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DRESDEN/ Frauenkirche: ZDF-ADVENTSKONZERT MIT HANNA-ELISABETH MÜLLER UND DANIEL HOPE

02.12.2018 | Konzert/Liederabende

Dresden/Frauenkirche: ZDF-ADVENTSKONZERT MIT HANNA-ELISABETH MÜLLER UND DANIEL HOPE 1.12.2018

Für eine niveauvolle Sendung des ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen) unter dem Titel „Adventliche Festmusik aus Dresden“ am ersten Adventssonntag wird seit Jahren in der Dresdner Frauenkirche am Vorabend ein Konzert mit prominenten Mitwirkenden und viel Prominenz im Publikum veranstaltet und aufgezeichnet (Sendetermine: 2.12., 18 Uhr, ZDF und 23.12., 13 Uhr, 3sat). Zu diesem Zweck wird die Frauenkirche mithilfe von Scheinwerfern in magisches Licht getaucht und mit zahlreichen Kerzen erhellt. Dann erscheint die üppige Innenausstattung in ihrer barocken Pracht noch festlicher. Auf dem Programm stehen nicht unbedingt die bekannten Advents- und Weihnachtslieder, sondern ausgewählte, stimmungsvolle Teile aus Opern, Oratorien und Messen berühmter Komponisten.

Trotz Blitz-Eis am Vortag waren alle Künstler rechtzeitig angereist und in guter Verfassung, so dass das wahrhaft festliche Programm mit weihnachtlichen, wenn auch nicht ausschließlich für die Weihnachtszeit bestimmten, Ausschnitten aus Werken großer Meister mit der, von der Sächsischen Staatskapelle Dresden in ausgezeichneter Qualität gebotenen „Trompeten-Ouvertüre C-Dur“ (op. 101) von Felix Mendelssohn Bartholdy beginnen konnte. Am Pult stand der junge Lorenzo Viotti, Sohn des verstorbenen Marcello Viotti, der 28jährig bereits vor renommierten Orchestern stand und auf eine ansehnliche Karriere blicken kann. Seit 2018/19 hat er „sein eigenes“ Orchester, das Orchestra Gulbenkian in Lissabon, als Chefdirigent.

Dann kam die Überraschung des Abends. Die junge, hübsche deutsche Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller, die auf dem besten Weg ist, eine große internationale Karriere zu machen, die sie 2014 mit ihrem Auftritt als Zdenka in „Araballa“ von Richard Strauss unter Christian Thielemann bei den Salzburger Osterfestspielen begründete. Bei ihrem ersten Auftritt in der Frauenkirche, der gleichzeitig ihr erster Auftritt in Dresden war, war bereits der berühmte „erste Eindruck“ der allerbeste.

Sie hat alle Vorzüge und Voraussetzungen für eine große Sängerkarriere. Äußerlich eine perfekte junge Diva mit natürlicher Eleganz und Nettigkeit, betrat sie strahlend, mit freundlichem Lächeln die Bühne und sang zunächst „nur“ Max Regers „Mariä Wiegenlied“ (op. 56, Nr. 52), aber wie kultiviert, mit welcher gestalterischen Kraft und technischer Perfektion! Da stimmte einfach alles vom feinen Pianissimo bis zum Forte, die makellose Höhe und die helle, sehr klare Stimme mit entsprechendem Volumen, das sie für die Opernbühne prädestiniert, aber auch geschickt für die kleine, intime Form eines innigen Liedes einzusetzen weiß, ohne Anstrengung oder gar „Brüche“. Die wenigen Minuten ihres ersten Auftritts an diesem Abend, wurden zum Ereignis! Kein Wunder, dass der begeisterte Applaus erst nach Minuten der Stille einsetzte, nachdem die feinfühlig mitgestaltende, von ihr offenbar inspirierte, Staatskapelle, das Lied sehr zart instrumental weiterführend, nach- und ausklingen ließ.

Ebenso von ihr inspiriert, schien der Männerchor des Sächsischen Staatsopernchores Dresden, der hauchzart am Beginn von Gabriel Faurés „Cantique de Jean Racine“ (op.11) einsetzte. Zusammen mit den danach nahtlos einsetzenden Frauenstimmen und dem Orchester wurde das Werk zu einem großartigen Ganzen voller Innigkeit und Gefühl.

Mit großem Gefühl und Innigkeit gestaltete danach auch Daniel Hope, der Artistic Director der Frauenkirche, das „Adagio“ aus dem „Violinkonzert Nr. 3, G‑Dur“ (KV 216) von Wolfgang Amadeus Mozart, ein „schmelzendes“ Violin-Solo in feinster Tongebung, von Gefühl geprägten, sanften Tönen, leisem, feinstem Pianissimo, perfekten Doppelgriffen und stilvoller „Kadenz“, nicht ohne äußerliche Effekte, aber mit großem technischem Können. Seine „singende Violine passte so recht in diese feierliche Stimmung, die danach kontrastreich durchbrochen wurde von „Gloria“ (FP 117) und „Laudamus te“ von Francis Poulenc, kraftvoll und ausdrucksstark vom Chor gesungen und mit einem lauten Aufschrei endend.

Wieder besänftigend „glätteten sich die Wogen“ bei Ausschnitten aus dem Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy: „Höre, Israel“ und „Fürchte dich nicht“, sehr eindrucksvoll interpretiert von Staatsopernchor und Staatskapelle und insbesondere Hanna-Elisabeth Müller, die danach noch einmal ihre hohe Gesangstechnik mit der Mezzosopranistin Stephanka Pucalkova in Engelbert Humperdincks „Abendsegen“ aus der Oper „Hänsel und Gretel“ stimmungsvoll einsetzte. Beide Sängerinnen ergänzten sich, ihre Stimmen mischten“ sich gut. Sie sangen mit entsprechender Innigkeit, sehr kultiviert und gefühlvoll, in relativ langsamem Tempo, aber spannungsgeladen und die Feinheiten „auskostend“. Die Staatskapelle nahm auch hier die Intentionen auf und führte sie ebenso stimmungsvoll und feinfühlig weiter bis zur lebhaften „Traumpantomime“.

Mit „Cum sancto spiritu“ aus der „Petite messe solenelle“ von Gioachino Rossini, machtvoll und mit Power vom Staatsopernchor gesungen, endete eine reichliche Stunde voller weihnachtlicher Musik, ereignisreich und auf höchstem Niveau.

 Ingrid Gerk

 

 

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