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DRESDEN/ Frauenkirche: ADVENTSKONZERT DES ZDF MIT DIANA DAMRAU, TUULI TAKALA U. A. UNTER CHRISTIAN THIELEMANN

03.12.2017 | Konzert/Liederabende

Dresden/Frauenkirche: ADVENTSKONZERT DES ZDF MIT DIANA DAMRAU, TUULI TAKALA U. A. UNTER CHRISTIAN THIELEMANN 2.12.2017

Das alljährlich vom ZDF aufgezeichnete „Adventskonzert“, das traditionell am 1. Adventssonntag als „Adventliche Festmusik aus Dresden“ im Fernsehen ausgestrahlt wird, war in diesem Jahr ein wahrhaft festliches Konzert unter der Leitung von Christian Thielemann. Es gab gleich mehrere Gründe zur Freude. Nicht nur die Dresdner Musikfreunde freuen sich, dass Thielemann seinen Vertrag als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden verlängert hat, das Adventskonzert des ZDF fand zum 15. Mal in der Dresdner Frauenkirche mit der Sächsischen Staatskapelle statt und der mitwirkende Sächsische Staatsopernchor feiert in diesem Jahr sein 200jähriges Bestehen.

Der Altarbereich der Frauenkirche war festlich angestrahlt, um die Schönheit der Kirche in ihrer dezenten Farbigkeit für das Fernsehen noch weiter wirkungsvoll und durchaus stilvoll zu unterstreichen. Es wurde ein Konzert in wirklich festlicher Atmosphäre. Thielemann spannte einen großen musikalischen Bogen um die ausgewählten Musikstücke, von denen jedes in der Interpretation berühmter Gäste und in Dresden wirkender Solisten sowie der Staatskapelle und des Staatsopernchores zu einem besonderen Highlight wurde.

Mit der „Ouvertüre“ aus der überquellende Lebensfreude sprühenden „Orchestersuite D‑Dur“ (BWV 1068) von Johann Sebastian Bach leitete die Sächsische Staatskapelle unter Thielemanns Leitung das Konzert klangschön, niveauvoll und in einem guten Tempo ein, ziemlich rasch, um dem festlichen Charakter Rechnung zu tragen, und doch mit dem gewissen Quäntchen Zurückhaltung, um die Wiedergabe nicht zu übereilen und Klarheit und Klang nicht zu gefährden. Obwohl oder gerade, weil die Musiker in historisch orientierter Aufführungspraxis, aber nicht auf Instrumenten der Barockzeit oder stilgerechten Nachbauten spielen, sondern mit ihren gewohnten Instrumenten, kam diese Ouvertüre klanglich und emotional besonders schön zur Geltung.

Der besondere Klang übertraf so manches (Kammer-)Orchester mit „Originalinstrumenten“, denn es kommt auf die Spielweise und das musikalische Verständnis der Musiker an, weniger auf wissenschaftliches Historisieren. In der Barockzeit wurde – schon aus der Not heraus – das Instrumentarium sehr locker gewählt. Bach ist diesbezüglich ebenfalls locker damit umgegangen und hat sich auch theoretisch oft nicht festgelegt. Drei, mit schöner Klarheit und zum Teil „metallisch“ hellem Klang, musizierende Trompeter unterstrichen den festlichen Charakter dieser lebensvollen Musik und leiteten zu weiteren Trompeten-Auftritten über.

Seit der Renaissance waren Trompeten der Inbegriff des Festlichen. So folgte die trompetenüberglänzte Arie „Jauchzet Gott in allen Landen“ (BWV 51) aus Bachs gleichnamiger Kantate, die Diana Damrau mit hoher Virtuosität und der aus Oberndorf bei Salzburg stammende Trompeter Helmut Fuchs, der u. a. bei den Wiener Philharmonikern und der Opéra de Nice verpflichtet war und seit 2016 bei der Sächsischen Staatskapelle als Solotrompeter wirkt, mit frischem, schlankem Ton wie in „Zwiesprache“ interpretierten.

Wie schon bei Bach stimmte die Staatskapelle in die anschließende Weihnachtskantate „Vom Himmel hoch“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy mit den Teilen „Es ist der Herr Christ, unser Gott“, „Er bring euch alle Seligkeit“, „Sei willkommen, du edler Gast“, „Das also hat gefallen dir“ und „Lob, Ehr sei Gott im höchsten Thron“ sehr klangvoll und festlich ein und bildete den stilvollen Rahmen für den Gesang.

Die finnische Sopranistin Tuuli Takala, die schon mehrere Wettbewerbe gewann und an der Semperoper mit Saisonbeginn aus dem Jungen Ensemble ins Ensemble wechselte, begeisterte mit ihrem Sopranpart, den sie mit großer Innigkeit sang und bei dem sich ihre Stimme in der Höhe mit besonderer Klangschönheit entfaltete. Sie begeisterte mit ihren mühelosen Koloraturen und schöner, klangvoller Stimme, die sie auch als Königin der Nacht in Helsinki, Dresden, Berlin und bei den Savonlinna-Opernfestspielen bekannt machten und womit sie die Besucher der Semperoper u. a. auch in „Hoffmanns Erzählungen“ begeisterte.

Benjamin Appl, u. a. Dietrich Fischer-Dieskaus letzter Schüler, gestaltete den Baritonpart mit guter Artikulation und damit sehr guter Textverständlichkeit, die allgemein leider schon selten geworden ist. Der Sächsische Staatsopernchor zeigte in dieser Kantate seine Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit vom machtvoll gesungenen Chorsatz bis zum klangschön und einfühlsam gesungenen Choral.

Im anschließenden „Gloria“ aus der „Freischütz-Messe“ von Carl Maria von Weber konnte sich Tuuli Takala noch einmal mit ihrer schönen Sopranstimme im Zusammenklang mit Staatsopernchor und Staatskapelle entfalten.

Der Klang der schönen Sopranstimmen kulminierte im „Laudate Dominum“ aus „Vesperae solennes de Conessore“ von Wolfgang Amadeus Mozart, sehr feinfühlig und berührend gesungen, besser gesagt „zelebriert“ von Diana Damrau, begleitet von der Staatskapelle. Ihre hervorragende Gesangstechnik ermöglichte diese meisterhafte Interpretation, die am Ende vom Staatsopernchorchor, der die musikalische Linie aufnahm und folgerichtig weiterführte, aufgenommen wurde.

Der 3. Satz aus dem „Trompetenkonzert Es‑Dur“ von Joseph Haydn bekräftigte einmal mehr den besonders festlichen Charakter des Konzertes. Helmut Fuchs interpretierte das „Allegro“ mit sehr hellem, „metallischem“ Ton und virtuos, wenn auch nicht immer „blitzsauber“, möglicherweise ein wenig beeinträchtigt von den Temperaturschwankungen zwischen winterlicher Kühle und Fernseh-Scheinwerfern.

Das Duett „Von deiner Güt‘ o Herr und Gott“ aus Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ brachte noch einmal die besondere Stimme und die interpretatorischen Fähigkeiten von Tuuli Takala in schöner Gemeinsamkeit mit Benjamin Appl zur Geltung, wie auch bei dem Quartett „Singet dem Herren, alle Stimmen!“, bei dem sich Hyunduk Na und Frank Blümel vom Staatsopernchor hinzugesellten.

Ein geschmackvolles, sehr abwechslungsreiches Arrangement des Adventsliedes „Macht hoch die Tür“ von Jarkko Riihimäki, bei dem die Mitwirkenden noch einmal solistisch mit unterschiedlicher instrumentaler Begleitung oder (mit „nahtlosen“ Übergängen) im Duett oder kleinen Ensembles auftraten und schließlich auch das Publikum nicht nur im Programmheft, sondern auch von Thielemann mit einer freundlichen Geste aufgefordert wurde, die letzte Strophe als „Chor“ mitzusingen, bildete den Abschluss eines gelungen Adventskonzertes, das Experten, Musikliebhaber und unvoreingenommene Fernsehzuschauer gleichermaßen begeistern konnte und an dessen Ende es glückliche Gesichter auf beiden Seiten gab.

Ingrid Gerk

 

 

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