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DRESDEN/Kreuzkirche: „EIN DEUTSCHES REQUIEM“ VON JOHANNES BRAHMS BEIM DRESDNER KREUZCHOR

15.11.2021 | Konzert/Liederabende

Dresden / Kreuzkirche: „EIN DEUTSCHES REQUIEM“ VON JOHANNES BRAHMS BEIM DRESDNER KREUZCHOR – 14.11.2021

„Ein Deutsches Requiem“ von Johannes Brahms gehört beim Dresdner Kreuzchor traditionell zum Ewigkeitssonntrag wie Bachs „Weihnachtsoratorium“ zum Weihnachtsfest und die „Matthäuspassion zu Ostern. Trotz erneuter, verschärfter Corona-Regeln konnte es in voller Besetzung aufgeführt werden, wenn auch eine Woche vorher wegen terminlicher Koordinierungsprobleme.

Von Brahms weniger als Trauermusik, als vielmehr Trost derer, „die da Leid tragen“ konzipiert, als eine von „Ernst, Würde und Zuversicht“ getragene Musik für die Lebenden, sind die stimmlichen Anforderungen an die Solisten und den vierstimmigen Chor sehr hoch, so dass die Aufführung mit einem reinen Knabenchor problematisch ist. Deshalb wird – und auch das ist Tradition – bei den meisten Aufführungen ein gemischter Chor hinzugezogen, was besonders in diesem Jahr sehr wichtig war, da sich bei den jungen Stimmen die übermäßig lange Zeit, wo nicht geprobt werden durfte, bemerkbar macht,

Das Vocal Concert Dresden, ein gemischter, sehr leistungsstarker Chor erfahrener Erwachsener unter der Leitung von Peter Kopp konnte dieses Problem in bester Weise kompensieren. Er prägte mit seiner Stilsicherheit, den schönen Stimmen und sehr guter Gestaltung den umfangrechen Chor-Part, der immer gegenwärtig, das Geschehen trägt und den umfangreichsten Teil dieses Requiems, das von den üblichen kirchenmusikalischen Formen stark abweicht, darstellt. Dass auch ehemalige Kruzianer an dieser Aufführung teilnahmen, gehört ebenfalls zu einer guten Tradition.

Das sichere und klangschöne Fundament bot wie immer die Dresdner Philharmonie, deren Mitglieder stets mit großem Engagement fein nuanciert, facetten- und farbenreich musizieren.

Der Sopranstimme, die wie eine Erscheinung in einem langen, spannungsreichen Crescendo wie aus den Wolken herabzuschweben scheint, eine Zeit lang mit den Menschen spricht und Trost spendet und wieder in langem Decrescendo ins Jenseits entschwindet, verlieh Heidi Elisabeth Meier, eine vielversprechende junge Sängerin, Gewinnerin des Anneliese-Rothenberger-Gesangswettbewerbs und mehrfach ausgezeichnet, zurzeit Solistin an der Deutschen Oper am Rhein und mit reicher Konzerttätigkeit von USA bis Hongkong, ihre klangvolle Stimme mit Leuchtraft und stimmiger Gestaltung.

Schon oft und doch immer wieder neu und stark beeindruckend, gestaltete Andreas Scheibner, stimmlich präsent, sehr plastisch und mit starkem Ausdruck die Worte des zweifelnden („Herr, lehre doch mich…“) und im Irdischen zurückbleibenden Menschen der Solo-Bariton-Partie, die in seiner Interpretation immer wieder sehr bewegt.

Die Gesamtleitung lag in den Händen von Kreuzkantor Roderich Kreile, dessen Amtszeit sich langsam dem Ende zu neigt.

Nach dem letzten verklungenen Ton herrschte lange Stille. Die Besucher waren stark beeindruckt von dem so bewegend vermittelten ernsten, und doch so trostreichen Werk. Gerade in dieser Zeit brauchen die Menschen solchen Trost. Geduldig warteten sie in langen Schlangen vor Beginn an der Kirche, bis die zeitaufwändigen 2G-Tests, die den planmäßigen Beginn verzögerten, durchgeführt waren.

Besser, als es Clara Schumann an Brahms schrieb, kann man es nicht ausdrücken: Es ist „ein gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise wie wenig anderes. Der tiefe Ernst, vereint mit allem Zauber der Poesie, wirkt wunderbar, erschütternd und besänftigend“.

Ingrid Gerk

 

 

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