Dresden/Frauenkirche: „HOPE ACADEMY IN CONCERT“ – 6.9.2024
Daniel Hope, Violinvirtuose, Artistic Director der Frauenkirche, Musikdirektor des Zürcher Kammerorchesters, Leiter von Meisterkursen und, und, und …, präsentierte in einem Konzert der Frauenkirche zwei hochbegabte, sehr junge angehende Musiker „seiner“ Academy Schloss Neuhardenberg, die bereits über beachtliches, schon fast professionelles Können verfügen.
Seit 2018 treffen sich jährlich junge hochbegabte Jugendliche mit Daniel Hope auf Schloss Neuhardenberg in Brandenburg in einer Masterclass der von einer Stiftung ausgerichteten Academy. Dabei geht es nicht nur um gutes Musizieren und die Arbeit am Instrument, sondern auch um Präsentationstraining, Persönlichkeitsentwicklung, Profilbildung, Karriereplanung und den internationalen Konzertbetrieb. Das spürte man auch im Konzert, in dem Hope die beiden noch sehr jungen, aber bereits schon sehr leistungsstarken Musiker vorstellte, einen Cellisten und einen Pianisten, die nach seinen einführenden Worten den Konzertabend mit Johann Sebastian Bach begannen, nachdem auch der Cellist Willard Carter noch einige einführende Wort über die Erarbeitung des Stückes geäußert hatte (vielleicht ein bisschen viel Worte zur Musik).
Willard Carter spielte mit modernem Cello und Simon Haje am modernen Konzertflügel Bachs „Sonate für Viola da gamba G‑Dur (BWV 1027), nicht mit der jetzt allgemein üblichen Orientierung auf historische Aufführungspraxis, sondern eher sachlich, klar, technisch versiert und mit der richtigen Phrasierung. Dennoch wollten der weiche, sanghafte Klang des Cellos und das sehr flüssige, virtuose Spiel am Klavier noch nicht so recht zusammenpassen. Beide waren noch wenig aufeinander eingestimmt (vielleicht auch ein bisschen aufgeregt, was äußerlich nicht auffiel) und spielten mehr „nebeneinander“ als miteinander, was bei so jungen Künstlern verständlich ist und sich bereits bei den „Fünf Stücken im Volkston“ (op. 102) von Robert Schumann änderte, bei denen jedes der fünf Stücke einen unverwechselbaren Charakter hat und starke Kontraste in Stimmung, Tempo und Technik dem Werk die Gesamtstruktur verleihen. Das kam dem Verständnis der beiden jugendlichen Musiker offenbar sehr entgegen.
Hier entwickelte der junge Cellist ein betont gefühls- und klangvolles Spiel, vor allem im lyrischen dritten Stück. Beide Musiker wirkten schon sehr professionell. Da „stimmte auch die Chemie“ zwischen ihnen und Schumanns Komposition und steigerte sich noch bis zum energiegeladenen fünften Stück, wo der Cellist schon wahre Meisterschaft entwickelte.
Dann ergriff der junge Pianist das Wort und berichtete über seine Erfahrungen bei der Einstudierung der „Klaviersonate Nr. 3 h‑Moll“ (op. 58) von Frédéric Chopin, die zum Ereignis wurde. Mit reichlich Pedal, das manche Töne leicht ineinanderfließen ließ und bei der Akustik der Frauenkirche besonders auffiel, begann er die Sonate technisch perfekt und auch mit schönen lyrischen Passagen, steigerte sich immer mehr in eine virtuose Gestaltung in einer Balance zwischen nicht zu viel Temperament (wie bei manch „gestandenen“ Pianisten) und Sensibilität, wie sie Chopin bekanntlich eigen war, und mit solch unerwarteter Perfektion und Brillanz hinein, dass das andächtig lauschende Publikum, das sich sonst generell zurückhielt und erfreulicherweise nicht nach jedem Satz applaudierte, am Schluss aus Begeisterung mit spontanen Standing Ovations seiner Bewunderung Ausdruck verlieh.
Der nächste Höhepunkt folgte mit dem „Klaviertrio Nr. 1 d‑Moll“ (op. 49) von Felix Mendelssohn Bartholdy, das zu den bekanntesten Klaviertrios der Romantik gehört. Hier gesellte sich Daniel Hope, der Initiator und Lehrer, zu den beiden jungen Künstlern und sorgte für eine sehr stimmige, harmonische Wiedergabe. Alle Drei musizierten mit viel Enthusiasmus und bildeten ein gut eingespieltes Team. Für den enthusiastischen Beifall des begeisterten Publikums bedankten sie sich mit schlichtem, klangschönem Trio-Spiel, das mit feinen Melodielinien, die mal bei dem einen, mal bei dem anderen Instrument solistisch hervortraten, und entließen die Konzertbesucher in Bewunderung und Begeisterung. Da muss man sich um den Nachwuchs der „klassischen“ Musik keine Sorgen machen. Vielleicht sollte man sich die Namen Willard Carter und Simon Haje merken.
Ingrid Gerk