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DRESDEN/ Kulturpalast: 3. PALAST- KONZERT, EIN „FESTLICHES WEIHNACHTSKONZERT“ MIT VALER SABADUS

15.12.2018 | Konzert/Liederabende

Dresden/Kulturpalast: 3. PALASTKONZERT, EIN „FESTLICHES WEIHNACHTSKONZERT“ MIT VALER SABADUS – 14.12.2018

Das 3. Konzert der Reihe „Palastkonzerte“, die schon im Vorfeld mit renommierten Künstlern auf einen neuen Jahrgang der Dresdner Musikfestspiele (16.5. ‑ 10.6.2019) einstimmen, trug den Titel „Festliches Weihnachtskonzert“ und wurde von dem, eigens für die Dresdner Musikfestspiele 2012 gegründeten, Originalklangkörper, dem Dresdner Festspielorchester unter Ivor Bolton gestaltet. Stargast des Abends war Valer Sabadus, einer der weltbesten Countertenöre. Auf dem Programm standen Konzerte und Bravour-Arien der Barockzeit von Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi, Christoph Willibald Gluck und Antonio Maria Gaspare Sacchini. Wenn auch nicht speziell weihnachtlich, so wirkte die Programmauswahl doch sehr festlich.

Das mitunter große Festspielorchester aus herausragenden Musikern vieler berühmter Alte-Musik-Ensembles, wie der Academy of Ancient Music, Il Giardino Armonico oder den English Baroque Soloists, war mit insgesamt 25 Musikern angereist und musizierte, entsprechend der Barockzeit, in unterschiedlicher, kleinerer Besetzung auf Originalinstrumenten und mit den Erfahrungen der historischen Aufführungspraxis bei den Bravour-Arien und den verschiedenen Konzerten, wie den „Suiten Nr. 1 und 2“ aus Händels „Wassermusik“, einer „Sinfonia“ von Vivaldi oder einer „Sinfonia“ von Gluck.

Zweifellos ist eine Aufführung auf alten Instrumenten interessant, verfügen sie doch über einen warmen, einschmeichelnden Klang. Allerdings erreichen sie nicht immer, vor allem die Bläser, die Reinheit und Feinheit modernerer Instrumente, da sie doch sehr von der Stimmung, weniger der Musiker, als vielmehr der Instrumente selbst abhängen. Naturhörner verstimmen leicht in Abhängigkeit von der Raumtemperatur. Emotional wirkt da manches etwas ausgebremst. Die Hörgewohnheiten sind inzwischen andere geworden. „Irgendwann ist dann die Grenze erreicht und das Gefühl bricht sich Bahn, sonst bleibt es ‚trocken‘ “ (Christian Thielemann). Sehr schön wirkte die Solo-Oboe mit ihrem sehr klaren, angenehmen Ton im „Konzert für Oboe, Violine, Streicher und B. c. c‑Moll (BWV 1060) von J. S. Bach, zu der sich die Solo-Violine und die übrigen Streicher gesellten, am Cembalo: Ivor Bolton.

Die glanzvollen Höhepunkte des Abends bildeten die Bravour-Arien aus Opern der Barockzeit, mit Bravour dargeboten von dem jungen, rumänisch-deutschen Countertenor Valer Sabadus, der mit seiner glockenreinen Stimme in die spannende Welt dieser musikalischen Epoche entführte. Er beherrscht die Technik der feinen Kantilenen und rasanten halsbrecherischen Koloraturen mit scheinbarer Mühelosigkeit und spannte den Bogen von virtuoser Dramatik bis zu zarter, gefühlsbetonter Melancholie.

An seiner Mimik ist zu erkennen, wie er die Töne und Worte mit besonderer Gesangstechnik und akribischer Genauigkeit bewusst formt, und dennoch wirkt alles sehr natürlich. Seine Stimme hat Klang, einen Klang, der „unter die Haut geht“, besonders bei seiner extrem schönen Höhe. Er singt leicht und locker. Die Töne fließen nur so aus seiner Kehle. Es wirkt nichts angestrengt, erscheint ungekünstelt, einfach als sein „Naturell“. Ohne hörbare Atempausen bei den atemberaubenden Koloraturen schmückt er die Arien mit sehr lockeren Trillern und anderen Verzierungen aus. Es ist ein Eintauchen in frühere Zeiten und Klangempfindungen, die dann plötzlich sehr gegenwärtig werden. Sein Timbre kommt dem Klang der Kastraten von einst, bei dem das damalige Publikum in Ekstase geriet, vermutlich sehr nahe.

Nicht nur die mit Bravour gesungenen gefühls- und emotionsgeladenen Bravour-Arien sind sein Metier. Er kann ebenso mit viel sanftem Gefühl singen, wie eine Arie von Vivaldi bewies, deren instrumentale Einleitung und Begleitung sehr an die „Jahreszeiten“ erinnerte und die bei Publikum (und auch im Orchester) Begeisterung auslöste. Zur Unterstreichung der großen musikalischen Liebesbekenntnisse wurde schließlich auch noch die große (unbeteiligte) Konzertorgel und das Orchester in rotes Licht getaucht, ein Effekt, der jetzt immer häufiger so manches Konzert publikumswirksamer machen soll (was hier gar nicht nötig war).

Nach so vielen bravourösen, emotionsgeladenen Arien verabschiedete sich Sabadus zusammen mit dem Orchester von dem überaus begeisterten Publikum mit einer glanzvoll gesungenen, sehr getragenen Arie, bei der sich die ekstatischen Gemüter wieder beruhigten und auf den Boden der Realität „heruntertransformiert“ wurden.

Ingrid Gerk

 

 

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