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DRESDEN/ Frauenkirche: „CHRISTMAS IN DRESDEN“ MIT ANNE SOFIE VON OTTER UND DANIEL HOPE

19.12.2018 | Konzert/Liederabende

Dresden/Frauenkirche: „CHRISTMAS IN DRESDEN“ MIT ANNE SOFIE VON OTTER UND DANIEL HOPE18.12.2018

Man kennt Anne Sofie von Otter vor allem von ihrer legendären Paraderolle des Octavian in Richard Strauss‘ „Rosenkavalier“, den sie an der Wiener und Münchner Staatsoper und der Met sang, aber auch von vielen anderen Opernrollen, Liederabenden und zahlreichen, preisgekrönten CDs. Ganz hat sie die Opernbühne nach ihrer über 30jährigen Karriere noch nicht verlassen, gastiert an der Komischen Oper Berlin und Münchner Staatsoper, widmet sich auch Recitals (London, Wigmore Hall und München, Cuvilliès-Theater) und auch einmal dem Konzert, wie einem „Weihnachtskonzert“ in der Dresdner Frauenkirche, zusammen mit dem Zürcher Kammerorchester und Daniel Hope, dem Music Director dieses bedeutenden Kammerorchesters (seit 2016/17) und jetzigem Artistic Director der Frauenkirche.

Der Titel „Christmas in Dresden“ bezog sich weniger auf ein, hier mittlerweile mit diesem Begriff in Verbindung gebrachtes Konzert (und CDs) mit Werken von Komponisten, die in engen Beziehungen zu Dresden standen, wie z. B. Weihnachtsmusik vergangener Jahrhunderte, wie sie am Dresdner Hof oder in der Frauenkirche seinerzeit aufgeführt wurde, sondern ein gefälliges Programm mit beliebter Musik zur Weihnachtszeit.

Wenn man so will, gibt es auch zwischen dem Italiener Arcangelo Corelli, dessen unbefangen, sehr vital und frisch von dem relativ großen Kammerorchester gespieltes „Concerto grosso g‑Moll“ (op. 6 Nr. 8) „Fatto per la notte di natale“ nicht fehlen durfte, eine mittelbare Beziehung zum Dresdner Hof, der nicht nur hinsichtlich Musik italienische Kunst bevorzugte, sondern auf allen Gebieten, auch der Malerei, der Architektur usw.

Johann Sebastian Bach, aus dessen „Weihnachtsoratorium“ Anne Sofie von Otter, von Hope auf der Violine gefühlvoll begleitet, die gefühlvolle Arie „Schließe, mein Herze, dies selige Wunder“ eher dezent zurückhaltend sang, hatte enge Verbindungen zur Dresdner Hofkapelle.

Georg Friedrich Händel, dessen “Concerto grosso d-Moll” (op. 6 Nr. 10 – HWV 328) lebhaft, emotionsgeladen und mitreißend von Hope und „seinem“ Kammerorchester, einschließlich Mitwirkung einer, Originalklang vermittelnden, Laute musiziert wurde, weilte in Dresden – um berühmte Sängerinnen und Sänger für die Londoner Oper abzuwerben. Aus seiner Oper “Rinaldo” sang Anne Sofie von Otter die Arie „Cara sposa” mit leichter, klarer Stimme, nicht übereilt, aber gut artikuliert, eher lyrisch und getragen und mit leisen, feinen in die großen musikalischen Linien eingebunden Verzierungen, sowie die Arie “Will the sun forget to streak” aus “Solomon” (HWV 67) in einer Bearbeitung (E. Haïm) in kongenialer Übereinstimmung mit dem Orchester und einem expressiv und virtuos gestalteten Mittelteil.

Der „Winter“ aus „The Four Seaspons“ von Antonio Vivaldi, revomposed und in drei Versionen des „Winters“ gestalterisch überhöht, von Max Richter (*1966), begann zunächst in raschem Tempo, dann leise, extrem verlangsamt und gedehnt, mit Hopes klangvollem Violinen-Solo, und von Violine und Streichern wie frostklirrend gestalteter Winterkälte und Einsamkeit bis hin zu einem dynamisch gesteigerten leisen Klangteppich, der sich schließlich in der Einsamkeit der winterlichen Natur verlor.

Danach konnte es in einem anschließenden „volkstümlichen Teil“ mit Bearbeitungen (Paul Bateman) mit „White Christmas“ von Irving Berlin, „A Child is Born“ von Thad Jones und „The Christmas Song“ von Bob Wells/Mel Tormé nur heiterer werden.

Anne Sofie von Otter sang in englischer Originalsprache und setzte ihre sensible Stimme sehr bewusst und dezent zurückhaltend ein, von ihren ebensolchen dezenten, eleganten Gesten unterstrichen und begleitet von Solo-Violine und Streichern, nicht ausgelassen fröhlich, sondern relativ leise und sich distinguiert zurückhaltend, sehr fein und kultiviert.

Etwas „ausgelassener“, die Spannung lösend, ging es dann bei der von ihr „vorgeschlagenen“ „Zugabe“, dem gemeinsam mit dem Publikum gesungenen „O Tannenbaum“ zu. Nicht zuletzt wurde mit diesem Programm ein großer Besucherkreis, der die Frauenkirche füllte, angesprochen – gemäß dem Goethe-Zitat „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen; und jeder geht zufrieden aus dem Haus.“

Ingrid Gerk

 

 

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