Dresden / Kreuzkirche: „WEIHNACHTSLIEDERABEND“ DES DRESDNER KREUZCHORES MIT DEM CAPELL BRASS QUINTETT – 21.12.2024
Die Weihnachtsliederabende des Dresdner Kreuzchores haben eine lange Tradition und erfreuen sich großer Beliebtheit. Der Kreuzchor sang jahrzehntelang vorwiegend a capella, und die Orgel sorgte für Auflockerung. Seit 2022 wirkt nun auch ein Bläser-Ensemble, das Dresden Brass Quintett mit und sorgt für festlichen Glanz. Es wurde 1993 von fünf späteren Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle, von denen jetzt drei führende Positionen in der Kapelle begleiten, bei einem Meisterkurs gegründet und tritt neben der Orchestertätigkeit seiner Mitglieder mit einem breitgefächerten Repertoire von Original-Kompositionen und Transkriptionen aller Musikstile aus fünf Jahrhunderten, von der Renaissance bis zur Gegenwart auf, von E- und U-Musik bis Crossover und Jazz, stets sehr stilsicher auf.
Durch den Einsatz von Flügelhorn, Piccolotrompete, Kornett, Euphonium und Kontrabassposaune entsteht in perfektem Zusammenspiel ein vielfältiges und differenziertes Klangerlebnis, das den jungen Sängern und dem jugendlichen Publikum sehr entgegenkam und ein- und überleitend zu den Weihnachtsliedern und gemeinsam damit besonders festlichen Charakter verlieh, wobei sich Chor- und Bläserklang gegenseitig in schöner Weise ergänzten.
In einem gut durchdachten, abwechslungsreich arrangierten, sehr ansprechend und lebendig gestalteten Programm erklangen bekannte und beliebte deutsche Weihnachtslieder, wie „Vom Himmel hoch“, „Macht hoch die Tür“, „Maria durch ein Dornwald ging“, „Es ist ein Ros’ entsprungen“ und anderen in kunstvollen Chorsätzen namhafter Komponisten, insbesondere von ehemaligen Kreuzkantoren, das alt-böhmische Weihnachtslied „Kommet ihr Hirten“ und das englische „Hark! The heralds angels sing“ (von Felix Mendelssohn-Bartholdy) und „Ding dong, merrily on high“, international bekannte Weihnachtslieder, wie „In dulci jubilo“ und „Adeste fideles“, lateinische und deutsche Gesängen des 16. und 17. Jahrhunderts und hörenswerte Neuentdeckungen von Komponisten des 20. Jahrhunderts aus unterschiedlichen Ländern.
Da fehlte auch das traditionelle „Quempas“-Singen nicht („Quem pastore laudaveres“), gesungen von kleinen Sologrüppchen aus den vier „Himmelrichtungen“ der Kirche, eine Praxis aus der Barockzeit, die ihre Wirkung auch in unserer Zeit nicht verfehlt. Bereichert wurde das Programm außerdem durch passende Beiträge von Kreuzorganist Holger Gehring an der großen Jehmlich-Orgel mit weihnachtlichen Choralbearbeitungen und einer „Weihnachtspastorale“ der ehemaligen Kreuzkantoren Oskar Wehrmann und Gottfried August Homilius sowie Bearbeitungen für Blechbläser von „Panis angelicus“ von Cesar Franck und „Gloria“ aus der „Missa in angustiis“ von Joseph Haydn mit enormee Virtuosität in allen Stimmen bis zur Tuba, stil- und klangvoll vorgetragen von den fünf Musikern des Dresden Brass Quintett.
Unter der umsichtigen Leitung von Kreuzkantor Martin Lehmann, der stets für eine äußerst präzise Ausführung bis ins Detail sorgt und den Klang formt, bot der Chor in unterschiedlichen Anordnungen ein umfangreiches Programm in „Spitzenqualität“, bei dem sich der sensible Chorklang von besonderer Transparenz und Farbigkeit und schönen Stimmen mit dem feinsinnigen Klang der Bläser verschmolz und zu Höchstform steigert, wobei die polyphonen Linien und Strukturen der Chorsätze deutlich wurden.
Mit immer neuen ideenreichen Arrangements war für viel Abwechslung und stets neue Eindrücke gesorgt, mit kunstvollem A-capella-Gesang in seiner schlichten Ausdrucksstärke, schönen Knabensoli der jungen schlanken, klaren, gut klingenden Stimmen, die immer berühren, Instrumentalbegleitung und instrumentalen Solostücken und auch der Einbeziehung der Gemeinde, wie unter anderem beim gemeinsamen Singen von „O du fröhliche“ als Abschluss des offiziellen Teils, so dass die ca. 2 Stunden sehr kurz(weilig) erschienen, ein Zeichen für besondere Qualität.
Für den begeisterten Applaus gab es noch drei, ebenso ausgefeilt gebotene Zugaben: „We three kings“ von John Henry Hopkin, gesungen von zwei Knabensolisten, „Ihr Kinerlein kommet“ und dem gemeinsam mit der Gemeinde gesungenen „Dona nobis pacem“. Es war ein in allem gelungener Weihnachtsliederabend, nur das angekündigte stille Innehalten im Gedenken an die Opfer des Magdeburger Weihnachtsmarktes wollte nicht so recht gelingen. Der begeisterte Applaus vor allem vieler jugendlicher Besucher für den Weihnachtsliederabend voller innerem Glanz und Dynamik ließ sich nicht aufhalten.
Ingrid Gerk