Dresden / Kulturpalast: RICHARD WAGNERS GROSSES LIEBESDRAMA „TRISTAN UND ISOLDE“ – ALS „EXTRAKT“ UND KONZERTANT – 15.3.2025
Nach dem gelungenen konzertanten „Ring“ mit der Dresdner Philharmonie unter Marek Janowski (Oktober 2022) war man gespannt auf einen konzertanten „Tristan“, der jedoch zunächst unter keinem guten Stern zu stehen schien. Pablo Heras-Casado musste für die zweimalige Aufführung krankheitsbedingt sein Dirigat absagen. Für ihn übernahm kurzfristig John Fiore die Leitung. Für die ebenfalls erkrankte Anja Kampe konnte Catherine Foster als hochkarätiger „Ersatz“ gewonnen werden. Die neue Konstellation erwies sich jedoch als äußerst günstig. Die besuchte zweite Aufführung gelang wie „aus einem Guss“.
Sanfte, geheimnisvolle Orchesterklänge, die in schmerzlichen Akkorden wie ein unterdrückter Aufschrei mündeten, eröffneten eine in sich geschlossene, sehr beeindruckende (Kurz-)Fassung aus Vorspiel zum Ersten Akt, Zweitem Akt und „Isoldes Liebestod“ – für Wagner-Enthusiasten zu wenig, aber für ein Konzert eine gute Zusammenstellung, die einen in sich geschlossenen Eindruck der Oper ohne Brüche vermittelte, nicht zu lang, konzentriert und in dieser guten Ausführung wie geschaffen, der Oper neue Freunde zu gewinnen. Übertitel genügten, um die Handlung zu erfassen. Keine (abwegige) Inszenierung konnte ablenken. Man konnte sich voll und ganz auf die Musik und ihre Ausführung konzentrieren.
Obwohl die Dresdner Philharmonie, ein Konzertorchester, nur gelegentlich Opern konzertant aufführt, wobei der Schwerpunkt nicht unbedingt auf Richard Wagner liegt, beweist sie doch immer wieder ein Feingefühl für dessen Musik. John Fiore, ein auf den internationalen Opernbühnen sehr geschätzter Dirigent, orientierte auf Musikalität und Ausdruckskraft und schaffte mit dem sehr engagiert spielenden Orchester eine ideale Basis für die Entfaltung der Solisten.
Dass Catherine Foster eine gute Wagner-Sängerin mit viel Power ist, womit sie über jedes Orchester kommt, weiß man, dass sie aber auch sehr zurücknehmen und wunderbar differenzieren kann, wenn es Handlung und emotionaler Ausdruck erfordern, überraschte. Für die liebende Isolde fand sie zarte, weiche, wohlklingende Töne und setzte ihre Stimme nur in höchster Dramatik expressiv ein, was vielleicht unglaubhaft erscheinen mag. Man muss es erlebt haben. Ihre Stimme hatte mitunter sogar einen berührenden Klang. Das deutete sich zwar damals bei dem konzertanten „Ring“ bereits an, kam aber hier zur Vollendung. Durch das einfühlsam musizierende Orchester konnte sie sich hier von einer ganz anderen Seite zeigen, sanft und klangvoll bis zu expressiver Steigerung im Überschwang der Gefühle.
Ihr zur Seite verkörperte der zuverlässige australische Heldentenor Stuart Skelton mit seiner Musikalität, Klangschönheit der Stimme und intensivem dramatischem Ausdruck den Tristan im Klangrausch einer Liebesnacht in völliger Übereinstimmung von Singstimmen und Orchester.
Marina Prudenskaya warnte und mahnte als Brangäne weit entfernt von der ersten Empore. So weit entfernt wurde sie von den beiden selbstvergessen Liebenden wahrgenommen. Wie auch im Vorspiel sang sie zuverlässig, wirkte aber bei so viel allgemeiner Authentizität etwas zu jung für die Rolle der lebenserfahrenen Brangäne.
Stimmlich präsent und würdevoll in Gesinnung und Haltung erschien Georg Zeppenfeld als König Marke, wahrhaft königlich und edel, selbst in einer Situation, wo er sich vom „Treuesten der Treuen“ enttäuscht sieht. Ausdrucksstark, vor allem stimmlich mit der Flexibilität und den Differenzierungsmöglichkeiten seiner außergewöhnlichen Stimme gestaltete er eine großartige Szene, in der Enttäuschung und Entsagen mitschwangen, mit wenigen kleinen, sehr sinnvoll Gesang und Handlung verstärkenden, Gesten die Opernhandlung leicht andeutend und dennoch im Rahmen des Konzertes bleibend. Er war die Inkarnation dieser Rolle und wohl kaum noch zu toppen.
Als Melot ergänzte Sebastian Wartig die Szene mit zweimaligem Auftritt.
Nach Isoldes expressiv-gefühlvollem Liebestod herrschte langes Schweigen, bevor der Applaus losbrach, der insbesondere Georg Zeppenfeld, Catherine Foster und der Dresdner Philharmonie unter John Fiore galt.
Ingrid Gerk