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DRESDEN/ Kulturpalast: „MOZART !“ – EIN REINES MOZART-PROGRAMM BEI DER DRESDNER PHILHARMONIE

27.03.2023 | Konzert/Liederabende

Dresden/Kulturpalast:  „MOZART !“ – EIN REINES MOZART-PROGRAMM BEI DER DRESDNER PHILHARMONIE – 26.3.2023

Schlicht „Mozart !“ – ein Name, der alles sagt – nannte die Dresdner Philharmonie ihr reines Mozart-Programm mit den bekanntesten und beliebtesten Kompositionen des Meisters, die ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen. Das Publikum kam in Scharen und füllte den Konzertsaal im Kulturpalast mit seinen 1754 Plätzen bis in den letzten Winkel, denn auch nach über 250 Jahren ist Wolfgang Amadeus Mozarts Musik so beliebt und begehrt wie einst und hat nichts von ihrer Unmittelbarkeit, Lebendigkeit und Frische verloren. Bei aller Heiterkeit klingen vor allem in seinen Kompositionen, die er am Ende seines kurzen Lebens schrieb, auch sehr ernste und dunklere Töne an, die bei der Transparenz, mit der in diesem Konzert musiziert wurde, besonders deutlich bewusst wurden. Bereits in der zu Beginn aufgeführten Ouvertüre zu „Don Giovanni“ (KV 527) prägten bei aller Schönheit die Schauder erregenden Anklänge an die Begegnung mit dem „steinernen Gast“ den Gesamteindruck.

Anstelle des ursprünglich vorgesehenen Louis Langrée stand (aus organisatorischen Gründen) der französische Dirigent, Cembalist, Organist und Komponist Jérémie Rhorer am Pult, ein Spezialist für Musik auf historischen Instrumenten und begeisterter Mozart-Interpret. Gemäß seinem Motto „Weniger ist mehr“ ließ er neue interpretatorische Ansätze hören.

Er ließ die Ouvertüre zu „Don Giovanni“ (Konzertfassung) im wahrsten Sinne des Wortes im Orchester mit vehement harten Paukenschlägen beginnen. Irgendwie dachte man dabei auch unwillkürlich an Haydns „Symphonie mit dem Paukenschlag“, mit dem er seinerzeit der Legende nach das Publikum wecken oder auch nur einen besonderen Effekt erzielen wollte. Das Publikum in diesem Konzert aber war munter und lauschte erwartungsvoll und gespannt auf jeden Ton, den die Philharmoniker unter Rhorers Leitung in entsprechenden Kontrasten zwischen leisen und akzentuierten Tönen, zwischen der, heiteren Seite des Dramma giocoso und der ungewöhnlich düsteren, leidenschaftlichen, schon im Hinblick auf Don Giovannis Höllenfahrt mit viel Engagement eindrucksvoll zu Gehör brachten.

Dann betrat der diesjährige Artist in Residence der Dresdner Philharmonie, der derzeit in Berlin lebende, Schweizer Pianist Francesco Piemontesi, der neben seinen hervorragenden Schubert- und Debussy-Interpretationen ebenfalls ein besonderes Faible für Mozart hat, schlicht und unprätentiös das Podium und widmete sich ganz Mozarts „Konzert für Klavier und Orchester d‑Moll“ (KV 466). Ähnlich wie der „Don Giovanni“ weist auch dieses, sechs Jahre vor seinem Tod komponierte Klavierkonzert trotz aller Lieblichkeit nicht zuletzt durch die Tonart d‑Moll dunklere, persönlichere Seiten auf und lässt an Mozarts frühen Tod denken, als hätte er ihn beim Komponieren vorausgeahnt.

Mit seiner außergewöhnlich subtilen Anschlagstechnik und technischer Perfektion brachte Piemontesi in schöner Gemeinsamkeit mit dem Orchester den Klavierpart im wahrsten Sinne des Wortes zum Klingen. Mit feinem Klangsinn ist er auch ein Meister der feinen, leisen, sensiblen Töne, nicht nur durch die gute Akustik des Konzertsaales, sondern auch und vor allem durch die Kunst, auch noch so leise, feine Töne hörbar zu machen, die nur wenige Pianisten beherrschen. Trotz innerer Ruhe atemberaubend, mit perlend flüssigen Läufen, nicht übertriebener, aber um so wirkungsvollerer Dynamik und Expressivität brachte er das Werk in schöner Transparenz, bei der kein Ton „verlorenging“, mit großer musikalischer Linie im wahrsten Sinne des Wortes zum Klingen und ergänzte es (wie jetzt und zu Mozarts Zeiten üblich) mit eigenen kleinen Verzierungen.

Mit seiner Zugabe für den begeisterten Applaus blieb er bei Mozart und spielte den idyllischen zweiten Satz („Adagio“) aus der „Klaviersonate Nr. 12 F‑Dur“ (KV 332) ganz verträumt, versonnen, wie in Gedanken meditierend und ließ die dem Satz immanente leicht tragische Spannung spüren.

Den krönenden Abschluss bildete Mozarts letzte Sinfonie, die „Sinfonie C­ Dur“ (KV 551) mit dem schönen Namen „Jupiter-Sinfonie“, die er bei misslichen privaten, wirtschaftlichen und politischen Umständen in einem Schaffensrausch zusammen mit den beiden anderen Sinfonien in nur sechs Wochen schuf, was selbst für den extrem schnell komponierenden Mozart einen einsamen Rekord bedeutete. Schon für seine Zeitgenossen war sie der „höchste Triumph der Instrumentalkomposition“. Ihr Beiname „Jupiter“ stammt nicht von Mozart, sondern vom Londoner Konzertunternehmer Salomon, der damit Publikum anziehen wollte. Er ist eigentlich nicht nötig, denn das Werk wirkt von sich aus, trifft aber den festlichen Charakter und besonders auf das atemberaubende Finale zu und wirkt auch jetzt noch immer wieder anziehend.

Strahlend schön und streng zugleich erschien die Sinfonie. Nach Studien von Bachs Kompositionstechnik gelang Mozart hier scheinbar mühelos die Synthese aus Altem und Neuem, aus Strenge und übersprudelnder Vitalität und machte den krönenden Schlusssatz, das fugierte Passagen enthaltende „Finale“, zum Geniestreich. In optimistischem C‑Dur merkt man ihr die bedrückenden Zeitumstände während ihrer Entstehung nicht an. Mit Transparenz, Genauigkeit, Facetten- und Farbenreich, Vitalität und Verve, kraftvoll und zart entfalteten die Streicher und Bläser der Philharmonie unter Rhorers Leitung die mitreißende Schönheit der strahlendsten aller Sinfonien Mozarts.

Ingrid Gerk

 

 

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