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DRESDEN/ Kulturpalast: ERÖFFNUNSKONZERT VON TEIL III DER DRESDNER MUSIKFESTSPIELE MIT ANNE-SOPHIE MUTTER & MUTTERS VIRTUOSI

08.11.2021 | Konzert/Liederabende

Dresden/Kulturpalast: ERÖFFNUNSKONZERT VON TEIL III DER DRESDNER MUSIKFESTSPIELE MIT ANNE-SOPHIE MUTTER & MUTTERS VIRTUOSI – 7.11.2021

Ein kleines Virus namens Corona brachte große Pläne und langfristige Konzeptionen (fast) zu Fall, auch die der, normalerweise im Mai/Juni stattfindenden, Dresdner Musikfestspiele, aber Intendant Jan Vogler und sein Team ließen sich nicht entmutigen, sondern einiges einfallen, um die Festspiele doch noch zu retten. Sie fanden in drei Teilen statt, mit veränderten Terminen und einigen wenigen Ausfällen, aber auch neu hinzugekommenen Konzerten.

Eines davon war das „Eröffnungskonzert“ von Teil III mit „Anne-Sophie Mutter & Mutters Virtuosi“, bei dem die berühmte Geigerin – anders als man sie kennt – mit ihrem Ensemble aus gegenwärtigen und ehemaligen Stipendiaten ihrer Stiftung sowie einigen weiteren jungen Musikern und Musikerinnen auftrat. Zunächst erschien sie für den ersten Teil des Konzertes in sehr jugendlichem Outfit auch äußerlich sehr der Jugend, die in schlichtem Schwarz auftrat, zugetan und musizierte gemeinsam mit drei jugendlichen Geigern (Linus Roth, Wei Lu und Mohamed Hiber) zunächst aus dem „Konzert für vier Violinen, Streicher und Basso continuo h‑Moll (op. 3) („L’esto armonico“) von Antonio Vivaldi die Nr. 10 (RV 580), bei dem – wie bei vielen seiner Violin-Kompositionen „Die vier Jahreszeiten“, sein berühmtestes, bekanntestes und beliebtestes Werk, anklingen, die dann den zweiten Teil ausfüllten, womit seitens des Programmes ein in sich geschlossener Kreis vorgegeben war. Unter Mutters souveräner Leitung wurde „leicht und luftig“ fließend, in lebhaftem Tempo musiziert, fast „getupft“, aber auch mit schönem, vollem Ton und vor allem immer exakt und in schöner Gemeinsamkeit.

Kontrastierend dazu folgte „Gran Cadenza“, ein Auftragswerk der chinesischen Komponistin Unsuk Chin (*1961):“, ein modernes Werk mit typischen Elementen der zeitgenössischen Musik, ungewöhnlichen Klängen und manch interessanter Klangpassage, gespickt mit technischen Schwierigkeiten, das Anne-Sophie Mutter als kämpferischen Dialog“ und eine „intergalaktische Reise humorvoll ankündigte und gemeinsam mit Wei Lu, meisterhaft interpretiert, zur Aufführung brachte und mit einem „witzigem Schluss-Pünktchen“ enden ließ.

Bei dem „Streichquintett Nr. 6 Es‑Dur (KV 614) von Wolfgang Amadeus Mozart gesellten sich neben Wei Lu (Violine 2), Hwayoon Lee (Viola 1) und Vladimir Babeshko (Viola 2) sowie Brannon Cho (Violoncello) hinzu und musizierten sehr ausgeglichen und klangvoll, insbesondere das „Andante“, auch hier alles in relativ raschem Tempo leicht und heiter, was dem Ganzen Vitalität und Frische verlieh.

Für den zweiten Teil erschien Anne-Sophie – wieder ganz Grand Dame – in großer gelber Abendrobe (so war auch äußerlich für Abwechslung gesorgt) und widmete sich, jetzt mit größerem Orchester, ganz Vivaldis “Vier Jahreszeiten“ (op. 8), nicht ohne dezente Show-Effekte, was dem Publikum natürlich gefiel. Sie führte ihr Ensemble schwung- und temperamentvoll an, dominierte virtuos und bestätigte sich als große, ausdrucksstarke Virtuosin mit dem schönen Ton, sehr beeindruckend, wie im “Frühling“ („La primavera“) die Natur in Tönen erwachte, im „Sommer“ („L’estate“) alles ermattet niedersank und im „Winter“(L’inverno“) alles vor Kälte klirrte und erstarrte. Die jungen Musiker folgten ihren Intentionen, und sie setzte ihr großes Können ein und blieb der strahlende, virtuose Mittelpunkt.

Das Programm war für ihre Verhältnisse weniger anspruchsvoll, und die jungen, förderungswürdigen Musiker und Musikerinnen könnten wahrscheinlich auch noch viel mehr, aber es war sehr publikumswirksam. Anders als man die großartige Geigerin und Virtuosin kennt, hat sie sich offenbar dem Zug der Zeit und internationalen Trend angeschlossen und orientiert auf populäre Wirkung, auch um auf ihren Tourneen durch Europa, Nordamerika und Asien dem Geschmack des internationalen Publikums entgegenzukommen und die Jugend zu begeistern.

Für die erste Zugabe griff sie zum Mikrofon und kündigte „jazzige“ Musik aus den 70er Jahren des amerikanischen Filmmusik-Komponisten John Williams aus Los Angelos an, die dann aber schmelzend, getragen, melodiös und verträumt daherkam. Um das Programm endgültig abzurunden, wurde als zweite Zugabe ein Teil mit der „Ohrwurm-Melodie“, die sich durch Vivaldis „Jahreszeiten“ zieht, wiederholt, die dann das Publikum völlig enthusiasmierte.Ihre geigerischen Qualitäten hat Anne-Sophie Mutter behalten und hier in einem eher populären Konzert eingesetzt, um mit ihrer Kunst neue Wege zu gehen, nicht nur das Stammpublikum, sondern auch junge Leute zu begeistern und in die Zukunft zu gehen.

Ingrid Gerk

 

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