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DRESDEN/ Kreuzkirche: EIN DEUTSCHES REQUIEM von Johannes Brahms mit dem Dresdner Kreuzchor

19.11.2018 | Konzert/Liederabende

Dresden/Kreuzkirche: „EIN DEUTSCHES REQUIEM“ VON JOHANNES BRAHMS MIT DEM DRESDNER KREUZCHOR 18.11.2018

In jahrzehntelanger Tradition wurde „Ein Deutsches Requiem“ von Johannes Brahms in der Dresdner Kreuzkirche am Ewigkeitssonntag (Totensonntag) aufgeführt. Jetzt ist der Terminkalender des Dresdner Kreuzchores mit Reiseterminen so angefüllt, dass auch dieser Tag nicht mehr frei ist. Da die Dresdner aber nicht auf ihr „Brahms-Requiem“ verzichten wollen, luden Kreuzkantor Roderich Kreile und der Kreuzchor nun schon zum zweiten Mal eine Woche vorher, am Volkstrauertag, der 1925 erstmals zur Erinnerung an die Kriegstoten und Opfer von Gewaltherrschaft aller Nationen begangen und 1952 in Deutschland wieder ins Leben gerufen wurde, zu diesem Requiem ein, das mehr Trost als Trauer vermittelt.

Am Ewigkeitssonntag findet dann ein vielversprechendes Konzert mit dem Vokal Concert Dresden und den Dresdner Kapellsolisten unter der Leitung von Peter Kopp, dem ehemaligen Konzertdirigenten des Kreuzchores, der während einer Vakanz den Chor auch leitete und seit 2017 Rektor und Dozent an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik Halle ist, mit W. A. Mozarts „Großer Messe in c-Moll“ u. a. statt – eine praktikable und auch akzeptable Lösung, wenn auch nicht ganz im Sinne des treuen Publikums, das an seiner Tradition festhalten möchte.

Zwischen beiden Dirigenten und Chören besteht eine sehr enge Verbindung und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit. Bei der Aufführung von Brahms‘ „Requiem“ ergänzte das Vocal Concert Dresden den reinen Knabenchor, um dem romantischen Klangideal gerecht zu werden. Nach den ersten klang- und geheimnisvoll einleitenden Tönen der tiefen Streicher, aus denen sich ein sehr feiner, plastisch durchsichtiger Orchesterklang mit zartem Pianissimo aufbaute, erhob sich der Chor in ebensolcher Weise. Chorklang und Philharmonie vermischten sich ideal während der gesamten Aufführung.

Beide warteten in einer breiten Ausdrucksskala je nach Text und Inhalt mit feinstem Piano, aber auch sehr ausdrucksstarkem, in jeder Phase durchsichtigem Fortissimo auf. Beispielsweise wurde Teil IV „Wie lieblich sind deine Wohnungen“ wirklich „lieblich“ gesungen und musiziert und dagegen „Der Tod ist verschlungen in den Sieg“ in Teil VI mit entsprechender Wucht, durchdringend und ergreifend, und mit dem abschließenden „Selig sind die Toten“ klang das Requiem schließlich wohltuend versöhnlich aus.

Die Dresdner Philharmonie, die in jahrzehntelanger Tradition die meisten Konzerte des Dresdner Kreuzchores mitgestaltet hat, hatte auch diesmal großen Anteil an der Qualität der Aufführung. Mit ihrem besonders warmen, schönen Orchesterklang schuf sie immer die Verbindung zwischen vokalen und rein instrumentalen Passagen, wie in Teil II die sanft einleitenden Takte vor „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras …“, die in einem großen Crescendo zusammen mit dem Chor bis zu expressiver, durchdringender Wucht gesteigert wurden, immer gleitend, fließend, mit natürlicher Empfindung.

Mit viel Einfühlungsvermögen setzte auch die Pauke die richtigen, den Gesamtklang unterstreichenden Akzente und wahrte an besonders expressiven Stellen den richtigen „Ton“. (Sie verselbständigte sich erfreulicherweise nicht wie andernorts jetzt leider oft üblich). Das Orchester setzte immer den Gesang instrumental fort und ließ in dezenter und doch so wirksamer Weise alle Teile und Passagen nachhaltig ausklingen, womit unmerklich ein durchgehender innerer Zusammenhang entstand.

Die Basspartie sang Michael Nagy kultiviert und ausdrucksvoll und mit guter Textverständlichkeit. Weniger textverständlich, aber mit schöner, voluminöser, raumfüllender Stimme, fließend bis zur Höhe sich aufschwingend, sang Mandy Fredrich die Sopran-Arie, den Gipfelpunkt des Requiems. Bei dieser Aufführung war jedoch jeder einzelne Teil ein „Gipfelpunkt“ für sich, bei dem Schönheit und Genialität der Brahms‘schen Komposition durch die qualitätsvolle Aufführung voll zur Geltung kamen. Es war eine emotional bewegende, ergreifende Aufführung, getragen von Chor und Orchester, die unter die Haut ging, selbst wenn man dieses Requiem regelmäßig jedes Jahr mit dem Dresdner Kreuzchor und der Dresdner Philharmonie hört.

 Ingrid Gerk

 

 

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