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DRESDEN/Frauenkirche: DREI BACHKANTATEN ZUM TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT

04.10.2020 | Konzert/Liederabende

Dresden / Frauenkirche: DREI BACHKANTATEN ZUM TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT – 3.10.2020

Ursprünglich sollte der 30. Tag der Deutschen Einheit in der Frauenkirche ganz groß mit Johann Sebastian Bachs  „Messe in h‑Moll (der „Hohen“, es gibt auch noch eine kleinere in h‑Moll) gefeiert werden, aber wie so vieles, wurde auch dieses Vorhaben wegen Corona drastisch reduziert und so blieben nur noch drei festliche Kantaten des großen Meisters. Aus dem reichen Schatz von etwa 200 überlieferten kleinen Meisterwerke dieser Gattung, weltlichen und sakralen, hatte Frauenkirchenkantor Matthias Grünert drei der bekanntesten und beliebtesten ausgewählt: „Gelobet sei der Herr, mein Gott“ (BWV129), „Allein zu dir, Herr Jesu Christ“ (BWV 33) und „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ (BWV 137), die in dieser Reihenfolge aufgeführt wurden. Er stand am Pult und hatte „nebenher“ auch den Cebmbalo-Part übernommen.

Getragen wurde die Aufführung von dem (variablen) ensemble frauenkirche aus Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle und der Dresdner Philharmonie, die sich je nach Bedarf in unterschiedlicher Anzahl zusammenfinden. Diesen Abend bestritten insgesamt 13 Musiker am Altarplatz in unterschiedlicher Besetzung. Alle Stimmen waren nur einfach besetzt, eine Erste Violine, eine Zweite Violine, eine Viola, ein Violoncello usw., und nur wo es unbedingt erforderlich war, gab es zwei bzw. drei gleiche Instrumente (zwei Oboen und drei Trompeten), aber welche Klangfülle und welche Klangschönheit, zu der insbesondere auch der seelenvolle Klang der Flöte, die Oboe und der geschmeidige, einschmeichelnder Ton der Ersten Violine beitrugen, vergleichbar den großen Oratorienaufführungen.

Der stark reduzierte Kammerchor der Frauenkirche sang, verteilt auf die  Orgelempore und die auf beiden Seiten darunterliegenden Choremporen, d. h. an drei, in einiger Entfernung räumlich auseinanderliegenden Positionen, um die geforderten Abstände zu wahren, eine „Corona“-Maßnahme, die als „Nebenwirkung“ ein besonders ansprechendes optisches Bild bescherte, aber den Sängerinnen und Sängern größere Schwierigkeiten bei der Abstimmung, die sie jedoch „professionell“ meisterten, anfangs noch etwas verhalten, dann sich aber steigernd von Kantate zu Kantate bis zu erstaunlicher Homogenität und Klangfülle bei der letzten Kantate.

Bei den Solisten bestach vor allem Britta Schwarz mit ihrer warmen, samtenen Altstimme und ihren gesangstechnischen und gestalterischen Vorzügen, prädestiniert für den Oratoriengesang, mit großem Atem, mühelos und ausgeglichen in allen Lagen, mit weicher, klangvoller Tiefe und feinstem Pianissimo, das im letzten Winkel der Kirche noch zu hören war, große Linien gestaltend und alle Feinheiten ausmusizierend, solistisch und im genialen Miteinander mit den Instrumenten, wie in der 2. Kantate mit Solo-Violine und Orchester.

Hanna Zumsande sang die Sopran-Partien mit Sorgfalt und dem Bestreben nach bestmöglicher Bewältigung, vor allem der gesangstechnischen Seite.

 Perfekt, ausdrucksstark und mit Verve widmete sich der erfahrene Daniel Johannsen der Tenor-Partie, leicht dramatisch und mit seiner tragenden Stimme den Kirchenraum füllend. Trotz sehr weiter Entfernung und sehr unterschiedlicher Timbres im Duett mit dem Bass Thomas Laske auf ein gutes Zusammenwirken orientiert, von den beiden Oboen, Cello und Orgel unterstützt.

Trompetenüberglänzt, in relativ zügigem Tempo und mit triumphalem Schluss klang das einstündige Konzert mit der dritten Kantate sehr festlich aus.

Ingrid Gerk

 

 

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