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DRESDEN/ Kulturpalast: DER RING DES NIBELUNGEN mit der Dresdner Philharmonie unter Marek Janowski

17.10.2022 | Oper international
Dresden/Kulturpalast:  „DER RING DES NIBELUNGEN“ VON RICHARD WAGNER, KONZERTANT MIT DER DRESDNER PHILHARMONIE UNTER MAREK JANOWSKI – GRANDIOSER ABSCHLUSS EINER DIRIGENTENKARRIERE – 30.9. – 15.10. 2022

GÖTTERDÄMMERUNG - Kulturpalast Dresden

Marek Janowski, ein weltweit gefragter Konzert- und Operndirigent, hatte sich in den vergangenen Jahren fast ausschließlich dem Konzert zugewandt. Bevor sich der sehr vitale 83jährige nun in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, hat er sich in der letzten Saison seiner Amtszeit als Chefdirigent der Dresdner Philharmonie mit der konzertanten Aufführung des gesamten „Ringes“ von Richard Wagner noch einen fulminanten Abschluss und dem Publikum ein großartiges musikalisches Ereignis beschert.

Den „Ring des Nibelungen“ gibt es derzeit an zahlreichen großen und sogar auch kleineren Bühnen, warum da noch einen konzertanten hinzufügen, wird sich mancher gefragt haben, wenn es doch gegenwärtig und in den vergangenen Jahrzehnten schon so viele „Ring“-(Ver-)Inszenierungen gibt und gab? Mit seiner konzertanten Aufführung traf Janowski dennoch ins Schwarze. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ein reines Konzertorchester, das bisher nur gelegentlich Opernausschnitte – auch aus dem „Ring“ – in seine Konzert-Programme aufgenommen hat, zum ersten Mal in seiner 150jährigen Geschichte eine der außergewöhnlichsten Aufführungen seinem Publikum und den in Sachen Wagner europaweit reisenden Wagner-Fans bescheren würde, ohne zu übertreiben, vier musikalische „Sternstunden“, bei denen dennoch eine Steigerung – vor allem hinsichtlich der Solisten – von Oper zu Oper möglich war.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das Orchester unter Janowskis Leitung durchaus auch sehr gute Opern-Gesamtproduktionen erarbeiten kann. Nach den gelungenen konzertanten Opernaufführungen (und CD-Einspielungen) von Mascagnis „Cavalleria rusticana“ und Puccinis „Il Tabarro“ („Der Mantel“) sowie Webers „Euryanthe“ –  ebenfalls im Kulturpalast – waren die Erwartungen erst recht beim „Ring“ hoch, und sie wurden noch übertroffen.

Janowski hatte Dresden schon vor etwa 40 Jahren einen außergewöhnlichen konzertanten „Ring“ als Aufführung und CD-Aufnahme mit der „Creme“ der damaligen Sänger-Elite beschert, aber mit der Staatskapelle Dresden (wie sie damals hieß), bei der Oper und Wagner zum „Alltag“ gehören. Jetzt wagte er ein solches Event mit „seinem“ Konzert-Orchester und naturgemäß anderen Sängerinnen und Sängern, bei denen die Auswahl infolge der Vielzahl der gegenwärtigen „Ring“-Aufführungen (allein zwei in Berlin: Deutsche Oper und Oper unter den Linden), Bayreuth usw. begrenzt ist, aber der Erfolg gab ihm recht. Er konnte die Rollen entsprechend ihrem jeweiligen Charakter mit erfahrenen Wagner-Interpreten besetzen.

Die „Hauptrolle“ aber spielte doch immer wieder das Orchester, mit dem er die Opern gestaltete und den Sängerinnen und Sängern kontinuierlich ein sehr entgegenkommendes, sicheres Fundament bot. Nicht zuletzt konnten sie sich von seinem Wagner-Verständnis und dem Enthusiasmus und Leistungswillen der Orchestermitglieder inspirieren lassen und in der guten Akustik des Festsaales im Kulturpalast geborgen fühlen, so dass sie auch eine andere Seite ihres Könnens, wie ein feines Piano oder Mezzoforte zeigen konnten. Man sollte nicht vergessen, dass Wagner auch Romantiker war.

Janowski verstand es, jeder der vier Opern spezifischen Ausdruck und Flair zu verleihen, wobei die Musiker unglaubliche Leistungen vollbrachten und über sich hinauswuchsen. Allein die hervorragenden Bläser aller Instrumentengruppen und sensiblen Streicher sorgten kontinuierlich für außergewöhnliche Transparenz, Perfektion und Klangschönheit. Seitens des Orchesters war es ein „Ring“ der Superlative, wobei, ohne die Leistungen der Sängerinnen und Sänger schmälern zu wollen, das Orchester unter Janowskis mehr als umsichtiger Leitung hier die Hauptrolle spielte – spannungsgeladen bis zum letzten Ton.

Nicht nur, dass eine konzertante Aufführung die Fantasie des Betrachters anregt und die Konzentration auf Text (soweit textverständlich gesungen wird) und vor allem Musik lenkt, wurden hier insbesondere im „Rheingold“ plötzlich kleine feine, leise Passagen hörbar, die sonst meist im Forte-Trubel untergehen. Man lernte – selbst nach zahlreichen Aufführungen an den verschiedensten, auch besten, Opernhäusern mit den unterschiedlichsten Dirigenten, Sängerinnen, Sängern und Orchestern, Wagner als Komponisten noch einmal neu, noch intensiver kennen, nicht abgelenkt von einer Inszenierung, die nicht selten die Handlung auf den Kopf stellt oder in eine völlig andere Ebene von Raum und Zeit verlegt. Die konzertante Form hatte den entschiedenen Vorteil, dass sich die Beteiligten auf der Bühne und die Zuhörer davor voll und ganz auf Musik und Inhalt konzentrieren konnten und sich nicht mit mehr oder weniger stimmigen, gekonnten oder ungekonnten Inszenierungen auseinandersetzen mussten.

Bereits mit den ersten feinen Piano-Tönen des Orchesters mit makellosen, wunderbar klangvollen Hörnern und danach einsetzenden, sehr sauberen, sehr dezenten Holzbläsern wurde im

„RHEINGOLD“ (30.9.)

eine zauberhafte Atmosphäre aufgebaut, die den Rhein zunächst noch als naturreines Idyll, wertvolles, aber leider vernachlässigtes‚ Gut der Menschheit assoziieren ließ, aus der sich dann in unmerklicher Steigerung des gesamten Orchesters die Handlung aufschaukelte. In die Ruhe und Beschaulichkeit der wegen des „Unterwasser-Effektes“ hinter dem Orchester positionierten Rheintöchter mit der hier noch sehr zurückhaltenden Christina Landshammer als Woglinde, Roxana Constantinescu als Wellgunde und Christel Lötzsch, die als Floßhilde mit ihrem warmen, sauber geführten Alt das Terzett anführte, brach Alberich alias Jochen Schmeckenbecher ein, der seinen Gesang durch geschickte Mimik und so manche andeutende, kleine Gesten kompensierte.

Mit sich zuspitzender Handlung setzte er sich schmollend seitlich mit bösem Blick auf die Rheintöchter und wartete listig. Später tat er mit einem durchdringenden Schmerzensschrei den  Verlust von Helm und Ring kund und machte mit einem unglaublich eindringlichen „bin ich nun frei ?“ auf sich aufmerksam.

Die „Personenregie“ beschränkte sich hier auf verteilte Rollen im Raum, die „Verteilung“ der Sängerinnen und Sänger auf verschiedene Orte, Chor-Rang, vordere Seitenränge, vor- und hinter dem Orchester, stehend, gehend oder sitzend, und Auf- und Abgänge durch verschiedene Türen von verschiedenen Seiten, wozu sich der Festsaal auch in Hinblick auf die akustischen Möglichkeiten besonders eignet.

Es gab immer Bewegung, um die Handlung anzudeuten. Viel mehr „Inszenierung“ brauchte es hier auch nicht. Die Handlung fand im Orchester statt. Einziges Requisit waren Notenpulte, da es bei einer konzertanten Aufführung keine Souffleuse/Souffleur gibt, aber darüber konnte man hinwegsehen angesichts der guten musikalischen Qualität, die Markus Eiche als Donner, Bernhard Berchtold als Froh und Jörg Schneider als Mime bei der Charakterisierung ihrer Rollen boten. Bei harten Paukenschlägen erschienen die beiden Riesen auf dem Seitenrang. Während Tareq Nazmi mit profunder Bassstimme den Fasolt lebendig werden ließ, blieb Rúni Brattaberg als Fafner in der Grauzone. Mit großer, voller, gut klingender Stimme sang auch Christian Elsner, wobei man dem Loge noch etwas mehr „flackerndes Feuer“ gewünscht hätte.

Der Freia gab Regine Hangler überzeugend Stimme und Gestalt, während sich Marina Prudenskaha mit gutturaler Stimme um die Fricka bemühte. Als Erda erschien Wiebke Lehmkuhl auf dem Rang über dem Orchester. Ihr Auftauchen aus der Erde und wieder dahin Verschwinden deutete sie eindrucksvoll mit einem kleinen schwarzen Schleier an, den sie vorübergehend während ihres Gesanges lüftete und zur Stola umfunktionierte. Noch eindrucksvoller aber war ihr wunderbar ausgeglichener, stimmlich schöner Gesang, mit dem sie aus Achtung gebietender Höhe ihre düstere Prophezeiung an Wotan richtete, der in gebührendem Abstand als noch mächtiger Gott zurückhaltend blieb.

Für die Schmiedeszene saßen 10 schwarz gekleidete Männer („Ambosse“) nicht im Verborgenen unter der Erde, sondern gut sichtbar auf dem Rang, zwei davon aus dem Orchester, die zwischen zwei Einsätzen schnell wieder nach unten eilen mussten, um im Orchester mitzuwirken. Die „Ambosse“ hämmerten und „schmiedeten“ mit 10 Hämmern auf 10 Ambossen präzise im Takt wie eine Maschine das (Rhein-)Gold zu Helm und Ring, Am Ende beklagten die Rheintöchter den Verlust ihres Goldes hinter der Bühne („Unter Wasser-Effekt)“. Sie sind machtlos geworden, aus dem weiteren Geschehen verdrängt, sangen aber ihr „Heda, hedo …“ deutlich und kräftig.

Danach langes Schweigen im Saal, Applaus und Bravos für alle Beteiligten, vor allem aber nachdrücklich für Dirigent und Orchester. Auch wenn man den „Ring“ schon oft gehört hat, konnte man ihn hier wieder neu entdecken.

 

Zwei Tage später folgte

„DIE WALKÜRE“ (2.10.).

Auch hier verrieten bereits die ersten Takte das zu erwartende Geschehen, aber ein ganz anderes, hochdramatisches. Im Hintergrund war bereits unterschwellig ein motorisch hämmernder Rhythmus zu vernehmen, was äußerst selten so transparent im Sinne von Handlung und Inhalt wahrzunehmen ist.

 Vincent Wolfsteine betrat als Siegmund die Bühne und sang kraftvoll (wenn auch weniger klangvoll) und textverständlich (was nicht mehr selbstverständlich ist). Nur ausgerechnet die „Winterstürme“ wollten nicht so eindrucksvoll, wie erhofft, gelingen. Emily Magee, die im kommenden Sommer die Sieglinde in Bayreuth singen soll, wirkte als Sieglinde sehr zurückhaltend, hatte aber auch eindrucksvolle Momente wie die verzweifelten Rufe bei Siegmunds Tod, nach denen sie unglücklich und verzweifelt auf ihrem Stuhl „zusammensank“. Tareq Nazmi mit seinem profunden dunklen Bass begegnete man hier als bedrohlichem Hunding wieder.

 Auf dem Höhepunkt der hier vor allem musikalischen Auseinandersetzung, die mit Siegmunds Tod endet, erschien Catherine Foster als Brünnhilde im grün-gemusterten Mantel, den sie, ihre Rolle als sehr individuelle Brünhilde gestaltend oder auch nicht, zu oft zusammenraffte und wieder losließ. Bevor sie sang, schob sie demonstrativ das Notenpult zur Seite, da sie die Rolle perfekt von der Opernbühne her kennt, aber sie überraschte mit ihrem Gesang. Sie kommt mühelos über jedes Orchester, begeisterte hier aber neben ihrem Power-Forte mit feinem klangvollem Piano und Mezzoforte, ohne Schärfen. Bei dieser Orchesterbegleitung musste sie nicht forcieren und konnte ihre Rolle vielschichtig emotional gestalten. Ihr kraftvolles Forte setzte sie nur in expressiv zu gestaltenden Szenen ein und beeindruckte mit intensiver, ausdrucksstarker und klangschöner Gestaltung so mancher Szenen bis hin zu ihrer Auseinandersetzung mit Wotan und „Wotans Abschied“, die zum Höhepunkt des Abends wurden.

 Èglis Silins steigerte sich als Wotan von Oper zu Oper und im Rahmen dieser Oper immer mehr in seiner Rolle und avancierte mit angenehmer Stimme zu einer angemessenen Göttergestalt, der man lediglich noch etwas mehr Ausstrahlung und Dominanz gewünscht hätte. Marina Prudenskayas hatte es als Fricka dagegen nicht leicht. Ihre Stimme  klang angestrengt, aber sie steigerte sich in der Auseinandersetzung mit Wotan.

Zu einem atemberauben Höhepunkt wurde der rasante, zunächst ausdrucksstark und machtvoll durchs Orchester rauschende „Walkürenritt“, der dann von den Walküren Regine Hangler, Halley Clara, Magdalena Hinterdobler (für die erkrankte Miriam Clark), Marina Prudenskaya, Valentina Kutzarova, Roxana Constantinescu, Christel Lötzsch und Christina Bock, wenn auch unterschiedlich, so doch in perfektem Zusammenwirken kraftvoll umgesetzt wurde. Zum Schluss ließen Janowski und seine Musiker das Feuer um Brünhildes Verbannungs-Felsen plastisch, fast lautmalerisch und farbenreich züngeln und lodern

Auch bei dieser Aufführung war stets alles im Fluss und spannend vom ersten bis zum letzten Ton. Es gab keine Längen, keine Kunstpausen und am Ende nach längerem Schweigen den mehr als verdienten, begeisterten, langanhaltenden Applaus.

Vor

SIEGFRIED“ (8.10.)

gab es eine mehrtägige  „Verschnaufpause“. Die Solisten wurden von Oper zu Oper immer besser, vielleicht mussten sie sich erst an die konzertante Aufführungsart gewöhnen, wurden aber von Janowski und dem Orchester getragen und inspiriert, vielleicht auch ein wenig von der Euphorie des Publikums.

 Églis Silins wirkte als Wotan jetzt noch glaubhafter. Vincent Wolfsteiner avancierte vom Siegmund zum Siegfried, eigentlich die logische Fortsetzung der Vater-Sohn-Beziehung, wobei er als letzterer intensiver wirkte. Jörg Schneider war schon im „Rheingold“ der rechte Mime. Jochen Scnmeckenbecher betonte als Alberich weiter seine mimische Seite und Rúni Brattaberg blieb ein blasser Fafner. Wiebke Lehmkuhl konnte als Erda nicht ganz an ihre großartige Erda im „Rheingold“ anknüpfen, überzeugte aber auch hier. Catherine Foster dominierte als souveräne Brünnhilde.

 Der Waldvogel, dessen Ankündigungen in der vom Waldvogel-Motiv durchwebten Musik bei diesem transparenten Orchesterklang wunderbar zu verfolgen waren, wurde von Christina Landfshammer mit schöner, klarer Stimme gesungen. Bei dieser Opernaufführung war im Zusammenwirken von Sängerensemble und Orchester alles in wunderbarer Weise ausgeglichen.

 

Zum grandiosen Höhepunkt und Abschluss wurde

GÖTTERDÄMMERUNG“ (15.10.).

Hier ging es um Dramatik in der Endphase, die bereits mit den ersten Takten in einer geheimnisvollen Stimmung angekündigt und gleich zu Beginn von der unvergleichlichen Christa Mayer mit ihrem samtenen Mezzosopran als Erste Norm weitergeführt wurde, womit ein ausgesprochener Hörgenuss verbunden war, bei dem man gebannt auf jeden Ton lauschte. Als Zweite Norn wirkten Kristina Stanek und als Dritte Norn Miriam Clark mit.

 Wenn das Notenpult hinausgetragen (und später wieder hereingetragen) wurde, wusste man, das kündigte die Foster an. Es störte mehr, als ihre „Souveränität“ zu zeigen, aber sie gestaltete so großartige Szenen, dass man ihr ihre „Notenpult-Phobie“ gern verzieh. Sie war mit ihrer starken Kondition allen Situationen gewachsen, konnte die höchsten Höhen erklimmen und allen Anforderungen gerecht werden. Sie dominierte als die Göttertochter Brünnhilde kraftvoll und sanft, stimmgewaltig und emotional-gefühlvoll. Marina Prudenskaya hatte es dagegen wieder schwer, konnte sich aber auch steigern. Regine Hangler gestaltete eine überzeugende Gutrune, und der für den erkrankten Markus Eiche eingesprungene Michael Kupfer-Radecky konnte als Gunther durchaus überzeugen.

Rúni Brattaberg blieb auch als Hagen schwach, und Jochen Sachmeckenbecher als Alberich der Gleiche wie zuvor. Die drei Rheintöchter (die gleichen wie im „Rheingold“) drückten ihre Freude über den zurückgewonnenen Schatz sehr diszipliniert und kraftvoll aus.

 Den zahlenmäßig starken, homogen, und kraftvoll singenden Chor bildeten der MDR-Rundfunkchor und Mitglieder des Chores der Oper Leipzig (Einstudierung: Eberhard Friedrich). Da das Orchester in Originalbesetzung spielte, die eine enorme Kapazität voraussetzt – welches Orchester verfügt schon über 6 Harfen, 3 Stierhörner usw.? – und es zudem immer noch Krankheitsfälle gib, für die kurzfristig Ersatz gefunden werden muss, wirkten auch einige Gäste, u. a. von der Sächsischen Staatskapelle mit und fügten sich problemlos in den homogenen Klang dieses riesigen Orchesteraparates, den Janowski mit dezenten, nur den nötigen, Gesten und immer alles suggestiv im Blick, inspirierend leitete.

Nicht nur Siegfrieds „Rheinfahrt“ erweckte, klangschön und fast tonmalerisch gestaltet, die entsprechende optische Vorstellung. Wagners Musik mit ihrer ganz eigenen Klangwelt verlangt auch eine bildsprachliche Umsetzung, vor allem, wenn das Bühnenbild fehlt. In neueren Forschungsberichten wird sogar behauptet, dass Wagners Musik vor allem illustrierend wirkt, vergleichbar der „Filmmusik“, was auf seine Vorstellung vom Gesamtkunstwerk aus Bühnenbild, Handlung und Musik zurückgeht (was jetzt leider kein Regisseur mehr wahrhaben will).

 Die Solisten wurden vom Orchester „getragen“ und manche zu persönlichen Höchstleistungen angeregt. Vor allem aber wirkte hier Janowskis Engagement und sein herausragendes musikalisches Gespür, das er allen Betdeiligten mitzuteilen verstand. Er dirigierte mit innerer Ruhe, auch wenn das Orchester, das die gesamte Skala von aufgewühlt und hochdramatisch bis leidenschaftlich gefühlvoll zu spielen hatte.

 Den insgesamt ca. 16 Stunden Aufführungsdauer waren zahlreiche Proben, bis zu 10 Stunden am Tag, vorausgegangen, allein eine enorme physische Leistung, die durch eine in sich stimmige, bewundernswert transparente und klangschöne Wiedergabe durch das Orchester belohnt wurde, das mit seinen brillanten Hörnern, Trompeten und Posaunen, sehr guten Streichern und sich gut integrierenden Pauken und Schlagzeug dafür sorgte, dass nicht nur feine Piano-Passagen hörbar wurden, die sonst im Orchestergetümmel untergehen, sondern auch neue Facetten in der Gestaltung. Nach längerem,  andächtigem Schweigen verlieh das Publikum seiner Freude und Dank mit Standing Ovations Ausdruck.

 Ingrid Gerk

 

 

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