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DRESDEN/ Frauenkirche: „THE MESSIAH“ MIT NURIA RIAL ZUM TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT

04.10.2018 | Konzert/Liederabende

Dresden/Frauenkirche: „THE MESSIAH“ MIT NURIA RIAL ZUM TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT 3.10.2018

 

  1. F. Händels „Messias“ begeistert immer wieder, sooft man ihn auch hört. Er hat sich als repräsentatives Werk zu besonderen Anlässen etabliert, ob zur Jahrtausendwende, zur Adventszeit, zu Silvester oder am Neujahrstag, wie in den nun schon zur Tradition gewordenen Aufführungen in der Frauenkirche unter Ludwig Güttler. Jetzt hatte Frauenkirchenkantor Matthias Grünert Händels beliebtestes Oratorium für ein festliches Konzert am Tag der Deutschen Einheit gewählt.

Mit dem, von ihm gegründeten, Kammerchor der Frauenkirche und dem, ebenfalls von ihm aus Anlass der Weihe der wiedererrichteten Frauenkirche gegründeten, ensemble frauenkirche Dresden gestaltete er eine Aufführung von 2 Std. 45 min. Dauer (einschließlich einer Pause) ohne die Nummern des „Anhangs“, bei der die ursprünglichen 3 Teile zu 2 Teilen zusammengezogen waren, was aber der Aufführung keinen Abbruch tat. Die Tempi waren sehr gut gewählt, und es waren keinerlei Brüche oder Zäsuren zu bemerken.

Daran hatte insbesondere das kleine, aber feine ensemble frauenkirche aus profilierten Mittgliedern der Sächsischen Staatskapelle Dresden und der Dresdner Philharmonie großen Anteil. Die Musiker widmen sich auf modernem Instrumentarium in einer lebendigen, historisch informierten Aufführungspraxis vorrangig Werken der Barockzeit und der Klassik mit Dresden-Bezug und begeistern auch international ein großes Publikum. Dieses Instrumentalensemble bezaubert immer wieder mit seiner Klangschönheit, Stilsicherheit und großem Können. Es bildete nicht nur die sehr zuverlässige, sondern auch eine besonders klangschöne Basis.

Es wurde mit Hingabe an das Werk und Gespür für Händels Musik musiziert, was besonders in der „Pifa“ (Hirtenmusik) seinen Höhepunkt fand. Das Orchester musizierte kontinuierlich in höchster Qualität und betörend schönem Klang, aber auch sensibel auf die Sänger eingehend, und wartete mit zwei sehr guten Trompetern auf, die nicht nur sehr sauber musizierten, sondern auch mit sehr ansprechendem Ton aufwarteten, wodurch u. a. auch die allgemein gefürchtete Trompeten-Arie “The trumpet shall sound“ mit dem Bassisten Tobias Berndt, der auch die schwierigsten Passagen makellos und ausgeglichen sang, zum Hörerlebnis wurde.

Das Solisten-Quartett war unterschiedlich, aber mit zuverlässigen, stilorientierten Sängerinnen und Sängern besetzt, allen voran Nuria Rial, die gefragte Barocksängerin und Händel-Spezialistin, die mit glockenreinem Sopran und Leichtigkeit der Sopranpartie trotz aller Schwierigkeiten Schönheit verlieh. Bei ihrem feinsinnigen Gesang war immer alles im Fluss. Es gab keinerlei Brüche. Sie setzte mit ihrer geschmeidigen Stimme, fließender Dynamik, mühelos lockeren Verzierungen und sensiblem Ausdruck die Glanzpunkte.

Der Altpartie widmete sich Nicole Pieper mit Stilgefühl und guter, auf die Interpretation von Musik der Barockzeit orientierter Gesangstechnik und guten Verzierungen. Im Duett Alt-Tenor stellte sie sich gekonnt auf den Tenor Thilman Lichdi ein, der seinerseits wie bei seiner gesamten Gesangspartie sehr gewissenhaft sang und auf Stilgefühl und Exaktheit orientierte. In der Höhe wies seine Stimme jedoch eine gewisse Härte und Schärfe, insbesondere im Forte, auf.

Der reine Frauenchor und auch der Männerchor des Kammerchores schienen zunächst für die separaten Auftritte vor allem in Piano-Passagen unterbesetzt. Als gemischter Chor steigerten sich die Sängerinnen und Sänger im Verlauf der Aufführung jedoch zu guter Klangwirkung und sehr schönen Chorsätzen, erstaunlicher dramatischer Wucht und kraftvoller Durchschlagskraft, bis hin zu einem energischen „Surely, He hath our griefs …“. Sie behaupteten sich auch bei dem berühmten, hier auffallend sehr mit Pauke verstärkten „Halleluja“ als glanzvoller Abschluss des (hier) ersten Teils (sonst 2. Teil).

Es war insgesamt eine klangschöne „Messias“-Aufführung, die von allen Beteiligten mit viel Engagement und Leistungswillen gestaltet wurde und von Matthias Grünert, oft auch vom Cembalo aus, geleitet wurde. Sie schloss mit einem berührenden „Amen“ mit sehr feinsinnigen Ersten und anschließend einsetzenden Zweiten Violinen.

Ingrid Gerk

 

 

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