergabe bis ins feinste Detail bei. Beide Künstler ergänzten sich gegenseitig und gestalteten einen Kammermusikabend auf höchstem Niveau, bei dem ein ungewöhnliches Programm mit besonderem Klangzauber den aufmerksam Zuhörenden nahe gebracht wurde.
Ingrid Gerk