Dresden / Kreuzkirche: „WEIHNACHTSLIEDERABEND“ DES DRESDNER KREUZCHORES – 18.12.2022
Der traditionelle Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores konnte in diesem Jahr wieder stattfinden. Die jungen Sänger waren wieder gesund, so dass der Chor in voller Größe auftreten konnte. Unter der umsichtigen Leitung von Kreuzkantor Martin Lehmann, der mit Händen und Mimik für eine äußerst präzise Ausführung bis ins Detail sorgt und „den Klang formt“, bot der Chor ein umfangreiches Programm und steigerte sich zu Höchstform, sang mit besonderer Transparenz und Farbigkeit, schönen Stimmen und guter Artikulation und Textverständlichkeit, so dass die polyphonen Linien und Strukturen, gut wahrzunehmen und die Texte (die auch im Programmheft abgedruckt waren), gut zu verstehen waren.
Aus der Fülle der altbekannten Weihnachtslieder, weihnachtlichen Gesänge und Kompositionen zur Weihnachtszeit aus ganz Europa war eine gute Auswahl getroffen worden, die für spannungsreiche Abwechslung sorgte. Bei diesen Weihnachtsliederabenden erklingen die bekannten Weihnachtslieder nicht in volkstümlicher Weise, sondern in kunstvollen Chorsätzen und Bearbeitungen, von ehemaligen Kreuzkantoren, unter ihnen Rudolf Mauersberger, der seinerzeit den Chor zu Weltgeltung führte, und Ulrich Schicha, der den Chor nur interimsmäßig leiten durfte, aber bei jeder Kreuzchorvesper und jedem Konzert für internationalen Besucherzustrom sorgte, oder auch bekannten und weniger bekannten Komponisten wie Max Reger, Günter Raphael, Carl Thiel usw.
Kreuzorganist Holger Gehring, eröffnete das Programm an der großen Jehmlich-Orgel mit der „Pastorale in F (BWV 590/1)von Johann Sebastian Bach, steuerte das “ Offertoire sur deux Noëls“ von Felix Alexandre Guilmant (1837-1911) bei und beschloss den Abend mit der „Fantasie über „O sanctissima“ (op. 29) von Adolph Friedrich Lux (1820-1895).
In diesem Jahr wirkte erstmalig das Blechbläserensemble „Dresden Opera Brass Quintett“ mit, bei dem drei von fünf Musikern Mitglieder der Sächsischen Staatskapelle sind. Sie musizierten nicht nur perfekt und sehr sauber, sondern auch klangschön ein- und überleitend zwischen den Chorsätzen und mit dem Chor, wobei sich Chor- und Bläserklang gegenseitig in schöner Weise ergänzten. Das Bläser-Ensemble bereicherte das Programm auch mit einigen ausgewählten instrumentalen Stücken für Blechbläser aus verschiedenen Jahrhunderten und Stilrichtungen, mit einem „Quintett“ von Michael Kamen (1948-2003), der Sonata „Saint Marc“ von Tomaso Albinoni (1671-1751) und „Elsas Prozession zur Kathedrale“ aus „Lohengrin“ von Richard Wagner (Bearbeitung: Jack Gale).
Der Kreuzchor sang vom Altarplatz aus a capella oder mit Blechbläserglanz – sehr bekannte Weihnachtslieder in schlichten, eingängigen und in ihrer Innigkeit berührenden Chorsätzen (Ulrich Schicha), wie „Alle Jahre wieder“, „Lasst uns lauschen“ und „Ihr Kinderlein kommet“ oder in künstlerischen Arrangements, wie „Maria durch ein Dornwald ging“, „Unser lieben Frauen Traum“, „Es ist ein Ros entsprungen“, „Adeste fideles“ und viele andere. Die Jüngsten sangen traditionell „Quempas“ („Quem pastores laudavere“) von Michael Praetorius mit zarten, aber schon sehr sicheren Stimmen.
Es waren aber auch originale Chorwerke zu hören, der a capella ausgewogen, mit transparenter polyphoner LInienführung gesungene Choral „Wie soll ich dich empfangen“ aus dem „Weihnachtsoratorium“ von J. S. Bach, die Motette „A Hymn To The Virgin“ von Benjamin Britten und „O nata lux“ von Morten Lauridsen (*1943).
Die Stücke und einzelnen Strophen wurden, sinnvoll und abwechslungsreich konzipiert, in unterschiedlichen Gruppierungen musiziert, mit und ohne Blechbläser-Begleitung, mal der (Jung-)Männerchor, mal die Soprane und Altstimmen, von denen einige auch den sehr sicheren und klangschönen Fernchor von der gegenüberliegenden Chorempore bildeten, eine Praxis aus der Barockzeit, die ihre Wirkung auch in unserer Zeit nicht verfehlt. Es war immer für Abwechslung und neue Eindrücke gesorgt, mit schönen Knabensoli der gut klingenden jungen Stimmen, und auch die Gemeinde konnte einige Strophen mitsingen, so dass die ca. 2 Stunden sehr kurz(weilig) erschienen, ein Zeichen für besondere Qualität.
Für den begeisterten Applaus gab es noch eine, ebenso ausgefeilt gesungene, Zugabe: „We Three Kings“ von Henry Purcell in der Fassung mit Solisten, die von Kruzianern aus dem Chor gut und sicher ausgeführt wurden.
Ingrid Gerk