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DRESDEN /Frauenkirche: LUDWIG GÜTTLER UND DIE VIRTUOSI SAXONIAE MIT MUSIK VON J. S. BACH UND SEINEN ZEITGENOSSEN

28.08.2016 | Konzert/Liederabende

Dresden/Frauenkirche: LUDWIG GÜTTLER UND DIE VIRTUOSI SAXONIAE MIT MUSIK VON J. S. BACH UND SEINEN ZEITGENOSSEN – 28. 8. 2016

Den ersten Teil des Programmes bestritten Ludwig Güttler und Friedrich Kircheis. Bei jedem Auftritt der beiden Musiker beeindruckt immer wieder ihr kongeniales Zusammenwirken. Sie musizieren in perfektem Zusammenspiel mit gleicher Werkauffassung und gleichem musikalischem Atem, was bereits bei der für Corno da caccia und Orgel bearbeiteten Choralbearbeitung „Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret“ aus der Kantate „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ (BWV 137) von J. S. Bach deutlich wurde. Ausgeglichen, mit gutem Klang und perfekter Klarheit trotz zügigem, aber gerade noch nicht übereiltem Tempo brachten sie auf sehr ansprechende Weise die ursprünglich für Alt, Solovioline und Basso continuo vorgesehene Choralbearbeitung besonders klangschön zu Gehör.

In gleicher Qualität widmeten sie sich auch der „Sonata c-Moll“ für Trompete und Orgel von Jean Baptiste Loeillet (1680-1730). Hier wurde frisch, mit klarem, hellem, an Maurice André erinnernden,  Trompetenton und kongenialer Orgel zwischen „Adagio“ (1. Satz), frappierendem „Allegro“ (2. Satz), feierlicher „Sarabande“ (3. Satz) und wieder zügigem „Allegro“ (4. Satz) musiziert.

Dazwischen steuerte Friedrich Kircheis das „Concerto A-Dur“ für Orgel von Johann Gottfried Walther (1684-1748) bei. Bei guter Registerwahl und Berücksichtigung des Nachklanges der Orgel musizierte er auch Feinheiten und Details liebevoll aus und trug in souveräner Weise dem .festlich-fröhlichen „Concerto“-Charakter Rechnung. Neben heiterer Ausgelassenheit in den „Allegro“- bzw. „Andante-Allegro“-Sätzen fing er die Stimmung ländlicher Idylle im „Pastorella“-Satz ein und ließ auch den tänzerischen Charakter des „Concertos“ anklingen.

Die gute Programm-Auswahl fand ihren Abschluss mit der Bach-Kantate „Jesu, der du meine Seele“ (BWV  78), komponiert 1724 in Leipzig. 12 Jahre später (1836) ließ Bach die Orgel der Frauenkirche erklingen. Der Eingangs-“Chor“, in dem bereits die ganze Leidenschaftlichkeit der Kantate eingefangen ist, wurde hier nur von den vier Solisten, deren Stimmen in etwa harmonierten, gebildet und die – alles erfahrene Oratoriensänger –  ihre Erfahrungen einsetzten, aber doch nicht den vollen Chorklang ersetzen konnten, wobei ein schöner Ausgleich durch das – wie bei den meisten Bach-Kantaten mitgestaltende kleine Orchester – die Virtuosi Saxoniae (Musiker von den ersten Pulten der Sächsischen Staatskapelle Dresden ) mit Flöte, 2 Oboen, Streichern und Orgel) geschaffen wurde. Damit wurde einmal mehr deutlich, wie viel Einfluss ein gutes (Kammer-)Orchester bei der Aufführung haben kann.

Möglicherweise musste Bach seinerzeit zuweilen auch mit einem sehr kleinen Chor auskommen. Er wusste sich immer zu helfen. Wenn keine guten Sopran-und Altsolisten zur Verfügung standen, fügte er z. B. ein Duett ein, in diesem Falle eines von besonderer Zartheit und Innigkeit und „eines der originellsten und entzückendsten Solosätze in Bachs Kantatenschaffen“, das immer wieder bezaubernde „Wir eilen mit kleinen, doch emsigen Schritten, o Jesu, o Meister, zu helfen zu dir“.

In A-B-A-Form konzipiert, erfordert es einige Virtuosität und stimmliche Leichtigkeit, die bei  Birte Kulawik gegeben war. Mit leichter, klangvoller Sopranstimme und entsprechender Sicherheit trug sie die Ausführung des Duettes und sorgte für eine kontinuierliche Linie, da Marlen Herzog, Alt zumindest zu Beginn sehr zurückhaltend einstimmte, so dass bei diesem Duett insgesamt doch nicht ganz die gewohnte Innigkeit erreicht wurde, die seitens Birte Kulawiks in schöner Weise gegeben war. Seine Wirkung verfehlte das Duett aber auch hier nicht.

Albrecht Sack und Johannes G. Schmidt sangen exakt, zuweilen mit kräftiger Höhe und guter Artikulation. Es fehlte nur der geschmeidige Klang der Stimme bei jeweils „Recitativo“ und „Aria“. Der wurde bei der Tenor-Arie durch die Flöte (Jens Jörg Becker) ersetzt, die mit „gesanglichem“ Ton der Arie Schönklang und Ausdruck verlieh. Ähnlich verhielt es sich bei der Bass-Arie durch die Begleitung von Oboe und Streichern mit einer sehr schönen instrumentalen Einleitung.

Im abschließenden Choralsatz fanden die vier Solisten zu schöner Klangfülle, Ausdruckskraft und Harmonie zusammen, so dass man in ausgeglichener innerer Stimmung die Frauenkirche verließ.

Ingrid Gerk

 

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