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DRESDEN/ Frauenkirche: KAUM ODER GAR NICHT BEKANNTE WERKE DER BACH-DYNASTIE, PRÄSENTIERT VON LUDWIG GÜTTLER

07.10.2018 | Konzert/Liederabende

Dresden/Frauenkirche: KAUM ODER GAR NICHT BEKANNTE WERKE DER BACH-DYNASTIE, PRÄSENTIERT VON LUDWIG GÜTTLER 6.10.2018

Im Rahmen der Frauenkirchen-Bachtage präsentierte Ludwig in einem Konzert zwei relativ selten aufgeführte Kantaten von Johann Sebastian Bach: „Ich bin vergnügt in meinem Glücke“ (BWV 84) und „Du Hirte Israel, höre“ (BWV 104) sowie weitgehend unbekannte Kompositionen von zwei seiner Söhne und eines weiteren Mitgliedes der weitverzweigten Bach-Dynastie, deren Mitglieder über drei Jahrhunderte die Musik professionell ausübten und in Mitteldeutschland prägten, „einem Geschlechte, welchem Liebe und Geschicklichkeit zur Musik, gleichsam als ein allgemeines Geschenck, für alle seine Mitglieder, von der Natur mitgetheilet zu seyn scheinen“, wie es Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel und J. F. Agricola in einem Nekrolog zum Ausdruck brachten.

Einer von ihnen, ein entfernter Verwandter in der gleichen Generation wie Johann Sebastian war Johann Nikolaus Bach, dessen wohlklingende, sehr vitale“Missa brevis“ für Sopran, Alt, Tenor und Bass, vierstimmigen Chor, Streicher, Fagott und Basso continuo“ (B.c.) aufgeführt wurde, ein sehr ansprechendes Werk, beeinflusst von einer Italien-Reise des Komponisten, eine Entdeckung, die es durchaus wert wäre, öfter wieder aufgeführt zu werden.

Desgleichen überraschte auch ein „Magnificat“ für zwei vierstimmige Chöre, zwei Hörner, Streicher (Oboe), Fagott und B.c. des jüngsten Bach-Sohnes Johann Christian Bach, der in Mailand Furore machte und später in London gefeiert und hofiert wurde. Den Abschluss bildete die Kantate „Lobet Gott, unseren Herrn Zebaoth“ für Chor, zwei Trompeten, Pauken, Streicher (Oboen), Fagott und B.c.“ von Wilhelm Friedemann Bach, dem ältesten Bach-Sohn.

Alle diese Werke überraschten durch Klangfülle und Klangschönheit, was nicht zuletzt dem leistungsfähigen Sächsischen Vokalensemble (Einstudierung: Matthias Jung) und den mit Perfektion, Stilgefühl, technischem Können und einem innigen Verhältnis zur Musik der Barockzeit musizierenden Viruosi Saxoniae zu danken war, einem Kammerorchester aus führenden Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle Dresden, die, der historischen Aufführungspraxis angenähert, auf modernen Instrumenten spielen. Vielleicht liegt gerade in dieser Verbindung das Erfolgsgeheimnis, mit dem sie im In- und Ausland neue Maßstäbe gesetzt haben. Die sehr klangschöne, geschmeidige Solo-Violine vom 1. Konzertmeister der Sächsischen Staatskapelle und der Viruosi Saxoniae, Roland Straumer, zur Arienbegleitung in der „Bachkantate BWV 84“ gehörte zu den Höhepunkten des Abends.

Das Solistenquartett war sehr unterschiedlich besetzt und entsprechend den aufgeführten Werken sehr unterschiedlich eingesetzt. Während der stilsicheren Altistin Susanne Langner nur eine kleinere Aufgabe in der „Missa bevis“ oblag, hatte die Sopranistin Anja Zügner sowohl in dieser  Messe, als auch in der „Bachkantate (BWV 84)“ umfangreiche solistische Auftritte, die sie mit Engagement und stilsicher Technik, wenn auch mit etwas schriller Höhe bewältigte.

In der „Bachkantate  (BWV 104)“, in der als Solisten nur Tenor und Bass vorgesehen sind, gestaltete Albrecht Sack die Tenorpartie etwas zurückhaltend, während Andreas Scheibner  Rezitativ und Arie für Bassstimme mit entsprechendem Stimmvolumen, flexibler Stimme, versierter Technik, sehr langem Atem, erstaunlicher Tiefe, sehr feinsinnigem Piano und reicher Erfahrung auf dem Gebiet barocker Kirchenmusik gestaltete.

 Ludwig Güttler leitete die Aufführung mit ruhiger Hand. Er konnte sich auf sehr zuverlässige und mit der Wiedergabe von Barock-Musik erfahrene und versierte Sänger und Instrumentalisten verlassen.

Da dem durchaus verständigen und sehr interessierten Publikum einige Werke völlig fremd waren, klappte es mit dem Applaus nicht immer so ganz, weshalb sich Güttler in seiner humorigen Art an die etwas unsicheren Zuhörer wandte. Gefallen hat der Abend aber trotzdem sehr, denn er brachte viel Neues und Interessantes in sehr guter musikalischer Qualität und trug dazu bei, den musikalischen Horizont um Einiges zu erweitern.

 

Ingrid Gerk

 

 

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