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DRESDEN/ Frauenkirche: BLÄSERMUSIK VIRTUOS“ MIT DEN DRESDNER CAPELLSOLISTEN, ABER OHNE TINE THING HELSETH

04.12.2015 | Konzert/Liederabende

Dresden/Frauenkirche: „BLÄSERMUSIK VIRTUOS“ MIT DEN DRESDNER CAPELLSOLISTEN, ABER OHNE TINE THING HELSETH – 3.12.2015

Nach erfolgreicher Konzerttournee der Dresdner Kapellsolisten mit Tine Thing Helseth, u. a. zwei Tage zuvor noch in Istanbul, hatte sich eine große Schar von Musikfreunden auf ein Konzert mit der jungen Star-Trompeterin in der Dresdner Frauenkirche gefreut, aber sie sagte zum 2. Mal ein Konzert an dieser Stelle ab, und das am Morgen des Aufführungstages. Die Enttäuschung mancher Besucher war groß. Am Ende eines glanzvollen (Ersatz-)Konzertes „mit Pauken und Trompeten“ aber waren sie doch versöhnt.

Die Kapellsolisten waren nicht verlegen und hatten in Anlehnung an das ursprünglich vorgesehene Programm schnell ein neues, sehr ansprechendes Programm mit Barockmusik zur Weihnachts- und Winterzeit zusammengestellt. Fünf Kollegen der Sächsischen Staatskapelle, aus deren führenden Mitgliedern sich die Dresdner Kapellsolisten zusammensetzen, und ein Gast hatten sich sehr kurzfristig zur Mitwirkung bereit erklärt, um das Konzert zu retten. Beim Konzert am Abend war keine Spur von Improvisation oder gar wenig Probenzeit zu spüren.

Wie ursprünglich vorgesehen, begann das Konzert mit dem „Concerto grosso Nr. 6″ (op. 8), dem „Weihnachtskonzert“ von Giuseppe Torelli (1658-1709), innig und klangschön von den Streichern der Kapellsolisten unter der umsichtigen Leitung von Helmut Branny interpretiert.

Susanne Branny, die 1. Konzertmeisterin des Kammerorchesters, hatte den Solopart in Nr. 4, dem  „Winter“, aus den „Jahreszeiten“, dem „Concerto f‑Moll ‚L’Inverno‘ “ op. 8 (RV 297) von Antonio Vivaldi übernommen und spielte ihn überaus virtuos, mit extremer Klarheit in den schnellen Außensätzen und zusammen mit dem Orchester sehr gefühlvoll und voller innerer Spannung im langsamen Mittelsatz. Man konnte förmlich die eisige Kälte klirren hören, obwohl in der Stadt eher frühlingshafte Temperaturen herrschen.

Damit die Liebhaber von Bläsermusik auch auf ihre Kosten kamen, wurde das „Konzert für zwei Hörner, Streicher und Basso continuo Es-Dur“ von Georg Philipp Telemann aufgeführt, bei dem zwei Hornisten der Sächsischen Staatskapelle (Harald Heim und Klaus Gayer) den Solopart übernommen hatten und klar und mit gutem Klang musizierten, wobei bei so viel Klarheit auch jede kleine Ungenauigkeit auffällt.

Von Telemann war auch die „Burleske de Quichotte“, ein heiteres Stück über komische Episoden des Don Quichotte, die mit besonderer Fröhlichkeit musiziert wurde.

Noch einmal zeigte Susanne Branny ihr Können mit dem, zusätzlich ins Programm aufgenommenen „Violinkonzert E‑Dur“ (BWV 1042) von Johann Sebastian Bach. Sie spielte mit Hingabe und Musizierfreude, wie man sie sich beim Musizieren in der Barockzeit vorstellt, den ersten Satz mit virtuoser Erwartung, den langsamen Satz mit viel innerer Spannung und Abwechslung und den letzten Satz zusammen mit dem Orchester mit sehr festlichem Glanz.

Den feierlichen Abschluss, der endgültig alle, wegen der Absage von Tine Thing Helseth enttäuschten, Zuhörer versöhnte, bildete Telemanns „Konzert für drei Trompeten, Pauke und Streicher D‑Dur“ mit besonders feinem Streicherklang im 2. Satz. Der Solotrompeter der Sächsischen Staatskapelle, Matthias Schmutzler, bewegte im Zusammenwirken mit seinen Fachkollegen (Jörg Röhrich und Siegfried Schneider) mit seinem glanzvollen, unnachahmlichen Trompetenklang die Gemüter, und Bernhard Schmidt bewies einmal mehr, dass mit der Pauke auch wirkliche Töne hervorgebracht werden können, die sich wie ein weiteres Soloinstrument in den Klang des Orchesters einfügten und aktiv den festlichen Gesamtklang mitbestimmten.

Es war kein „Ersatz-Konzert“, das die in ihrer Leidenschaft für eine epochengetreue Rekonstruktion verbundenen Mitglieder der Dresdner Kapellsolisten in sehr gutem Zusammenwirken unter der Leitung ihres Mitbegründers und „Primus inter pares“, Helmut Branny, an diesem Abend mit leidenschaftlicher Musizierfreude boten, sondern die mitreißende, vitale Interpretation ansprechender Kompositionen von Meistern der Barockzeit, die Musizierfreude und Klangzauber einer vergangenen Zeit wieder wachriefen und den Zuhörenden die Welt dieser Musik erschlossen, weshalb die Ausführenden auch erst nach der Wiederholung des letzten, besonders festlichen, Satzes mit Pauke und den drei Trompeten entlassen wurden.

Ingrid Gerk

 

 

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