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DRESDEN/ Frauenkirche: ERÖFFNUNGSKONZERT DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN MIT DEM GUSTAV MAHLER JUGENDORCHESTER UNTER HERBERT BLOMSTEDT

26.08.2015 | Konzert/Liederabende

Dresden / Frauenkirche: ERÖFFNUNGSKONZERT DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN MIT DEM GUSTAV MAHLER JUGENDORCHESTER UNTER HERBERT BLOMSTEDT – 24.8.2015

 Seit 2008 gehört es zu einer schönen Tradition, dass die Sächsische Staatskapelle Dresden die Eröffnung der neuen Kapell-Spielzeit im Rahmen einer seit 2012 bestehenden künstlerischen Partnerschaft und engen Zusammenarbeit dem Gustav Mahler Jugendorchester (GMJO) überträgt. Bei dem diesjährigen Gastspiel des GMJO, das auf seiner Tournee nach Bozen, Luzern, Salzburg, Amsterdam, Kloster Eberbach u. a. in der Dresdner Frauenkirche Station machte, stand eine der monumentalsten Schöpfungen des Symphoniezeitalters auf dem Programm: die „Symphonie Nr. 8 c‑Moll“ von Anton Bruckner.

 Unter der Leitung des in Dresden überaus beliebten Herbert Blomstedt, der 1975 – 1985 Chefdirigent der Staatskapelle Dresden war und bis heute nahezu alljährlich als Gastdirigent ans Kapellpult zurückkehrt, musizierten die hochtalentierten jungen Instrumentalisten in der voll besetzten Frauenkirche sehr engagiert, mit enormem Leistungswillen und großem Können. Sie nahmen jeden Impuls, jede Intention Blomstedts auf und setzten sie mit großem Können um. Bruckners „Achte“ ist mit Christian Thielemann und der Sächsischen Staatskapelle in Dresden zur Legende geworden. Blomstedts Auffassung und Interpretation war anders, mit anderen Klangfarben und auch etwas anderer Deutung und Empfindung, aber in ihrer Art sehr eindrucksvoll und mitreißend.

 Elastischen Schrittes betrat Blomstedt das Podium, um ca. 1,5 Std. in physischer und noch mehr geistiger Frische das Orchester der besten jungen Musiker zu leiten und sie zu großartigen Leistungen zu inspirieren, so dass man kaum glauben mochte, dass so junge Musiker schon zu so reifer Interpretation fähig sind. Die Orchestermitglieder aus aller Herren Länder stimmten sich in gegenseitigem Einvernehmen wunderbar untereinander ab und spielten wie ein großer, gemeinsamer Organismus.

 Einziger, aber nicht geringer Wermutstropfen waren die akustischen Verhältnisse. Die Frauenkirche, ein Bau aus der Barockzeit hat ihre eigenen akustischen Gesetzmäßigkeiten. Während Kammerorchester, kleine Ensembles und sogar Solo-Cello bis in den letzten Winkel zu hören sind und nie Anlass zur Klage gaben, ist ein großes Symphonieorchester und noch dazu mit Werken spätromantischer Komponisten meist ein Problem. Manchen Orchestern gelang es mitunter, durch geschickte Aufstellung Abhilfe zu schaffen. Hier war das groß besetzte Orchester optisch sehr wirksam vor der Chorschranke und im Altarraum platziert und gab ein eindrucksvolles Bild im „Rund“ der Frauenkirche, aber die akustischen Probleme waren nicht von der Hand zu weisen.

 Während die sehr schönen, farbig abgestimmten, wohl durchdachten und oft hingebungsvoll „zelebrierten“ Pianissimo-, Piano und Mezzoforte-Passagen mit ihrem zauberhaften Klang den Kirchenraum erfüllten, wurden die euphorischen, ebenso sauber gespielten Forte- und Fortissimo-Passagen, die wie technisch verstärkt wirkten, trotz sehr gutem Decrescendo fast zur Qual. Schade um die in allen Phasen perfekt umgesetzte, bis ins Detail sehr gut ausgearbeitete und bis in geistige Tiefen ausgelotete Interpretation, deren Wirkung nicht zuletzt auch auf eine sehr starke Kontrastwirkung orientierte. Es wurde allgemein sehr sauber musiziert. Ein paar minimale (vielleicht temperaturbedingte) „Unschärfen“ bei den klangschönen Bläsern, die sehr schnell abgefangen wurden und vielleicht auch nur auffielen, weil alles so extrem klar musiziert wurde, fielen da kaum ins Gewicht.

 Mancher Zuhörer war ob der Fortissimo-Stellen genervt, aber schließlich steckte das Publikum diese „Nebenerscheinung“ einfach weg und zollte den Ausführenden, die sich bis zum gewaltig aufbrausenden Schluss sehr engagiert auf eine bestmögliche Interpretation konzentriert hatten, nach ergriffener Stille den berechtigten, jubelnden Beifall.

 Ingrid Gerk

 

 

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