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DRESDEN/ Kronensaal Schloss Albrechtsberg: KLAVIERTRIOS VON BEETHOVEN UND SCHUBERT IM VORFELD DES MORITZBURG FESTIVALS

08.11.2024 | Konzert/Liederabende

Dresden/Kronensaal Schloss Albrechtsberg: KLAVIERTRIOS VON BEETHOVEN UND SCHUBERT IM VORFELD DES MORITZBURG FESTIVALS – 7.11.2024

Obwohl die Dresdner Musikfestspiele und das Moritzburg Festival erst wieder im Sommer stattfinden, werfen sie bereits jetzt mit besonderen Konzerten ihre Schatten voraus. Im Rahmen des Moritzburg Festivals fand ein Konzert der Extraklasse im Kronensaal des prunkvollen Schlosses Albrechtsberg statt, das sich der 12. Sohn des deutschen Kaisers ausgerechnet in Sachsen hatte bauen lassen, als bewussten Affront gegen den Berliner Hof, wo er wegen der Heirat mit einer schönen Frau aus dem niederen Adel in Ungnade gefallen war – so streng waren damals die Sitten. Jetzt thront das Schloss zusammen mit zwei weiteren Schlössern als vielgerühmter Blickfang hoch oben über der Elbe und lädt unter anderem zu Kammermusikabenden ein.

Drei renommierte Musiker, Kai Vogler, Violine und Peter Bruns, Violoncello, die zusammen mit Jan Vogler, dem Intendanten von Moritzburg Festival und Musikfestspielen, zu den Begründern des Moritzburg Festivals gehören, widmeten sich gemeinsam mit Christoph Traxler am Flügel dem „Klaviertrio Es-Dur“ (op. 70 Nr. 2) von Ludwig van Beethoven und dem „Klaviertrio B-Dur“ (op. 99 D 898) von Franz Schubert, nur zwei Werke, aber in exzellenter Ausführung, mit welcher Klangfülle, welch feiner geschmeidiger Tongebung von Violine und Violincello, in die sich das Klavier einfühlsam mit perlenden Läufen mischte, ein eingespieltes Team, bei dem sich die drei Musizierenden nicht nur eines Sinnes in Harmonie und gegenseitig aufeinander-Hören verstanden, sondern vor allem die Musik, die sie gerade spielten, auch verinnerlicht hatten und gemeinsam empfanden, was bei diesen beiden Werken uneingeschränkt zur Geltung kam.

So wie Beethovens „Es-Dur-Klaviertrio“ bereits zu seinen Lebzeiten bei seinen Zeitgenosseten begeistert aufgenommen wurde, obwohl sein damaliger Lehrer Joseph Haydn davor gewarnt hatte, „dass die Wiener nicht in der Lage seien, derlei komplexe und temperamentvolle Stücke aufzunehmen“, spricht es auch in unserer Zeit immer wieder unmittelbar an. Nach der ersten privaten Aufführung im Haus der ungarischen Gräfin Marie Erdödy, der ersten Widmungsträgerin (später widmete Beethoven sein Klaviertrio seinem Schüler Erzherzog Rudolph) mit Beethoven selbst am Flügel schwärmte der Berliner Komponist und Publizist Johann Friedrich Reichardt, den Goethe als Komponisten sehr schätze: „… worin ein so himmlischer kantabler Satz … vorkam, wie ich von ihm noch nie gehört, und der das Lieblichste, Graziöseste ist, das ich je gehört, erhebt und schmilzt mir die Seele, so oft ich daran denke“.

Auch E.T.A. Hoffmann äußerste sich begeistert in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung: „weil in ihm, … ungeachtet man die Vorbilder der Mozart’schen Klavier-Quartette erkennt, doch Eigenthümlichkeit und Selbstständigkeit unverkennbar hervor leuchtet und umher flackernde, zündende Funken sprüht“. Diese Funken sprühten auch jetzt beim Anhören, besonders in einer so exzellenten Wiedergabe, bei der in einem Farben- und Nuancenreichtum jede Feinheit zur Geltung kam und kein schönes Detail im sehr vitalen, schwungvollen Fluss verlorenging. Es war ein Schwelgen in wunderbaren Klängen bei der adäquaten Wiedergabe eines anspruchsvollen Werkes.

Erst recht kamen diese Qualitäten der drei Musiker in Schuberts „B-Dur-Klaviertrio“ zum Ausdruck, einem seiner Spätwerke, das er in seinem Todesjahr vollendete und dessen Uraufführung 1828 im Rahmen einer privaten „Schubertiade“ bei Joseph von Spaun mit dem Komponisten am Klavier stattfand. Es wurde erst 1836, acht Jahre nach Schuberts Tod, von Anton Diabelli gedruckt, erfreut sich aber inzwischen ebenfalls allgemeib größter Beliebtheit und ließ im Konzert bei seiner klangschwelgerischen Innigkeit die Herzen der Zuhörer höher schlagen. Bei einer Aufführungsdauer von 40 Minuten blieb es spannend bis zur letzten Note. Man hätte gern noch weiter zugehört, und diesen Wunsch erfüllten die drei Musiker mit einem weiteren, brillant ausgeführten Klaviertriosatz, dem „Andante con moto“ aus Schuberts „Klaviertrio E-Dur“ (D 9291) als Zugabe nach dem begeisterten Applaus. Man kann zu Recht, ohne zu übertreiben, von einer Sternstunde der Kammermusik sprechen.

Ingrid Gerk

 

 

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