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DRESDEN/ Kreuzkirche: EIN DEUTSCHES REQUIEM“ VON JOHANNES BRAHMS UNTER DER LEITUNG DES NEUEN KREUZKANTORS MARTIN LEHMANN

14.11.2022 | Konzert/Liederabende

Dresden / Kreuzkirche:  „EIN DEUTSCHES REQUIEM“ VON JOHANNES BRAHMS UNTER DER LEITUNG DES NEUEN KREUZKANTORS MARTIN LEHMANN – 13.11.2022

Mit Spannung wurde beim Dresdner Kreuzchor das erste große Konzert unter der Leitung des neuen Kreuzkantors, Martin Lehmann,  „Ein Deutsches Requiem“ von Johannes Brahms, erwartet, das traditionsgemäß alljährlich zum Ewigkeitssonntag aufgeführt wird, aber – nun schon zur neuen „Tradition“ geworden – auch in diesem Jahr bereits eine Woche vorher stattfand, da der Kreuzchor derzeit international sehr gefragt ist und seine Gastauftritte wahrnehmen möchte.

Lehmann, der bisher den Windsbacher Knabenchor leitete und bereits mit seinen ersten Kreuzchorvespern nachdrücklich auf sich aufmerksam machte, hat es verstanden, den Kreuzchor in kürzester Zeit auf ein unerwartet hohes Niveau zu bringen und die Aufführung dieses „Standardwerkes“ des Kreuzchores zu einem nachdrücklichen Ereignis auf außergewöhnlich hohem Niveau werden zu lassen.

Mit dem Dresdner Kreuzchor und dem Vocal Cocert Dresden  (wegen der Frauenstimmen und Verstärkung der Männerstimmen) schaffte er einen homogenen, ausdrucksstarken  Chorklang, bei dem auch die jungen Stimmen, insbesondere die Knabensoprane gut zur Geltung kamen und dennoch der spezifisch romantische Chorklang entstand.

Die Dresdner Philharmonie bildete wie stets mit ihrer warmen Tongebung, ihrem musikalischem Einfühlungsvermögen, sehr guten Bläsern und klangschönen Streichern das äußerst zuverlässige und klangvolle Fundament der Aufführung.

Kreuzchor, Vocal Cocert und Philharmonie bildeten unter Lehmanns umsichtiger Leitung eine homogene Einheit mit starker Aussagekraft. Er hatte immer alles im Blick: Ihm entging kein Detail. Jede, auch noch so kleine Passage hatte ihren Sinn und gestaltete sich nicht selten zu einem unvergesslichen Moment, wie beispielsweise der langsame, leise Scluss der Sopranarie im dezenten Decrescendo, das im Orchester instrumental fortgeführt wurde.

Bezüglich der Solisten ist man an dieser Stelle hinsichtlich Stimme, gesangstechnischer Perfektion und Innigkeit des Ausdrucks sehr verwöhnt. Nikola Hillebrand konnte mit ihrer schönen, mühelos geführten Sopranstimme diese gute Tradition fortführen. Ganz im Sinne der sich visionär wie aus den Wolken langsam nähernden Frauengestalt, die einige Zeit bei den Menschen verweilt, zu ihnen spricht und langsam und leise wieder ins Jenseits entschwebt – womit Brahms vermutlich seiner verstorbenen Mutter gedachte (?) – gestaltete sie diese große, innig berührende Arie, die Brahms zusammen mit der Bariton- Arie in das ursprünglich für Robert Schumann komponierte Requiem, das bei dessen Tod noch unvollendet war, einfügte.

Die Baritonpartie lag in den Händen von Christoph Pohl, der in Dresden aus seiner Zeit an der Semperoper gut bekannt ist. Er sang ebenfalls mit wohlklingender Stimme und gut verständlich, wenn auch für den großen, vollbesetzten Kirchenraum mit über 3000 Plätzen eine besonders kraftvolle Stimme erforderlich ist.

Diese Aufführung wurde zu einem großartigen Ereignis, bei dem die Trost und Zuversicht spendende Musik, die von Brahms vor über einhundert Jahren auf von ihm selbst zusammengestellte, sehr ernste Bibeltexte zur Erinnerung an Tod und Vergänglichkeit komponiert wurde, auch jetzt noch stark berührte und auch zahlreiche Jugendliche in ihren Bann zog.

Bleibt zu hoffen, dass Martin Lehmann auch weiterhin die besten Traditionen der sächsischen Kirchenmusik mit ihren hohen Ansprüchen an die musikalische Interpretation auf der Grundlage ihrer Inhalte im 21. Jahrhundert fortführen und bewahren kann.

Ingrid Gerk

 

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