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Dresden / Hochschule für Musik: ALUMNIKONZERT: „DAS LEBEN IST EIN TRAUM“ – LIEDERABEND MIT BRITTA SCHWARZ – 17.11.2019
„Das Leben ist ein Traum“ beginnt eines der Lieder von Joseph Haydn, das Britta Schwarz u. a. in ihrem Liederabend, einem Alumnikonzert der Hochschule für Musik Dresden, sang. Vor nicht allzu langer Zeit gehörten Liederabende in den meisten Opern- und Konzerthäusern noch zum guten Ton, um dem Publikum auch die Gattung Kunstlied nahezubringen. Jetzt sind Liederabende immer seltener geworden. Umso erfreulicher ist es, dass sich nun in Dresden, wo einst Liederabende sehr beliebt und begehrt waren, die Hochschule für Musik für diese besondere Gattung engagiert und Liederabende im Rahmen der Reihe „Das Lied in Dresden“, die 1998 von einer Privatinitiative ins Leben gerufen wurde und im April (21.4.) zum 100. Mal stattfindet – mit Camilla Nylund, am Klavier Jobst Schneiderrat – übernommen hat sowie Alumnikonzerte mit ehemaligen Absolventen, die hier studiert und sich inzwischen in der Musikwelt einen Namen gemacht haben, veranstaltet.
Dietrich Fischer-Dieskau brachte den besonderen Wert der Gattung Lied in einem Grußwort an „Das Lied in Dresden“ zum Ausdruck mit den Worten: „Aber das Kunstlied als zarte Pflanze braucht stets immer neue Hingabe und unbeirrbaren Einsatz, um allen Widerständen standzuhalten.“
Dafür setzte sich die Mezzosopranistin/Altistin Britta Schwarz im jüngsten Alumnikonzert ein und brachte ihre Hingabe für das Lied zum Ausdruck. Mit ihrer samtenen Stimme und großem Gestaltungsvermögen widmete sie sich Liedern von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart, die leider aus den Konzertsälen fast verschwunden sind und doch so viel Humor, Besinnlichkeit und/oder Lebensweisheit enthalten, sowie bekannten Liedern von Franz Schubert.
Mit „Eine sehr gewöhnliche Geschichte“, bei der Haydn einen humorvoller Text verschmitzt humorvoll vertonte und die bis in unsere Zeit ihre umwerfend amüsante Wirkung nicht verfehlt, eröffnete Britta Schwarz den Reigen ihres reichhaltigen Liederabends und bot weitere sechs Raritäten von Haydn mit einem Spektrum von umwerfendem Humor bis zu elegischen, besinnlichen, beschaulichen oder träumerischen Inhalten, auch zwei, die er auf englische Texte schrieb (wahrscheinlich bei seinem Englandaufenthalt), und sieben Lieder von Mozart, bei denen dessen innige Herzlichkeit, Kunstsinn, aber auch Humor zum Ausdruck kommen. Wann hört man schon einmal diese kleinen Werke großer Meister. Viele Musikfreunde werden kaum wissen, dass es diese Lieder überhaupt gibt.
Dann wendete sich Britta Schwarz sechs melodisch hingebungsvollen Liedern von Schubert zu und endete sehr ernst mit drei Liedern aus seiner “Winterreise“, die sie auch als kompletten Zyklus im Konzertsaal singt und damit überzeugt, dass auch eine sensible Frauenstimme diesen ernsten Zyklus mit intensiver Gestaltung bringen kann (auch wenn sich der Text eindeutig auf einen Mann bezieht).
Da sie sich vorwiegend Alter Musik, dem Oratoriengesang und dem Lied verschrieben hat, hat sie sich ihre mühelos und in allen Lagen wohlklingende, geschmeidige Stimme mit dem samtenen Klang bewahrt. Ihr Stimmumfang ist beachtlich, ihre Technik ausgezeichnet. Sie beherrscht alles, vom leisesten, feinsten Pianissimo bis zum starken Forte. Ihre Ausdrucksmöglichkeiten sind breit gefächert, und so konnte sie sich ganz der breiten Palette von Liedern aus Klassik und Romantik mit vielfarbiger Gestaltung widmen. Sie vertiefte sich in jedes einzelne Lied und brachte seine spezifische Eigenart, seine stimmlichen Anforderungen und speziellen Inhalt zum Klingen, Nachempfinden und Erfahren.
Christine Schornsheim, die international renommierte Solistin an Cembalo und Hammerklavier, die auch in Orchestern, vorrangig der Alten Musik, spielt, „ist Musik durch und durch“. Sie begleitete Britta Schwarz stilgerecht am Hammerflügel und gestaltete einfühlsam mit – zwei Künstlerinnen auf gleicher musikalischen Wellenlänge. Sie verstanden sich „blind“ und spürten gemeinsam den Feinheiten der ausgewählten Lieder nach. Da konnte man von „Originalklang“ sprechen.
Das sehr zahlreich erschienene Publikum entließ beide erst nach einer Zugabe, einem weiteren Lied aus Schuberts „Winterreise“, das so recht zum Liederabend passte: „Was vermeid’ ich denn die Wege“, die die and‘ren Wandrer geh’n“ („Der Wegweiser“).
Ingrid Gerk