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DRESDEN/Kulturpalast: PHILHARMONISCHES KAMMERORCHESTER DRESDEN MIT VIVALDI, MOZART UND J. C. BACH

05.05.2025 | Konzert/Liederabende

Dresden / Kulturpalast: PHILHARMONISCHES KAMMERORCHESTER DRESDEN MIT VIVALDI, MOZART UND J. C. BACH – 4.5.2025

Nach 300 Jahren sind „Die Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi so frisch und beliebt wie zu ihrer Entstehungszeit, ein „ewiger Klassiker“ der Musik, der auch jetzt noch in allen möglichen Varianten und Ausführungen Alt und Jung begeistert. Sie gaben auch einem Konzert des Philharmonischen Kammerorchesters Dresden, eines der, 1969 gegründeten, traditionsreichen Kammerensembles Dresdens, seinen Namen, das mit einem Programm voller „Ohrwürmer“ dreier kosmopolitischer Komponisten für einen ausverkauften Konzertsaal des Kulturpalast sorgte, was bei Kammerkonzerten äußerst selten sein dürfte. 

Den Abend eröffnete die „Sinfonie g-Moll“ von Johann Christian Bach, des jüngsten Sohnes des großen Johann Sebastian, der im Gegensatz zu seinem Vater Deutschland verließ, um zunächst in Mailand und später in England Furore zu machen. Mit seiner „Sinfonie Nr. 6 in g-Moll schuf er ein „aufwühlendes Seelenbild“. Sie wird oft als eines seiner persönlichsten Werke bezeichnet. Unter seinem Leiter Wolfgang Hentrich, dem Ersten Konzertmeister der Dresdner Philharmonie, Primarius des Dresdner Streichquintetts und des Carus Ensembles Dresden und Leiter der Deutschen Streicherphilharmonie, musizierte das Kammerorchester in einem mit viel Einfühlungsvermögen gewählten Tempo, klangschön und voller Frische. 

Dieser Bach-Sohn wird oft als „Erfinder der Wiener Klassik“ bezeichnet. Er hatte großen Einfluss auf den Kompositionsstil des jungen Wolfgang Amadeus Mozart, der ihn als Zehnjähriger auf einer mehr als einjährigen Reise mit seinen Eltern kennen und schätzten lernte und ihn zeitlebens sehr verehrte, was auch auf Gegenseitigkeit beruhte. Das kommt unter anderem auch in der Verwendung eines von J. C. Bachs Streichquartetten als Bearbeitung in der Oper „Cosi van tutte“ beim Promenieren der beiden Liebespaare zum Ausdruck – damals kein Plagiat, sondern Ausdruck höchster Wertschätzung.

Der Name Mozart zieht allein schon die Konzertbesucher magisch an, sein „Hornkonzert Es-Dur“ (KV 417) aber noch mehr. Die junge Hornistin Sarah Ennouhi, seit 2021 Solo-Hornistin der Dresdner Philharmonie und zuvor Solo-Hornistin des Bayerischen Staatsorchesters sowie des Mozarteumorchesters Salzburg, die auch beim Deutschen Symphonie Orchester Berlin sowie den Münchner und Berliner Philharmonikern wirkte, spielte sehr sauber und integrierte sich voll in den Orchesterklang voller Musizierfreude und besonderem Klangsinn.

Vivaldis „Le quattro stagioni“ / „Die Vier Jahreszeiten“ (op. 8) aus einer Sammlung von vier Violinkonzerten aus dem Jahr 1725 wurden mit ihren beiden Druckausgaben, die in Amsterdam und Paris erschienen sind, in den letzten Jahren in zahlreichen Aufführungen ziemlich strapaziert. An diesem Abend wurde das wohl bekannteste Werk Vivaldis wieder zu einem besonderen Ereignis. Der vielversprechende junge koreanische Geiger Inmo Yang, der 2022 den Internationalen Sibelius-Wettbewerb in Finnland gewann, gestaltete den Solopart der vier Violinkonzerte, die die vier Jahreszeiten programmartig porträtieren, sowohl musikalisch als auch geigerisch großartig und voller zauberhafter Klänge.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter waren, entsprechend dem in der Solostimme jedes der vier Konzerte vorangestellten – vermutlich von Vivaldi selbst geschriebenem – Sonett, die Naturerscheinungen imitierend, wieder neu zu erleben – sanfte Winde, heftige Stürme, Gewitter, Vogelstimmen und ein Hund, Jagd, Bauerntanz und Schlittschuhlaufen mit Stolpern und Hinfallen bis hin zum schweren Schlaf eines Betrunkenen. 

Der 3. Satz des „Sommers“ gilt als das schnellste Musikstück der Musikgeschichte überhaupt. Als Zugabe für den begeisterten Beifall des Publikums, das den großen Konzertsaal bis auf den letzten, das heißt 1750. Platz füllte, gab es ein „ungeprobtes Experiment“, wie es Hentrich ankündigte, bei dem Inmo Yung noch einmal mit dem Kammerorchester diesen Satz mit geigerischem Können und einschmeichelndem Wohlklang erstehen ließ und sich schließlich Hentrich wie im Duo als zweiter Solist hinzugesellte.

Ingrid Gerk

DRESDEN/ Kulturpalast

 

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