Dresden/Frauenkirche: MUSIK VON J. S. BACH UND P. J. VEJVANOVSKÝ MIT LUDWIG GÜTTLER, ANDREAS SCHEIBNER UND FRIEDRICH KIRCHEIS – 15.11.2015
Drei, u. a. auch für die Interpretation der Musik der Barockzeit prädestinierte Künstler, Ludwig Güttler, Andreas Scheibner und Friedrich Kircheis, gestalteten die 256. Sonntagsmusik in der Dresdner Frauenkirche mit viel Engagement. Auf dem Programm standen mit einer Ausnahme Kompositionen von J. S. Bach.
Friedrich Kircheis eröffnete die Sonntagsmusik an der großen Kern-Orgel der Frauenkirche mit einer groß angelegten Interpretation von „Passacaglia und Fuge c Moll“ (BWV 582). Seine Registrierung verlieh beiden Teilen festlichen Glanz. In weitgespannten musikalischen Bögen durchleuchtete er das Werk in seiner polyphonen Struktur. Er hielt die Spannung über das gesamte Werk, verfolgte die einzelnen musikalischen Linien in ihrem vielfältigen Zusammenwirken und ließ die Zuhörer daran teilhaben. Es war eine grandiose Wiedergabe, die einen sehr festlichen Programmablauf einleitete.
Die nachfolgende „Sonata g-Moll“ („Sonata à 4 Bemollis) von einem Zeitgenossen Bachs, Pavel Josef Vejvanovski (1633-1693), einem mährischen Komponisten, Barocktrompeter und Chorleiter, der u. a. in Kremsier (Kroměříž) wirkte und dort die Nachfolge von H. I. F. Biber nach dessen Abreise nach Salzburg antrat. Ursprünglich war die „Sonata“ für Trompete, Violine, 2 Violen und Basso continuo konzipiert, hier wurde sie in einer Bearbeitung von Friedrich Kircheis für Trompete und Orgel interpretiert. Ludwig Güttler, Trompete und Kircheis an der großen Orgel brachten diese Bearbeitung in kongenialem Zusammenspiel zu Gehör, so dass dieses sehr ansprechende Werk auch in dieser Besetzung bestach. Güttler ließ die Trompete zunächst von der Orgelempore weit in den Raum erschallen, fand aber auch sehr feine, gefühlvolle Pianotöne, um die Komposition mit ihren „süßen“ barocken Klängen und lebensfroher, barocker Klangfülle zur Geltung zu bringen.
In gleicher Besetzung und gleicher Musizierfreude spielten beide auch den Schübler-Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ für Orgel von J. S. Bach (BWV 645) aus „Sechs Choräle von unterschiedlicher Art“, bearbeitet für Trompete und Orgel.
Aus „Achtzehn Choräle verschiedener Art (Leipziger Choräle) für Orgel steuerte Kircheis den Choral „Schmücke dich, o liebe Seele (BWV 654) in „lieblicher“, dem Choral angemessener, sehr klangvoller Registrierung bei und leitete damit zu der Bachkantate „Ich habe genug“ (BWV 82) über.
Von den Virtuosi Saxoniae, einem 1985 von Ludwig Güttler mit führenden Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle Dresden gegründeten Kammerorchester begleitet, sang der, u. a. auch mit der Musik Bachs sehr vertraute Bariton, Andreas Scheibner Arien und Rezitativ dieser Solokantate mühelos, mit gut klingender Stimme, besonders geschmeidigen Übergängen und sehr guter Diktion und Textverständlichkeit. Güttler hatte ein optimales Tempo gewählt, so dass auch alle Feinheiten und Details ausgesungen und ausmusiziert und voll zur Geltung gebracht werden konnten. Dirigent, Solist und Orchester widmeten sich in sehr harmonischem Zusammenwirken der Solokantate mit großer Sorgfalt und Verständnis für das Werk.
Die Virtuosi Saxoniae spielen in sehr unterschiedlichen Besetzungen. Hier waren es nur wenige versierte Musiker, aber welch wunderbarer Klang. Es war nur eine reichliche Stunde Sonntag-nachmittäglicher Musik, aber welche musikalische Bereicherung. Programm und Ausführung waren sehr gut abgestimmt und jeder einzelne Programmpunkt ein musikalische Kleinod, was durch diese Wiedergabe besonders deutlich wurde.
Ingrid Gerk